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Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
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Freibezirke ein Bereich in London, der nicht auf die Gesetze der Stadt reagiert.«
    »Fahren wir gerade zu den Freibezirken?«, fragte Petra.
    »Nein, meine Liebe.«
    Petra bemerkte allmählich, dass Dee sie so nannte, wenn er sie bewusst ärgern wollte - oder vielleicht auch, wenn sie ihn mit ihrem Unwissen verärgert hatte.
    »Ich habe dir gesagt«, fuhr er fort, »dass wir zum Palast fahren. Wir nehmen die Grass Street südlich bis zu Themse bei der London Bridge. Dort mieten wir ein Boot.«
    Petra drehte sich wieder zum Fenster, doch es war schon wieder beschlagen. Sie hatte weggeblickt, um ihre Überraschung vor Dee zu verbergen - die Überraschung, dass er sie auf eine Fahrt mitnahm, um einen toten Mann zu sehen und sie außerdem unterwegs mit Informationen über London zu überhäufen, als ob die Vorstellung, sie könnte Fragen stellen, um ihre Flucht vorzubereiten, ihm nie in den Kopf gekommen wäre. Doch er musste daran gedacht haben. Er war nicht dumm. Sie wünschte, es wäre ihr möglich gewesen, Astrophil mitzunehmen. Er hätte gewusst, was davon zu halten war.
    Petra überlegte, ob sie Walsingham erzählen sollte, dass sie in Dees Haus gefangen gehalten wurde. Doch Kits früherer Herr schien genauso schlecht zu sein wie Dee, soweit Petra das beurteilen konnte, und sie hatte Bedenken, ob er ihr glauben würde. Es war besser, sie blieb still. Wenn sie nichts sagte, würde Dee auch keinen Verdacht schöpfen …
    Die Kutsche hielt an und Walsingham warf die Tür auf. »Hallo!«, rief er, als er auf das Flussufer zuging. »Hallo da drüben, Ruderer!«

    Dee bewegte sich nicht von seinem Platz und so tat Petra das auch nicht. »Warum habt Ihr ihm meinen Namen genannt? Ihr habt gesagt, er sollte geheim bleiben.«
    Dee zuckte leicht mit den Schultern. »Du hast ihn Christopher gesagt. Ebenso gut hättest du ihn der ganzen Stadt mitteilen können.« Dee schwieg einen Moment und sagte dann: »Ich sehe, du hast deine Tür entriegelt.«
    »Was?« Petra war verwirrt. Dann wurde ihr klar, dass er sich auf seinen Brief bezog. »Nein, hab ich nicht.«
    »Da bin ich anderer Ansicht. Ich habe mit meiner Frau gesprochen. Du bekommst dieselben Freiheiten wie meine Töchter. Du wirst mit ihnen essen. Du kannst mit ihnen spazieren gehen, Aufgaben wahrnehmen und Häuser besuchen, die ich für Madinia und Margaret als angemessen erachte. Du bekommst dasselbe wöchentliche Taschengeld, das sie erhalten, das du nach eigenem Erachten ausgeben kannst.Weißt du, warum ich dem zugestimmt habe?«
    Petra war wie benommen. »Ich habe keine Ahnung.«
    »Keine? Nun, die Antwort ist einfach, meine Liebe: Wenn du dich verlaufen solltest, was leicht in einer neuen Stadt passieren kann …«
    »Ich verlaufe mich nie.«
    »Wenn du verschwinden solltest, dann brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Solange die Verbindung zwischen unseren Köpfen besteht, kann ich dich finden und zurück in mein Anwesen bringen. Du könntest allerdings herausfinden, dass meine Methoden unerfreulich sind.«
    Petra folgte Dee zum Anlegeplatz, denn es war klar, dass sie keine andere Wahl hatte. Und als sie in das Boot stieg, fasste sie einen Entschluss:
    Es würde eine großartige Sache sein, Dee zu überlisten.

    Das Boot schlüpfte durch den Nebel. Petra sah zu, wie Schwäne auf dem schwärzlichen Wasser der Themse vorbeiglitten.
    Der Ruderer bemerkte das. »Du denkst vielleicht, dass die Vögel lecker schmecken würden, was, Mädel? Vergiss es. Sie gehören der Königin.«
    »Ich hab nur gedacht, dass sie schön sind.«
    Er schauderte. »Böse Geschöpfe. Und stark. Können dir glatt den Arm brechen, wenn du sie lässt.«
    »Ich habe dich fürs Rudern bezahlt, nicht fürs Reden«, blaffte Walsingham. »Wir haben schon genug Zeit verloren.«
    »Ich bezweifele, dass der Westen noch toter sein wird, wenn wir ankommen«, sagte Dee.
    »Oh, der Westen dies und der Westen das«, sagte Petra ungeduldig. »Heißt er nicht Gabriel Thorn? Ist Westen so eine Art Spitzname?«
    »Nein.« Walsingham war beleidigt, doch Petra wusste nicht, warum. »Es ist eher ein Titel. Eine Art, wie der Rat der Königin seinen Respekt gegenüber seinen wichtigsten Mitgliedern zeigt. Es ist …«
    »Ein Spitzname«, sagte Dee.
    »Der Rat hat dreizehn Mitglieder.« Walsingham hatte sich Petra zugewandt. »Ich bin eines von ihnen. Dee ist ein weiteres. Doch unter der Regierung Königin Elizabeths hat es immer vier Mitglieder gegeben, deren Stimme mehr Gewicht hatte. Sie sind der Norden, der

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