Das magische Schwert
eine feine Dame aussiehst, hast du nichts dagegen, dich auch nicht wie eine zu benehmen.«
Während sie die Rüben in der Küche klein schnitten, fragte Petra: »Erinnerst du dich an den Morgen, an dem Gabriel Thorn gestorben ist?«
»Hat Kit dir nichts erzählt?«
»Was erzählt?«
»Was ich ihm gesagt hab. Dasselbe habe ich den Räten der Königin gesagt - Walsingham und Dee -, als sie mich befragt haben. Was du für neugierige Augen machst, Mädchen. Also, es macht mir nichts aus, noch einmal zu wiederholen, was ich gesagt habe. Du kannst hier sowieso kein Geheimnis für dich behalten.« Sie schwenkte ihre raue rote Hand im weiten Halbkreis. »Wir sind ein Rudel von Klatschbasen.«
Kein Wunder, dass Kit die Küchenbesatzung so gut kennt , kommentierte Astrophil.
»Die Wachen auf dem Korridor vor der Bibliothek haben gesagt, dass Thorn an diesem Morgen niemanden getroffen hat«, fing Jessie an. »Und soweit ich weiß oder es mich angeht, hat er das auch nicht. Aber ich war die, die nach oben geflitzt ist, um zu sehen, ob Thorn irgendwas braucht. Und so, wie er gerochen hat, hatte er schon ziemlich viel Wein intus, und das am frühen Morgen! Und er hat vor sich hingebrabbelt. Völligen Unsinn, soweit ich das verstehen konnte, aber ich hab noch gedacht, selbst wenn Thorn an diesem Morgen niemanden getroffen hat, so hat er das doch gedacht, denn er hat gesagt:
›Cotton hat den Globus. Ich muss ihm das sagen.Warum ist er denn noch nicht da?‹«
»Cotton? Ein Globus? Wem erzählen? Cotton erzählen oder irgendjemand anderem? Wer ist ›er‹?«
»Woher soll ich das wissen?«
Frag nach Raleigh und Dee , schlug Astrophil vor.
»Könnte Thorn gemeint haben,Walter Raleigh zu treffen?«, fragte Petra.
»Raleigh?« Jessie grinste. »Er war im Palast, das schon, aber er ist gar nicht in die Nähe der Bibliothek gekommen.«
»Woher weißt du das?«
»Na, weil er ein Schürzenjäger ist.«
»Ein Schürzenjäger?«
»Einer, der gern flirtet. Er hat Eleanor dort drüben schöne Augen gemacht, und wenn du daran zweifelst, brauchst du nur zu gucken, wie rot sie geworden ist.«
Petra blickte zu der jungen Frau hinüber, die in Hörweite mit flammend roten Backen ein Rebhuhn stopfte. »Ich verstehe. Glaubst du, dass Thorn sich vielleicht mit John Dee treffen wollte?«
»Kann sein. Sie sind beide im Rat der Königin und sehen sich oft. Allerdings hab ich auch gehört, dass sie sich nicht besonders mögen.«
Frag nach Walsingham , sagte Astrophil.
Nach ihm? Petra dachte an den aufgeblasenen Mann mit dem spitzen Bart und dem Haaröl, das nach verwelkten Blumen roch. Warum?
An dem Tag, als du zum ersten Mal hergekommen bist, war Walsingham ganz davon überzeugt, dass Thorn an Herzversagen gestorben ist. Ein Mörder würde natürlich wollen, dass alle glauben, das Opfer wäre eines natürlichen Todes gestorben.
»Was ist mit Franzis Walsingham?«, fragte Petra Jessie.
»Na, ich denke doch, was für Dee stimmt, stimmt auch für ihn, oder? Es ist genauso wahrscheinlich, dass sich Thorn mit dem einen wie mit dem anderen treffen wollte. Und Walsingham hat mehr Macht, politisch gesehen, als Dee.Walsingham ist der Süden, und er lässt es uns ganz bestimmt wissen, wenn wir ein besonderes Gericht für ihn zubereiten sollen!«
»Danke, Jessie.« Petra gab ihr das Messer zurück.
»Du kriegst immer eine klare Antwort von mir. Und ich will dir noch was sagen: Du und Kit, ihr seid wie zwei Erbsen in einer Schote. Hier bist du jetzt und wiederholst genau die Fragen, die er gestellt hat.«
Astrophil sagte: Ich möchte zu gerne wissen, warum er diese Information nicht mit dir geteilt hat, wenn er wirklich helfen will?
»Jessie … hast du Kit in der letzten Zeit gesehen?«
Jessie ließ sich mit ihrer Antwort Zeit, und Petra bereute ihre Frage sofort, weil sie dadurch wie jemand klang, der geküsst und wieder vergessen worden war - und so wie es aussah, war das ja auch gerade der Fall.
Voller Mitgefühl sagte die Frau: »Nein, meine Liebe.«
Petra ließ die Küche, den Palast, den Park und die Anlegestelle der Bediensteten hinter sich, doch während das Mietboot auf die Londoner Innenstadt zufuhr, konnte sie das dumpfe Gefühl, zurückgewiesen und enttäuscht worden zu sein, nicht so einfach hinter sich lassen. Und als das Boot an der Stadtseite anlegte, schwelte in ihr die Wut. Kit schuldete ihr ein paar Antworten.
Petra ging durch Westlondon und suchte die Shoe Lane. Dort waren sie und Kit stehen geblieben, und Kit
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