Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)
ängstlich zur Kellertreppe hinauf. Auch Wallace hörte jetzt verhaltene Stimmen an der Haustür und kurz darauf das sehr leise, aber charakteristische Läuten seiner eigenen Wohnungsklingel.
»Erwarten Sie jemanden?«
»Nein.« Wallace drückte sich an Susan vorbei und nahm die ersten Stufen der Kellertreppe.
»Bleiben Sie hier, verdammt!«
»Ja doch.« Wallace schob sich ein Stück weiter hinauf und öffnete die Tür zum Treppenhaus eine Handbreit. Hinter der milchigen Glastür zum Wohnhaus erkannte er die Umrisse zweier Gestalten.
»Jemand steht vor der Haustür. Zwei Männer«, flüsterte er in den Keller. Es klingelte erneut im zweiten Stock. Dann wurde es wieder still im Haus. Wallace stand unschlüssig auf der Türschwelle und suchte verzweifelt nach einer logischen Erklärung. »Vielleicht ein Paketdienst?«
»Klar«, kam prompt die spöttische Antwort aus dem Nichts unter ihm. Auf ein Mal knirschte das Schloss der Eingangstür. Mit einem Ruck sprang sie auf. Ungläubig sah er zu, wie zwei Schatten in den Flur hineinglitten. Er presste sich dicht an die Wand und ging vorsichtig eine Stufe zurück in die schützende Dunkelheit. Die Stufen unter seinen Füßen knarrten. Wallace stockte der Atem. In den Keller konnte er nicht mehr. Jedes weitere Geräusch würde ihn verraten. Er duckte sich, sein Gewicht behutsam auf den knarrenden Stufen ausbalancierend und versuchte, im Dunkeln des Kelleraufganges ein wenig Deckung zu finden. Er hörte, wie die Männer den Hausflur hinaufkamen. Sie huschten lautlos wie zwei Geister an ihm vorbei. Der Erste hatte einen langen schwarzen Mantel an und einen Arbeitskoffer in der Hand. Sein graues Haar war streng nach hinten gekämmt und er trug eine Nickelbrille mit weißem Gestell. Der andere war ein dickerer Mann. Wallace erkannte sofort den kräftigen schwarzen Schnurrbart: Es war Leutnant Wiskin. Nur, dass er jetzt nicht seinen braunen Mantel samt Velours-Hut trug, sondern ebenfalls ganz in Schwarz gekleidet war. Wallace lauschte angestrengt ihren fast lautlosen Schritten und als sie im ersten Obergeschoss verschwunden waren, hob er vorsichtig seinen Fuß von der knarrenden Stufe, drückte die Tür auf und schlich ihnen hinterher.
»Was haben Sie vor? Kommen Sie zurück!«, hörte er eine flüsternde Stimme hinter sich. Susan stand am Ende der Treppe und schaute ebenso zornig wie besorgt zu ihm hinauf. Wallace schenkte ihr keine Beachtung. Behutsam ging er ein, zwei Schritte den Flur entlang, beugte sich über das Treppengeländer und versuchte, einen Blick zu den oberen Etagen zu erhaschen. Nichts. Er hielt die Luft an und stieg leise weiter nach oben. Sein Herz pochte so laut, dass er nicht abschätzen konnte, ob seine Ansätze auf den Fliesen widerhallten, oder er sich lautlos seinem ungebetenen Besuch näherte. Auf halbem Weg erspähte er die Schuhe der beiden Männer.
Sie standen tatsächlich vor seinem Appartement. Der Arbeitskoffer lag geöffnet auf dem Boden. In diesem Augenblick sprang die Tür zu seiner Wohnung mit einem kaum vernehmbaren ›Klick‹ auf. Der große Mann legte ein dünnes Werkzeugteil zurück in den Koffer, dann verschwanden die Füße eilig in seiner Wohnung. Entsetzt verfolgte Wallace das Schauspiel und noch eine ganze Weile starrte er auf die längst wieder geschlossene Wohnungstür. Das war doch nicht möglich! Die Polizei war soeben bei ihm eingebrochen.
»Und?«, hörte er Susan. Diesmal direkt hinter sich. Susan war ihm nachgeschlichen und schaute ihn fragend an.
»Die sind bei mir eingebrochen«, resümierte Wallace fassungslos, »Das war Wiskin. Der Leutnant. Und er ist tatsächlich bei mir eingebrochen!«
»Glauben Sie mir jetzt, Mr. Wallace?«
Wallace zögerte. Seine Gedanken rasten. »Okay«, sagte er schließlich. »Wir verschwinden hier erst einmal und suchen uns einen sicheren Ort. Sie erzählen mir alles, was Sie wissen. Und wenn Sie mich überzeugen können, Ihnen zu trauen, verrate ich Ihnen, was mir Ethan geschrieben hat.«
»Wenn ich Sie überzeugen kann? Das klingt nicht nach einem fairen Deal.«
»Nehmen Sie mein Angebot an oder lassen Sie es bleiben.«
»Schon gut, schon gut! Hauptsache wir können hier endlich verschwinden! Ich schlage vor, wir fahren mit meinem Wagen. Ich parke direkt hinter dem Haus.«
»Oh nein. Das ganz bestimmt nicht. Wir nehmen den Bus.«
16| SAN RAFAEL, 15:41 UHR
Wallace und Susan verließen das Haus wieder durch die Kellertür. An der Hauptstraße angekommen, winkte Wallace ein Taxi
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