Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)

begriffen zu haben.
    Stellen Sie sich nun all die wichtigen Physiker, begabten Techniker des Landes, Ingenieure und selbstverliebten Militärheinis vor. Jeder Einzelne glaubte, ein Genie auf seinem Gebiet zu sein und mal eben eine außerirdische Technologie enträtseln zu können. In der, dem modernistischen Zeitgeist zu verdankenden Atmosphäre der Selbstüberschätzung und schließlich als Resultat des ewigen Drucks von oben, gelangte das Forschungsteam zu der Überzeugung, dass ein Startversuch im Bereich des Möglichen läge. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Gerüchte um AREA 51, auch international, längst überhand genommen. Außerdem befürchtete man, durch den russischen Geheimdienst schon vor Jahren infiltriert worden zu sein. Es war also viel zu gefährlich, einen Flugtest auf dem Gelände der AREA 51 durchzuführen. So beschloss man, das Flugobjekt an einem anderen Ort zu testen. Sie ahnen bereits wo …?«
    »Fort Itupa, Brasilien«, antwortete Wallace müde.
    »Exakt.« Green hüstelte leise. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und fuhr mit gedämpfter Stimme fort. »In der Nacht des 3. März 1972 war es dann endlich so weit: Ein Spezialistenteam, welches bereits zum größten Teil nicht mehr der US-Armee unterstand, sondern von privaten Geldgebern finanziert wurde, versuchte bei Dunkelheit, das Flugobjekt zu starten. Was in dieser Nacht wirklich geschah, weiß niemand so genau. Noch während die zwei Testpiloten den vermeintlichen, kryptischen Startmechanismus betätigten, geriet der Versuch außer Kontrolle. Ein blauer Blitz schoss über das Gelände und es war, als hätte jemand im gleichen Moment die Luft mit Watte vertauscht. Eine ohrenbetäubende Stille verschluckte jedes Geräusch in der Nacht. In dem Bericht wird wenig anschaulich von einer ›Umgekehrten Unterdrückung akustischer Signale durch flexible Adaption an korrespondierenden Umgebungsreizen‹ gesprochen. Zudem trat eine bläulich glühende Substanz aus dem Flugobjekt aus und ein beinahe greifbareres Lichtgebilde stieg mit leisem Summen in den Himmel empor, verharrte dort einige Sekunden … Dann war der Spuk vorbei. Als die Militärtechniker das Cockpit betraten, um nach den Piloten Frances Garcia und Steve Johnson zu schauen, konnten sie nur noch deren Leichen bergen. Die beiden hatten keinerlei äußerliche Verletzungen erlitten, zumindest wiesen ihre Körper nichts derartig Sichtbares auf. Sie saßen einfach nur tot auf ihren Plätzen. Die Obduktion ergab, dass ihr Blut völlig ausgetrocknet war. Beinahe so, als hätte es jemand durch Staub ersetzt. Die ungewöhnliche Lichterscheinung ist damals von vielen Einheimischen gesehen worden. Und es musste schnell gehandelt werden. Zunächst galt es, noch in derselben Nacht das Flugobjekt sicher zurück zur AREA 51 zu bringen. Dann sollten die Spuren in Brasilien verwischt werden.
    Für die MJ-12 hieß das vor allem, dass sie ihren mit Mord und Bestechung gepflasterten Weg weiter gehen mussten. Unter dem Sonderkommando von General Flaming wurden die Augenzeugen, all die unschuldigen Menschen, die ja nicht einmal genau wussten, was sie dort am Himmel gesehen hatten, kaltblütig exekutiert. Eine militärische Säuberungsaktion, deren Ausmaß bis heute nicht einzuschätzen ist. Eines dieser Opfer kennen Sie bereits: meinen Freund Edward. Doch das Sterben sollte kein Ende nehmen. Viele Soldaten der damaligen Bodencrew starben binnen kürzester Zeit an unerkannten Lungenödemen oder starker atomarer Verstrahlung. Wieder andere erkrankten an Leberkrebs. General Flaming erlag nur wenige Wochen später selbst den Folgen eines schweren toxischen Ekzems.«
    Green holte tief Luft, dann fuhr er mit heiserer Stimme fort. »Der Präsident brach das Projekt AREA 51 schließlich ab. Weitere Tests wurden unterbunden. Die meisten Drahtzieher - darunter auch mein Vater - beschlossen, zunächst einen Gang zurückzuschalten. Einige von ihnen kamen im Laufe der Zeit nicht mehr mit der Tatsache zurecht, dass sie zu kaltblütigen Mördern geworden waren; das Gewissen holte sie im Alter ein. Andere verzweifelten an dem Gedanken, einer nicht kontrollierbaren außerirdischen Macht hilflos ausgeliefert zu sein - und dies trotz zwanzigjähriger, intensivster Forschungsarbeit, die mehr Opfer gekostet hatte, als man sich jemals vorgestellt hatte. Knapp ein Jahr nach den schrecklichen Ereignissen wurde der Geheimbund der Majestic-12 schließlich ganz aufgelöst.«
    Green starrte in sein leeres Glas. Der einst so