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Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
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Schild hängt irgendwo an dieser Wand.«
    »Wo ist Eures?«
    »Nirgends. Ich bin kein Ritter und will auch nie einer werden.«
    Petra sah ihn prüfend an. Es schien ihm nichts auszumachen, von seiner Königin übergangen worden zu sein. Sie blickte zu den Schilden - sie waren bunt und auffällig. Sie schrien danach, bemerkt zu werden. Dee nicht. Doch Petra
dachte, dass Dee vermutlich mächtiger war als ein Dutzend dieser Ritter mit ihren Schilden aus Pappe.
    Er wartete geduldig.
    Petra achtete nicht weiter auf ihn, ging den Korridor entlang und betrachtete die Schilde. Einer davon stach ihr besonders ins Auge. Er zeigte einen Baum, von dessen Ästen Socken,Tücher, Hüte, Mäntel, Hosen und Kleider baumelten. Darunter stand:
    Meiner Königin
Mein bestes Tuch soll kleiden Euer Land
Und es wärmen auf ein Zeichen Eurer Hand.
    Dee blickte Petra über die Schulter. »Ein jämmerliches Gedicht, aber es gibt noch schlimmere.«
    »Von wem ist das da?«
    »Es gehört zu Sir Robert Cotton, also Baumwolle. Der ganze Schild spielt mit seinem Namen. Baumwolle, Tuch, Bekleidung …«
    »Ich hab schon verstanden«, unterbrach Petra. Dann schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf. »Ariel. Sie hat was von einem Baum in Kleidern gesagt, genau wie das Bild auf dem Schild.«
    Dee blickte Petra an und sein Gesicht zeigte einen ganz neuen Ausdruck. Es sah fast wie Hochachtung aus. »Stimmt.«
    »Aber was hat das mit mir zu tun?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Dee schroff. »Ariel hat eine Menge Dinge erwähnt bis hin zu einem möglichen Mord. Und hier stehen wir, bereit, Gabriel Thorns Leiche anzuschauen. Wir - und besonders du - wären gut beraten, Ariels Worte zu bedenken.«

    Was hatte sie denn anderes gesagt? Petra erinnerte sich an die warnenden Worte des Geists an Astrophil: Traue nie einem Poeten. Petras Blick schwenkte durch den Korridor, über den zweizeiligen Schrott von Versen auf jedem Schild. Hier waren Hunderte von Poeten.
    Dee fragte: »Willst du herausfinden, warum ich dich mit zum Whitehall Palace genommen habe?«
    Das wollte sie. Sie konnte gar nicht anders. Doch sie log. »Nein.«
    »Das war eine rein rhetorische Frage«, sagte Dee. »Komm mit.«

    Whitehall Palace war weit ausgedehnt und verwinkelt. Petra war an die prachtvolle, aber einfache Form der Salamanderburg mit ihren rechteckigen Räumen und geradlinigen Fluren gewöhnt. Whitehall dagegen wirkte lebendig, als würde jede Nacht, wenn die Bewohner schliefen, ein neuer Raum in irgendeiner unmöglichen Ecke sprießen.
    Petra folgte Dee in einen Saal mit hoher gewölbter Decke. Sie hatte das Gefühl, von dem Raum verschluckt zu werden. »Was ist das für ein Saal?«, fragte sie, und ihre Worte hallten als Echo zurück.
    »Der Beobachtungssaal«, erwiderte Dee. »Hier finden Bälle statt.«
    »Also ist er zum Tanzen da, nicht zur Beobachtung.«
    Dee führte sie durch einen weiteren Korridor. An dessen Ende befand sich eine geschlossene Tür, und vor ihr standen Walsingham und der Mann mit dem gekrümmten Rücken, der Petra scharf, aber nicht unfreundlich musterte. »Wer ist sie?«
    »Meine Schutzbefohlene«, antwortete Dee.
    »Ich bin Robert Cecil.« Der Mann nahm Petras Hand und
tätschelte sie leicht. »Ich denke, du solltest hier warten. Eine Leiche ist kein angemessener Anblick für eine junge Dame.«
    »Dem kann ich nur zustimmen«, sagte Walsingham.
    »Ich nicht«, sagte Dee. »Petra ist hier, um mir zu assistieren.«
    »Ach ja?«, fragte Petra.
    »Ich habe genug von deinen Verschrobenheiten, John«, sagte Walsingham. »Ich gehe jetzt in die Küche, um die Dienerschaft zu befragen. Ich bezweifele, dass du und deine kleine Assistentin an der Leiche irgendetwas Neues entdecken werdet. Aber versuche es auf alle Fälle.«
    Er ging davon und seine Schuhe klapperten auf dem Steinboden.
    »Er ist ein fähiger Mann«, sagte Robert Cecil, während er Walsinghams Abgang beobachtete. »Aber die Königin verlangt deine Meinung über den Tod des Westens, John.«
    Die drei gingen in die Bibliothek. Lederbände, meistens in Rot und Grün, leuchteten auf den Regalen. Astrophil wäre vor Ehrfurcht ergriffen gewesen, doch Petra war enttäuscht. Sie fragte sich, warum, aber dann wurde ihr klar, dass es an Whitehall Palace nichts auch nur entfernt Magisches gab, nicht wie an der Prager Burg, die vor herrlichen Gegenständen und verwunschenen Räumen überquoll. Dieser Palast ließ Petra sich fragen, was er wohl verbarg.
    Dann sah sie Gabriel Thorns Leiche, die in einem Sessel

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