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Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
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verwechselt, was nicht besonders erfreulich war. Doch heute Abend krabbelte er weder in die eine noch in die andere Ecke.
    Seine Finger strichen über ein kleines Häufchen Sand. Er setzte sich aufrecht hin, leerte seine Taschen und spürte, wie noch mehr Sandkörner auf das Häufchen rieselten. Es war nicht viel, doch es musste reichen. Andras hatte gesagt, sie würden morgen Sallay erreichen.
    Tomik presste den Sand unter seinen Händen zusammen. Er war sich nicht sicher, ob es funktionieren würde, denn er hatte kein Feuer. Doch andererseits hatte er die Hitze seiner Willenskraft.

    Der Morgen begann mit einem Streit. Zwei Seeleute schrien auf einen weiteren ein. Schließlich ging Treb dazwischen und stieß die drei auseinander.
    »Sie streiten sich wegen dir«, sagte eine Stimme an Tomiks Seite. Es war der Junge vom Strand, der so gut Tschechisch sprach. »Klara und Brishen weigern sich, bei der Gruppe mitzumachen, die dich zum Sklavenmarkt bringen soll. Das scheint ihr zartbesaitetes Wesen zu beleidigen.«
    Tomik zuckte mit den Schultern. »Die Menschen mögen kein Vieh schlachten, aber das Fleisch essen sie alle.«
    »Du bist nicht der Erste, der einen solchen Vergleich zieht, kleines Schaf.«
    »Hör auf mit den Spitznamen. Es ist gerade so, als würdest du das machen, um zu vergessen, dass ich ein menschliches Wesen bin.«
    »Warum nicht, Rosi. Ich nenne die Dinge so, wie ich sie sehe. Außerdem hast du mir nie deinen Namen gesagt.«
    »Als ob der dir nicht völlig egal wäre«, spöttelte Tomik, ging
zur Reling und schaute. Er war wie gelähmt von dem, was er sah.
    Der Junge stellte sich neben ihn. »Oh, Sallay.«
    Das Meer brach sich an den Felsen um den Hafen herum. Der Hafen selbst quoll vor Schiffen über und ihre Masten stachen in den Himmel wie ein Wald großer Bäume. »So viele Boote …«, murmelte Tomik.
    »Jede Menge Takelage«, stimmte der Zigeuner zu. »In dem Hafen findest du alle möglichen Arten von Schiffen: Carrack-Kriegsschiffe, Karavellen, Galeonen, Pinke, Dschunken, Snow-Ships, Barken …«
    »Sind alle Seeleute auf diesen Schiffen so wie du?«
    »Was meinst du damit? Meinst du, ob sie alle Roma sind? Nein.Aber die meisten von uns, die in Sallay andocken, sehen zu, wo sie etwas extra Gold auf dem Wasser verdienen können.«
    »Piraten.«
    »Es gibt nicht viele Seeleute, die das Wort mögen, und die, die sich dazu bekennen … na, denen möchtest du nicht begegnen. Die, die aufhören, sich selbst zu belügen, sind die größte Gefahr.« Der Junge rieb sich besorgt die Stirn. »Hör mal, bei dem Gedanken, dich zu verkaufen, führe ich keinen Freudentanz auf. Das ist nicht das, was ich wirklich gut finde. Aber Treb ist unser Kapitän und es ist seine Entscheidung. Doch das heiß nicht, dass er kein Herz hat. Er und ich, wir müssen uns um ein Geschäft in der Stadt kümmern. Aber ehe wir das machen, kümmern wir uns darum, dass du gut unterkommst. Wir wollen dich nicht auf dem Versteigerungspodest sehen. Wir fragen rum, um zu sehen, wo es den Sklaven gut geht. Das kläre ich mit Treb. Er schuldet mir was.«
    Tomik gab keine Antwort.

    »Und es tut mir leid«, brummte der Zigeuner. »Wie viel es auch einbringt.«
    »Nicht viel«, sagte Tomik.

    Der Gadsche war still, als die kleine Gruppe Maraki über das Dock ging. Seine Hände waren hinter seinem Rücken mit einem kräftigen Stück Seil gefesselt, dessen Knoten Treb selbst angezogen hatte, nachdem Andras ihn nur düster angeblickt hatte, als er ihn dazu aufforderte. Die Seeleute suchten sich den Weg zum Markt, der gleich hinter den Docks begann, die für den regen Handel sorgten.
    Was man auch wollte, hier konnte man es kaufen: Kamele, Indigo, Mais, Jade aus dem Osten, Waffen, Gewürze - und Menschen.
    Neel war schon früher in Nordafrika gewesen, doch nie in einer Stadt, die vor so viel Leben summte, mit Gerüchen, in die er sein Gesicht tauchen wollte, und Waren, die so verlockend waren. Er überlegte gerade, ein paar Früchte zu stehlen, als Tas schrie: »Er ist weg! Der Gadsche ist verschwunden!«
    Die Seeleute blieben stehen.
    »Was meinst du mit, er ist verschwunden!«, polterte Treb. Die Maraki blickten ihre Umgebung ab. Der Böhme hatte sich in Luft aufgelöst. »Ihr solltet doch auf ihn achten, nicht auf das persische Silber und die marokkanischen Frauen, ihr Hornochsen!«
    »Aber er war doch gefesselt!«
    »Oh nein.« Neel bückte sich und hob das zerfaserte Seil auf. »Er hat es durchgesäbelt.«
    »Womit?« Treb tobte. »Mit

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