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Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
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Warnung beherzigen?«
    »Warum sollte ich irgendetwas von dem glauben, was Ihr sagt?«
    Dee blieb abrupt stehen.
    »Ich hab über Euch gelacht«, sagte Petra.
    Dee machte den Mund auf, klappte ihn dann aber wieder zu.
    »Jedenfalls war Ariel überhaupt nicht so, wie Ihr gesagt habt«, fuhr Petra fort. »Es hat keinen Sturm gegeben. Und Ariel ist eine Sie«, Petra kam wieder auf einen früheren Punkt zurück. »Ein bisschen insektenhaft, aber eindeutig eine Sie.«
    »Es passte besser. Ariel sieht nicht immer so aus. Er ist wegen dir so erschienen.Wegen dem, was du bist.«
    Petra hob eine Augenbraue an. »Bin ich eine Libelle?«
    »Du bist eine Schimäre.«
    »Echt? Dann ist eine Schimäre wohl jemand, der seinem Kidnapper gegen das Schienbein tritt, ihn zu Fall bringt, sodass er sich den Kopf aufschlägt und sein Gedächtnis verliert, und ihn vergessen lässt, dass er jemals ein aufgeblasener Kriecher war? Denn das alles klingt schrecklich mehr nach mir.«
    »Petra, setz dich hin. Es gibt da Dinge, die wir besprechen müssen.«
    »Nein. Es gibt da Spiele, die Ihr spielen wollt, und die hab ich satt.«
    »Keine Spiele mehr.« Dee griff sich an die Hüfte. Es sah so aus, als würde er Luft aufschnallen. Dann streckte er ihr seine leeren Hände hin.

    Sie nahm das unsichtbare Schert, dessen Gewicht sie ein bisschen beruhigte.
    »Ich bitte dich noch einmal, dich hinzusetzen, Petra. Gestatte mir, dir zu erklären, was du bist, denn es gibt wahrhaftig nur wenige von deiner Art auf der Welt.«

Rätsel
    I CH HABE einen Bruder mit vier Beinen und einem großen Hut«, sagte eines der Kinder, die im Kreis im Heck des Schiffs saßen. »Wie heißt er?«
    »Zu einfach!«, rief ein Junge im roten Hemd. »Das weiß doch jeder! Das ist ein Tisch!«
    Die Eltern der Kinder, die sich gegenseitig mit Rätseln herausforderten, wuselten in der Nähe herum. Ein paar Schritte weiter saß der blonde Gadsche mit untergeschlagenen Beinen und beobachtete die Gruppe aufmerksam. Zwei Seeleute arbeiteten direkt neben ihm. Klara wickelte Seile auf, und Brishen schrubbte angetrocknete Fischschuppen vom Deck, aber beide hörten dem Spiel der Kinder zu.
    »Ich weiß auch eins«, sagte Klara und warf ihre Zöpfe zurück. »Meine Schwester ist sehr klein, dünn und zieht einen langen Schwanz hinter sich her.«
    »Ich weiß es«, sagte Brishen. »Das ist …«
    Klara stieß ihn mit dem Ellbogen an.
    Er sah sie schuldbewusst an. »Ein Tintenfisch?« Er zwinkerte Klara zu.
    »Ein Tintenfisch?«, schrien die Kinder gellend. »Das ist kein Tintenfisch!«
    »Welcher Idiot käme denn auf so was?«

    »Brishen, du bist zu lange in der Sonne gewesen.«
    »Mag ja sein«, sagte er. »Aber was ist es denn dann?«
    Sie wurden still. Dann hob ein Mädchen schüchtern die Hand. »Hm, Klara, ist deine Schwester … eine Nadel?«
    »Das stimmt!«, sagte Klara fröhlich.
    Neel stand etwas entfernt mit vor der Brust verschränkten Armen an die Backbordreling gelehnt und sah ihnen zu. Ihm fiel auf, dass der blonde Junge geistesabwesend mit den Fingern durch ein Häufchen Sand vor seinen Beinen fuhr, den Blick aber nie von den Rätsel ratenden Kindern abwandte. Neel fragte sich, was der Gadsche an diesem Spiel so interessant fand, das er doch unmöglich verstehen konnte. Die Kinder plapperten weiter auf Romanes.
    »Meine Schwester hat einen dicken Bauch, zwei lange Haarnadeln und wiegt sich selbst jeden Abend in den Schlaf.«
    »Ein Schiff!«
    »Ich habe einen Bruder«, begann der Junge mit dem roten Hemd, »der hat viele runde Augen und einen Mund, der an der Seite aufgeht. Er hat immer ein Zuhause, wohin er auch geht.«
    Es blieb still. Neel glaubte, die Antwort zu wissen. Nach den abwesenden Blicken der Eltern zu urteilen, dachten sie das Gleiche.
    Alle waren überrascht, als der Gadsche sich räusperte. Er hatte einen starken Akzent, doch er fragte in einwandfreiem Romanes: »Ist das ein Wagen?«

    »Ich find ihn nett.« Klara nagte an einer getrockneten Karotte.
    »Ach ja?«, sagte Ashe und reichte das Fladenbrot am Tisch herum. »Viel zu jung für dich.«

    Ein paar Männer blickten von dieser Unterhaltung aufgeschreckt hoch.
    »Nicht auf die Art nett«, meinte Klara. »Nett wie ein kleines Schaf. Ein Schäfchen, das sagt: ›Ich ist durstig. Darf ich Teer zu trinken haben?‹«
    Die Maraki kicherten.
    Ein Junge stellte seinen Napf mit Eintopf hin. Er grinste und zeigte dabei seine Milchzahnlücken. »Er hat mich gefragt, was es heißt, ›ich hätte gerne Brot zu

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