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Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)

Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)

Titel: Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Linck
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Hemd klebte vom Schweiß durchnässt an seinem Rücken. Den Blick hielt er gebannt auf die Waldschneise vor dem Hotelparkplatz gerichtet. Aber da war nichts. Nichts, bis auf das heimtückisch friedliche Dunkel des Waldes. Langsam legte sich der Staub. Es wurde still um ihn herum. Alles, was er hörte, war das Blut, das in heftigen Schüben durch seine Ohren rauschte. Mit zittrigen Händen kramte er ein Plastiktütchen mit der Aufschrift ›GHB‹ aus seiner Jackentasche. Er schüttete eine winzige Brise des weißen Pulvers in seine Handfläche, nahm eine Wasserflasche aus dem Handschuhfach, die er dort für Notfälle aufbewahrte und spülte das starke Beruhigungsmittel mit einem einzigen Schluck hinunter. Noch immer starr vor Angst saß er da und schaute auf das schwarze Loch in der Wand aus Bäumen. Wo war dieser Pick-Up geblieben? Und warum hatte er es auf ihn abgesehen? Vielleicht war es ein blöder Teenager-Streich? Mal Papas Monster-Truck ausprobieren?
    Er fühlte, wie ihm etwas Warmes in die Augen lief. Blut. »So ein Spinner!«, fluchte er und verzog schmerzerfüllt das Gesicht, als er eine aufgeplatzte Beule oberhalb der linken Schläfe ertastete.
    Die Scheiben des Wagens beschlugen allmählich, und ebenso benebelte auch das Medikament Wallace´ Sinne ein wenig, sodass sich seine Anspannung löste und sich der Pulsschlag beruhigte. Als das Rauschen in seinen Ohren nachließ, stieg er mit weichen Knien aus und begutachtete den Schaden auf der Beifahrertür. »Mist.« Kopfschüttelnd ging er zum Lakeside hinüber und er fragte sich, ob dieser Abend noch beschissener werden könne.
    09| LAKESIDE HOTEL, 22:03 UHR
    Vor dem Eingang des Lakesides standen zwei Streifenwagen. Wallace war es recht, dass die Polizei vor Ort war. Sie gab ihm ein Gefühl von Sicherheit. Auf den Stufen zur Veranda entdeckte er einen Softeisautomaten. Mehr war also von Giuseppe nicht übrig geblieben.
    Der Empfang des Hotels war nicht besetzt. Vielleicht weil es schon zu spät war oder man Personal einsparte. Wallace störte sich nicht daran, er kannte sich noch von früheren Tagen gut im Lakeside aus und augenscheinlich hatte sich in den letzten Jahrzehnten auch nicht viel verändert. Die Schwingtüren zum Speiseraum waren nach wie vor mit billiger Goldfarbe verziert, unechter Marmor auf dem Boden und goldener Stuck an der Decke, ja sogar die wuchtige braune Sitzgarnitur in der Ecke und darüber das Panoramabild der Seelandschaft hatten die Jahre überlebt. Es schien bald so, als wäre hier die Zeit stehen geblieben, und als würde jeden Augenblick sein Vater mit einem Anglerkoffer und zwei Angeln in den Händen in die Empfangshalle treten und ihn drängen, ihm beim Tragen zu helfen.
    Wallace ging zum Fahrstuhl hinüber. Zimmer 303 lag im dritten Stock. Ein schwerer Bronzepfeil oberhalb der Fahrstuhltür drehte sich gemächlich Richtung Erdgeschoss und mit einem dezenten ›Ping‹ glitten die Türen auf. Wallace betrachtete erschrocken sein Abbild im Spiegel der Fahrstuhlkabine. Mein Gott. Ich seh ja noch schrecklicher aus als heute Morgen, dachte er unwillkürlich und wischte sich mit einem feuchten Taschentuch das Blut aus der Stirn. Für einen Moment war er geneigt, einfach umzudrehen und wieder nach Hause zu fahren. Aber dann atmete er tief durch und betrat mit einem Seufzen die Kabine: »Bringen wir es hinter uns.«
    Der mit Mahagoni-Imitat ausgekleidete Aufzug setzte sich in Bewegung und schwebte sanft nach oben. Man hörte nichts, außer dem leisen Surren der Kabeltrommel auf dem Kabinendach. In Wallace Kopf wirbelten Bilder von Ethan und dem Pick-Up im Wald durcheinander. Er dachte mit Bedauern daran, dass er Judith nicht erzählen konnte, was er erlebt hatte. Er hatte den Entschluss gefasst, Ethan zu sagen, dass er mit der ganzen Sache nichts zu tun haben wolle. Schließlich machte ihm sein eigenes Leben genug zu schaffen. Da hatte er weder Lust noch Zeit, sich mit den Hirngespinsten von Ethan auseinanderzusetzen. Ethan schrieb schon sein ganzes Leben an DER Story. Er hatte sein Studium geschmissen, weil er angeblich DIE Story entdeckt hatte. Noch heute war es ihm unbegreiflich, wie Ethan es überhaupt zur Washington Post geschafft hatte. Und je mehr er über Ethan, über den Pick-Up, über Judith nachdachte, desto heftiger ärgerte er sich über sich selbst. Was hatte er in dieser Pampa überhaupt zu suchen? Er raste wie ein Bekloppter durch den Wald, fuhr sein Auto zu Schrott - und das alles, um nach zehn Jahren Funkstille sich

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