Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)

unseren Verstand. Das Einzige, was jetzt zählt, ist in diese AREA S-4 einzubrechen, das Dokument zu finden und da heil wieder herauszukommen. Ich …«, sie schien zu zögern. »ich möchte dich heil wiedersehen.«
    Die Zärtlichkeit in ihrer Stimme war ihm entgangen. »Und dann?«, fragte er mutlos.
    »Was dann?«
    »Wenn ich wirklich dieses Dokument finden sollte? Wenn ich da tatsächlich wieder rauskomme? Was geschieht dann?«
    Sie schaute ihn verdutzt an. »Tja, wir haben denen das Handwerk gelegt und mal eben die Welt gerettet, würde ich sagen. Darum geht es doch. Du wirst berühmt. Wahrscheinlich wirst du in die Geschichte eingehen. Was doch wohl entschieden besser ist, als tot zu sein. Und ich … Ich habe hoffentlich die Story des Jahrhunderts. Exklusiv versteht sich.« Sie lächelte verlegen.
    »Das glaubst du doch nicht wirklich, dass wir die Drahtzieher erwischen werden und dann wirklich heil aus dieser Geschichte herauskommen?« Wallace schaute sie verbittert an. »Allenfalls kratzen wir ein bisschen an der Oberfläche; machen denen Unannehmlichkeiten. Mit ein bisschen Glück werden ein paar Köpfe rollen. Und mit noch mehr Glück nicht unsere. Das ist doch alles wie ein gewaltiges Spinnennetz aus Intrigen, Schmiergeldern und Macht. Im Endeffekt bleiben die Fliegen hängen, aber die Ratte stört´s nicht.«
    »Nicht dieses Mal«, wandte Susan ein. »Nicht mit Greens Hilfe. Wir kennen die Namen der Hintermänner. Wir wissen genug, um den Geheimbund zu zerschlagen.«
    »Hm. - Aber selbst wenn man der S-4 das Handwerk legen kann, hast du dich schon einmal gefragt, was geschieht, wenn wir Lears Wissen in die Hände der Regierung legen? Sie wird genauso das Wissen für sich ausnutzen. Nicht für die Medizin, sondern für ihren militärischen Vorsprung. Früher oder später werden dann die neuen Waffen auf den Markt geworfen und spätestens dann landen sie wieder in den Händen der Terroristen und Diktatoren in aller Welt. Letztendlich befinden wir uns abermals im Kreislauf des Wettrüstens, nur auf einer ganz neuen Ebene.«
    »Aber …«, setzte Susan energisch an. Wallace fuhr jedoch unbeirrt fort.
    »Es gibt kein Aber, Susan. Den einzigen Ausweg aus dieser Teufelsspirale sehe ich in der Vernichtung der Forschungsergebnisse und allem, was damit zu tun hat.«
    Susan starrte ihn entgeistert an. »Das wäre doch idiotisch. All die Jahre intensiver Forschung …«
    »Mag sein. Aber es würde der Menschheit zumindest etwas Zeit verschaffen.«
    »Wir könnten die Unterlagen auch der Weltöffentlichkeit präsentieren. Dann hätte keine Regierung einen Vorteil und …«
    »… und du deine Story? Was willst du schreiben, Susan? Ein UFO ist vor fünfzig Jahren gelandet und seitdem wird ein außerirdisches Wesen gefangengehalten? Hast du eine Ahnung, welche Katastrophe du damit auslösen würdest? Die Leute würden in Panik ausbrechen. Ich weiß nicht, was schlimmer wäre, Lears BCI in den Händen dieses S-4–Bundes oder die Enthüllungen über Außerirdische auf der Erde.«
    Sie schaute ihn mit ihren großen Augen verdutzt an. Es hatte den Anschein, als wollte sie etwas erwidern, tat es aber nicht. Dann ergriff sie doch das Wort. »Aber du kannst doch nicht ernsthaft darüber nachdenken, der Menschheit Lears Erkenntnisse vorzuenthalten. Dieses Wissen muss der Menschheit offenbart werden, Colin. Das ist unsere Pflicht. Das ist deine Pflicht als Wissenschaftler.«
    Wallace schaute sie einige Sekunden lang verständnislos an.
    »Aber um welchen Preis, Susan? Um welchen Preis?«
    45| FIESOLE, 08:30 UHR (ORTSZEIT)
    Wallace hatte auch den spärlichen Rest der Nacht kaum geschlafen. Ein Zustand, an den er sich mittlerweile gewöhnt hatte. Bereits um 7:51 Uhr war er aufgestanden, hatte sich angezogen und darauf gewartet, dass aus dem Salon erste Geräusche zu ihm hinauf dringen würden. Noch immer klangen ihm Susans letzte Worte in den Ohren: Du darfst der Menschheit Lears Erkenntnisse nicht vorenthalten. Lears Wissen. Er konnte es noch immer nicht fassen, dass es seinem Professor gelungen war, so viele der wichtigsten Ziele der Neurobionik in nur so wenigen Jahren erreicht zu haben. Er hatte die Geheimnisse des Gehirns eines intelligenten Wesens enträtselt und zudem einen Weg gefunden, in die einzelnen Prozesse erfolgreich einzugreifen. Mit Lears Wissen war es endlich Realität geworden, Nervenfunktionen durch mikroelektronische Systeme zu ersetzen. Wenn dieses Wissen auch nur teilweise auf das menschliche Gehirn