Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
Vom Netzwerk:
schienst uns nicht besonders zu mögen«, bemerkte Margaret.
    »Und wir waren beschäftigt«, beharrte Madinia. »Wir haben doch Kleider für den Winterball der Königin kaufen müssen. Durch ganz London sind wir gelaufen, bis unsere Füße total
wehtaten. Und ich bin gerade so begeistert von meinem Unterricht im Spielen der Laute …«
    »Du hasst es doch, Laute zu spielen«, sagte Margaret.
    »Du hast recht. Stimmt!« Madinia lachte. »Ich würde meine Laute Meister Bassano am liebsten auf dem Kopf zerschlagen, diesem schielenden alten Biest!«
    »Warum hast du nach uns geschickt, Petra?«, fragte Margaret.
    »Ich langweile mich«, log Petra.
    »Ich mich auch!«, sagte Madinia. »Was sollen wir machen?«
    »Ihr könntet mir das Haus zeigen«, schlug Petra vor. Vielleicht könnte sie einfach aus der Haustür rennen …
    »Das verstehst du unter Spaß haben?«
    »Na, wir könnten ja nach Geheimgängen suchen oder so«, versuchte es Petra.
    »Und dann ein Würfelspiel auf dem Teppich spielen«, spottete Madinia. »Ich bin doch kein Kind mehr.«
    »Du sollst dein Zimmer nicht verlassen, Petra«, sagte Margaret.
    »Warum? Hält sich euer Dad ein Schmusemonster im Flur?«
    Madinia kicherte.
    »Oder hält eure Familie etwas vor mir geheim?«
    Madinia hörte auf zu kichern und sah ihre Schwester an.
    »Das ist es nicht«, sagte Margaret. »Aber wenn Dad darauf besteht, dass deine Tür verschlossen ist und bewacht wird, dann muss er seine Gründe dafür haben.«
    Bewacht? Das hatte Petra nicht gewusst. »Vielleicht«, überlegte sie, »hält er mich für gefährlich.«
    »Vielleicht bist du das.« Margaret sprach so ernsthaft, dass
Petra ihre letzte Bemerkung bereute. Warum musste sie auch immer das aussprechen, was sie dachte? Nun war Margaret misstrauisch.
    Doch Petra hätte sich keine Gedanken machen brauchen.
    »Huh, huh, gefährlich!«, trällerte Madinia.
    Petra beschloss, ihre Bemühungen auf diese Schwester zu konzentrieren. Sie dachte an den Haufen schmutziger Wäsche und an das, was sie als Einziges von Madinia mit Sicherheit wusste, und sagte: »Also, euer Vater kann eigentlich keinen guten Grund dafür haben, mir Kleider zu verweigern, oder? Schaut mal, was ich gezwungen bin zu tragen.« Sie zeigte auf den Haufen.
    Madinia blieb der Mund offen stehen. »Du« - sie ergriff Petras Hand - »kommst jetzt auf der Stelle mit uns.«

    »Du bist viel zu dünn!«, schimpfte Madinia.
    Ihr Kleid hing an Petra runter. Die einzige Stelle, an der das Kleid nicht zu locker saß, waren ihre Schultern. Da war es zu eng.
    »Und groß!« Madinia klang, als wollte sie Petra dafür die Schuld geben. »Das Kleid ist für dich mindestens sechs Zentimeter zu kurz.«
    Ich wünschte, ich könnte es an dir sehen , äußerte sich Astrophil von seinem Platz an Petras Ohr.
    Du bist in der letzten Zeit richtig gemein geworden , beschwerte sich Petra.
    »Zumindest können wir eine Halskrause umlegen, um diese grässliche Narbe zu verdecken.« Madinia griff nach einem gefältelten und gestärkten Kragen.
    Petra stieß ihn weg. »Das trage ich nicht. Ich hab mich schon einverstanden erklärt, diesen blöden Käfig anzuziehen.«
Sie trat nach dem Reifrock, einem knöchernen Gebilde, das den Rock unten rundum wie eine Glocke abstehen ließ.
    »Petra, du bist mein Projekt. Du musst tun, was ich sage!«
    Warum mache ich das? , fragte Petra Astrophil stöhnend.
    Ich hab nicht die leiseste Ahnung. Du warst diejenige, die zu denken schien, ankleiden zu spielen wäre Teil unseres Fluchtplans. Und wie ist das jetzt so?
    »Lass sie in Ruhe, Madinia«, sagte Margaret. Sie saß auf der Kante des riesigen Himmelbetts, das sie sich mit ihrer Schwester teilte.
    »Sie sieht aus wie ein Stock!«
    »Sie sieht gut aus. Sie ist nur anders.«
    Petra blickte Margaret dankbar an. »Wenn keine von euch ein Kleid hat, das mir passt, können wir dann nicht in die Stadt gehen und eines kaufen?«, schlug sie vor.
    Aha , sagte Astrophil.
    »Ganz bestimmt nicht«, sagte Margaret.
    Die Dankbarkeit, die Petra für sie empfunden hatte, wurde von etwas Hässlichem abgelöst. »Warum denn nicht? Ist denn die Stadt zu groß, zu böse und Furcht einflößend für euch?«
    Margaret verschränkte die Arme. »Dir ist es nicht erlaubt auszugehen.«
    »Nur weil Dee das gesagt hat? Wisst ihr überhaupt, warum? Kümmert euch das überhaupt? Ihr seid seine Sklaven, alle beide. Manche Menschen haben Väter, die freundlich sind, die darauf hören, was ihre Töchter zu sagen haben, und die

Weitere Kostenlose Bücher