Das magische Schwert
in die Bibliothek reinzuschlüpfen und auch wieder raus, ohne dass es jemand merkt …«
»Um das zu tun, brauchst du keine Magie«, erinnerte Neel sie.
»Der Mörder trifft sich mit Thorn, hört von dem Globus und gibt ihm mit Quecksilber versetzten Wein. Thorn ist ein Trinker. Es ist Vormittag, aber er hat schon einiges an Wein getrunken und will mehr. Er nimmt das vergiftete Glas.«
»Aber wer trägt schon Gift mit sich rum?«, fragte Tomik kritisch.
»Ich weiß nicht«, antwortete Petra enttäuscht. »Dee vielleicht.«
»Kann sein«, sagte Astrophil. »Aber bitte, Petra, bleibe objektiv. Mach mit deiner Beschreibung weiter von dem, was du denkst, das passiert ist.«
Viel gab es nicht mehr zu sagen. »Nachdem der Mörder Thorn umgebracht hat, damit niemand sonst von dem Globus erfährt, ist er zu Cottons Haus gegangen. Cotton hat den Schädel eingeschlagen bekommen. Der Globus ist weg.«
»Lasst mich mal klarstellen«, sagte Tomik. »Wenn wir rausbekommen, wer Thorn umgebracht hat, würde Dee nicht mehr versuchen, Petra daran zu hindern, England zu verlassen, und er wird ihr Informationen über Meister Kronos geben.«
»Das hat er versprochen«, bestätigte Astrophil.
»Und diese Mordgeschichte hängt eindeutig mit dem Himmelsglobus zusammen«, fuhr Tomik fort.
»Sieht so aus«, meinte Neel.
»Dann lasst uns doch eine Liste machen mit allem, was Ariel gesagt hat, allem, was es bedeuten könnte, und allen unseren Verdächtigungen.«
»Ein ausgezeichneter Vorschlag«, sagte Astrophil. Er liebte Listen.
Neel rieb sich die Schläfen. Er hasste Listen.
»Also, wer hätte Thorn getötet haben können?«, fragte Tomik.
Petra zählte an den Fingern ab. »John Dee, Franzis Walsingham und Walter Raleigh.«
»Was ist mit Dees Frau?«, fragte Neel. »Sie hat allen Grund, Thorn zu töten.«
»Sie hat gesagt, sie hätte es nicht getan«, erwiderte Petra. Dann wurde ihr klar, wie dumm das klang.
Neel spottete: »Na, du bist entschieden zu vertrauensselig.«
»Laut Jessie hatte Thorn geplant, einen Mann zu treffen«, legte Astrophil dar. »Thorn hat sich gefragt, wann er kommen würde.«
»Nur weil diese Jessie das gesagt hat? Du misst der Aussage einer Person viel zu viel Gewicht zu, die sich an etwas erinnert, was sie belauscht hat. Setz Agatha Dee mit auf die Liste«, forderte Neel, und Tomik tat es. Er und Petra beugten sich über den Tisch, und Astrophil lief auf der Liste herum und forderte sie gebieterisch auf, hier und da eine Einzelheit hinzuzufügen. Neel streckte sich auf den beiden Strohsäcken auf dem Fußboden aus. Er konnte weder lesen noch schreiben und sah auch keinen Grund, es zu lernen.
»Du könntest zumindest achtgeben«, schulmeisterte Astrophil ihn.
»Mach ich doch.« Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Und ich beweise es euch auch. Nach meiner bescheidenen Meinung denkt ihr alle in die falsche Richtung.«
»Wäre es zu viel verlangt, das zu erklären?«, fragte Astrophil.
»Ariel hat gesagt ›Mord‹, ›Verrat‹ und ›Meuchelmörder‹, und ihr werft alles drei zusammen, als wäre es ein und dasselbe. Also ich schätze mal, Thorn und Cotton sind verraten worden, und deshalb hat sie jemand abgemurkst. Klar, ihr könnt sagen, sie sind meuchlings ermordet worden. Und als du diesen Luftgeist herbeigezaubert hast - glaub mir, Pet, das war eine blöde Sache. Du weißt doch, dass Ariel dir das Rückgrat aus dem Hals hätte reißen können? -, der ist über Petra befragt worden.« Er blickte sie an. »Dee ist wild drauf, dich zu trainieren. Aber in was denn? Schwertkampf? Bewegungen vorherzusagen? Das ist nicht normal. Das sind genau die Tricks, die du lernen musst, um jemanden hinterrücks umzubringen.Was ist denn, wenn Ariel nicht von Thorn oder Cotton gesprochen hat? Wenn er mit ›Meuchelmörder‹ dich gemeint hat?«
Der Rat der Königin
J OHN DEE war besorgt. Er schob seine Hände in die ausgestellten Ärmel seines Mantels. Robert Cecil trat neben ihn und sagte: »Du kannst sie nicht für immer schützen, John.«
»Das zu entscheiden, ist Sache der Königin.«
Cecil nickte, soweit das sein verkrümmter Rücken zuließ. Als sich die Türen zum Empfangssaal der Königin öffneten, gingen Dee und die anderen Ratsherren hintereinander hinein.
Neben der Königin saß Prinz Rodolfo. Er blickte überrascht auf. Als er sprach, war sein Englisch perfekt. »Eure Majestät, sicher braucht Ihr Euren Rat nicht. Mein Anliegen ist von so geringer Bedeutung.«
»Euer Hoheit, meine
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