Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)
für ihn nicht nur wichtig, sondern lebensnotwendig an Lears Akten zu kommen, bevor wir sie finden würden. Sie sehen, wir mussten alles daran setzen, Lears Dossier in die Hände zu bekommen. Und das ging nun einmal nur mit Ihrer Hilfe, Dr. Wallace.«
»Warum haben Sie mich nicht von Anfang an eingeweiht? Ich hätte Ihnen sicherlich geholfen. Denke ich.«
»Ich weiß. Und glauben Sie mir, nichts hätte ich lieber getan. Mir blieb jedoch nichts weiter übrig, als zu versuchen, Ihnen die Unterlagen in Inkognito zu entlocken – falls Sie sie gehabt hätten. Was ich dagegen nicht riskieren konnte, war, Sie über die Einzelheiten des Falls aufzuklären.«
»Weshalb nicht?«
»Zunächst gingen wir damals davon aus, dass Lear seine Akten in seinem Büro versteckt hielt. Wir hätten Sie dort nicht hineinschmuggeln können. Cohen hätte das verhindert. Sie hätten also »undercover« arbeiten müssen, um mit Greens Hilfe in die AREA S-4 einzusteigen. Und - entschuldigen Sie - Sie sind nun einmal kein Profi. Aber selbst dann wäre der Erfolg der Mission gefährdet gewesen. Green ist ein alter Hase. Glauben Sie mir, er würde selbst einen gestandenen Agenten innerhalb weniger Sekunden durchschauen. Nein. Uns blieb leider keine Wahl. Wir mussten Sie als Zivilisten in Greens Auftrag weiter operieren lassen. Nur auf diese Weise konnten Sie in die AREA S-4 gelangen und Green in dem Glauben lassen, er würde bis zuletzt die Fäden in der Hand halten.«
»Ein Bauernopfer«, murmelte Wallace und erinnerte sich an Ethans Worte.
Venesconi hielt Wallace´ Blick für einige Sekunden stand, dann spiegelte sich in seinen Augen so etwas wie ein schlechtes Gewissen wider. „Sie waren als Dr. Millinger aber wirklich gut...“
Wallace lächelte schwach. »Und?«, fragte er schließlich. »Hat sich mein Opfer gelohnt? Können Sie gegen Green vorgehen?«
Venesconis Gesicht hellte sich auf. »Ich denke schon. Lears Aufzeichnungen legen eine feste Schlinge um Greens Hals. Wir gehen zudem davon aus, dass im Anblick der Unterlagen zumindest Wiskin das eine oder andere vor dem Bundesgericht auspacken wird, wenn er dadurch seinen eigenen Kopf retten kann.«
Wallace spürte einen Hauch von Erleichterung. »Und was wird aus dem BCI?«, fragte er.
Venesconi hob eine Augenbraue und musterte Wallace eindringlich. Dann zog er einen Stapel Papier, der lose mit einem Gummi zusammengebunden war, aus einer schwarzen ledernen Aktentasche neben dem Krankenbett.
»Der Bundesstaatsanwalt hat gestern von mir alle Unterlagen erhalten, die die brutalen Forschungsarbeiten Greens und deren Ziele hinreichend beweisen. Die Forschungsergebnisse hingegen, die detaillierte Dokumentation des Brain-Computer-Interface halte ich hier in meinen Händen. - Es gibt keine Kopie.«
Er schaute nachdenklich auf das Bündel in seiner Hand. »Ich weiß nicht, ob die Welt schon so weit ist, Dr. Wallace. Vielleicht«, er machte eine Pause, »widmen wir uns dieser Frage, wenn Sie wieder ganz auf dem Damm sind?«
Wallace starrte Venesconi verblüfft an. Nur langsam begriff er, was Venesconi von ihm verlangte – welche Verantwortung er auf seine Schultern legte. Sein Herz begann zu rasen. Im gleichen Augenblick hörte er einen dezenten Signalton aus einem kleinen Gerät an seinem Bett ertönen und kurz darauf öffnete sich die Tür seines Zimmers und ein Arzt kam herein. »Mr. Venesconi. Die Zeit ist schon lange um! Sie müssen jetzt wirklich gehen«, erklärte er vorwurfsvoll.
Venesconi ließ die Unterlagen unauffällig zurück in seine Tasche gleiten. »Wir reden später weiter, Dr. Wallace. Ruhen Sie sich jetzt erst einmal aus.« Dann stand er auf, griff seine Aktenmappe und ging.
Der Mann in Weiß erhöhte die Dosis an Wallace´ Tropf und gab ihm eine Injektion, mit der er besser einschlafen könnte. Schlaf sei nun das Wichtigste, meinte der Doktor mit einem Lächeln und verließ ebenfalls das Zimmer. Wallace´ Blick folgte ihm. Vor der Tür erkannte er durch das Milchglas die Schatten zweier Wachpolizisten.
Die Zukunft der Menschheit in so einem kleinen Bündel Papier verschnürt, ging es ihm durch den Kopf. Bilder von Susan und Frank tauchten vor seinem geistigen Auge auf und mischten sich mit den Eindrücken der Geisterbasis und Ethans letztem Gesichtsausdruck im Anblick des Todes. So voller Angst. Die Erinnerung der Ereignisse der letzten Tage überflutete ihn in Wellen. Er versuchte, die grässlichen Bilder zu verdrängen. Wie viel kann ein Mensch ertragen? Er
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