Das Mal der Schlange
hinter dem Schreibtisch flackerte, „Dein abstoßendes Portrait, die Holzvertäfelung der Wand, dein lächerliches Familienwappen, deinen Zweihänder…“ sie verstummte und richtete sich wieder auf.
„ Ich werde dich jetzt töten, Jacob.“
Sein Atem ging stoßweise und seine Nase begann zu bluten. In seinen Augen konnte sie nun Angst lesen.
Gut.
„ Wie viele Stunden habe ich damit zugebracht, mir auszumalen, wie ich dich töten werde. Jedes kleine Detail. Ich wollte dir all das zurückzahlen, was du mir angetan hast. Du solltest genauso leiden, wie ich.“
Er zerrte wiederum an seinen Fesseln. Erfolglos.
„ Aber dann dachte ich mir – wenn ich das tue, dann steige ich in den gleichen Dreck hinab, der dich hervorgebracht hat. Dann bin ich auch nicht besser. Richtig?“
Er nickte wild mit dem Kopf.
Ihre Stimme war noch immer wie ein sanfter Windhauch, „Deswegen habe ich beschlossen, dir die brennenden Zigarren zu ersparen. Die Tritte. Die Schläge.“
Sie trat neben seinen Kopf, „Und stattdessen möchte ich nur, dass du weißt, wie es sich anfühlt, wenn man gefesselt ist, hilflos, gedemütigt, einen widerlichen Fremdkörper in sich spürt und nichts dagegen tun kann.“
Beinahe liebevoll nahm sie das schwere Langschwert von der Wand. Seine Augen weiteten sich in ungläubigem Horror.
„ Natürlich übersteigt das die Dimensionen dessen, was dir zu Verfügung stand bei Weitem, aber immerhin wird es dir klar machen, was ich meine“, lächelte sie kalt.
Sie trat hinter ihn und steckte die Spitze des Metalls in seinen Anus. „Ich werde dir genau das geben, was du verdienst – dich aufspießen wie ein Schwein.“ Er stieß schrille hysterische Laute aus.
„ Fahr zur Hölle, Jacob, und mögest du ewig darin schmoren!“ Sie umfasste den Schwertgriff mit beiden Händen und schob den Stahl mit einer gleichmäßigen Bewegung nach vorne, nicht ein einziges mal absetzend, bis die Spitze am anderen Ende von Jacobs Körper mit einem Knacken aus seinem Kopf wieder austrat.
Es war bedauerlich, dass seine Schreie durch den Knebel gedämpft wurden.
Im Augenblick seines Todes spürte Emmaline seine Kraft auf sich übergehen - aber es war nicht der triumphale Moment, den sie sich erhofft hatte.
Ihre Stärke nahm nicht zu, sie fühlte keine Euphorie. Es war nicht, wie es hätte sein sollen.
Wut stieg in ihr auf wie heißes Feuer, als sie verstand. „Du Bastard!“, schrie sie den gepfählten Körper vor sich an, „Du mieser, elender Bastard!“
Sie versuchte ihre Fassung wiederzuerlangen und schloss kurz die Augen.
Was nun?
Er hatte ihr nicht das gegeben, was sie brauchte, um weiterleben zu können. Aber sie musste jetzt handeln, schnell, denn sie spürte bereits, wie Nathaniels Kraft sie verließ und wie sie schwächer und schwächer wurde.
Langsam ging sie zurück in die Küche und nahm ein großes Messer aus dem Block.
Dann stieg sie lautlos die Treppe zu den Dienstbotenzimmern hoch. Auch sie hatten sich schuldig an ihr gemacht. Das Zimmermädchen, das oft genug das Blut aufgewischt hatte, ohne Fragen zu stellen.
Der Kutscher, der sie wie ein Schießhund auf Schritt und Tritt verfolgt hatte, sobald sie das Haus verlassen hatte.
Der Butler, der Jacob jedes Wort zugetragen hatte, das er sie hatte sprechen hören.
Obwohl sie wussten, was er mit ihr tat, hatten sie geschwiegen. Sie hätten gehen können, sich eine neue Stellung suchen können. Sie waren frei und hatten selbst entschieden, bei ihm zu bleiben und seine Anordnungen zu befolgen. Dafür würden sie nun bezahlen.
Still und schnell schnitt sie ihnen die Kehlen durch. Einen nach dem anderen suchte sie auf, bis alle tot waren.
In dem Moment, als sie ihr Leben aushauchten, spürte Emmaline eine Energiewelle auf sich übergehen, Kraft und Stärke strömten in sie, Ekstase ließ sie für einen Augenblick auf die Knie sinken.
Die Jagd war erfolgreich gewesen. Nun hatte sie Zeit gewonnen.
Nachdem der Rausch der überfließenden Energie vorbei war und ihr klar wurde, was sie für ein Blutbad angerichtet hatte, brach sie schluchzend zusammen.
„ Emmaline!“, Nathaniels Stimme hinter ihr war ein entsetztes Flüstern, „Was hast du getan?“
Sobald er seine Kraft wiedererlangt hatte, war er ihr gefolgt, aber es war zu spät.
Er hob sie auf und barg ihren Kopf an seiner Brust.
„ Es tut mir so leid“, schluchzte sie, „Ich bin ein Monster! Ich habe vollkommen die Kontrolle verloren!“
„ Nein, ich war nicht rechtzeitig hier, um
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