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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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für die Haarfarbe ist meine amerikanische Mutter verantwortlich.“
    Nun musste auch Emmaline lachen. Sie streckte ihre Hand aus und er schüttelte sie kurz und fest. „Es tut mir leid! Ich wollte sie nicht beleidigen! Ein großer blonder Mann in Rom ist nur einfach etwas außergewöhnlich, aber ich sollte besser nachdenken, bevor ich den Mund aufmache.“
    „ Nein, nein“, meinte er, „Sagen sie nur, was sie denken. Auf diese Weise wären die Frauen ohnehin viel leichter zu verstehen! Außerdem, wenn es nach dem Aussehen geht, sind sie auch keine Italienerin.“
    Sie sah auf ihre Hand hinunter, die noch immer in der seinen lag, „Ich heiße Emmaline und sie haben Recht. Ich bin keine Italienerin. Aber ich bin schon vor so vielen Jahren aus England hierher gezogen, dass ich mich mittlerweile wenigstens als halbe Römerin bezeichne.“
    „ Leben sie mit ihrer Familie hier?“
    „ Nein. Ich lebe allein.“
    Nach einem kurzen Augenblick der Stille sagte sie, „Ich muss jetzt gehen. Es hat mich sehr gefreut sie kennen zu lernen, Daniele.“
    Widerstrebend ließ er ihre Hand los.
    Sie trat einen Schritt zurück von der Brüstung und drehte sich um zur Engelsburg. Als sie schon einige Schritte gegangen war, rief er ihr nach, „Emmaline! Ich habe morgen Geburtstag. Würden sie mit mir essen gehen?“
    Sie sah ihn überrascht an.
    Schnell sprach er weiter, „Ich weiß, wir kennen uns nicht, aber ich würde sie gerne wiedersehen. Bitte, morgen um die gleiche Zeit, hier auf der Brücke?“
    Sie zögerte.
    „ Ich bin Soldat“, fuhr er fort. „Auf Fronturlaub. Ich lebe hier in Rom bei meinen Großeltern, seitdem ich zwölf bin. Meine italienische Seite ist deutlich ausgeprägter als meine amerikanische. Aber ich kämpfe für die Amerikaner, wegen meiner Mutter, sie kommt aus einer angesehenen Offiziersfamilie.“, er verzog das Gesicht, „Meine Eltern leben in Neuengland, dort bin ich auch geboren. Mein Name ist Daniele di Corvo und ich werde morgen zweiundzwanzig Jahre alt. Ich bin Pilot bei der Airforce. Sehen sie, nun wissen sie alles und wir sind uns nicht mehr fremd.“
    Ein Soldat, natürlich. Emmaline überlegte. Noch nie hatte sie sich verabredet seit sie aus Edinburgh geflohen war. Das heutige Gespräch war das längste, das sie je mit jemandem geführt hatte der nicht zu ihrem Volk gehörte. Es war nicht richtig, Beziehungen zu Menschen einzugehen. Aber davon sprach ja niemand. Es war Krieg und er war Soldat und würde bald wieder zu seiner Einheit zurück müssen und er bat sie schließlich nur um ein Abendessen.
    „ Sehr gerne“, hörte sie sich sagen, „Also morgen um die gleiche Zeit. Gute Nacht, Daniele.“

    Das Haus in der kleinen Via della Lungaretta war von außen unauffällig und verschmolz perfekt mit den anderen cremefarbenen, grauen und ockergelben Fassaden der Gasse. Eine schwere Holztür führte in einen engen Flur. Mit eineinhalb Schritten erreichte man eine steile Treppe, die in die oberen Stockwerke führte. Ein wunderschönes buntes Mosaik schmückte Boden und Treppenstufen und an der Wand unter der Decke schlängelte sich ein Fries aus Pflanzenranken.
    Für Emmaline stellte es das perfekte Versteck vor der Welt dar, mit seinen fünf schmalen Stockwerken, die in einer Dachterrasse endeten, auf der in tönernen Töpfen Orangen- und Zitronenbäume, Oleander und Olivenbäume standen. In heißen Sommernächten, wenn die Hitze in den Zimmern selbst nachts zu viel wurde, lag sie hier oben auf großen indischen Seidenkissen oder in der gehäkelten Hängematte, deren Fransen fast den Steinboden berührten, und betrachtete den Sternenhimmel.
    Ihre ersten Jahre in Rom hatte sie ausschließlich in diesem Haus verbracht. Nur wenn die Krieger ihre Dienste verlangten, hatte sie für kurze Zeit ihre Zuflucht verlassen, um sofort nach getaner Arbeit zurückzukehren. Sie brauchte weder Personal noch Gesellschaft und hatte gehofft, die Einsamkeit würde ihren Schmerz lindern.
    Lange Zeit hatte sie umsonst darauf gewartet, nur um erkennen zu müssen, dass das Leben draußen weiterging, mit oder ohne Emmaline und dass ihre Wunden nur heilen würden, wenn sie lernte zu vergeben.
    Aber es war viel einfacher verletzt zu sein, als einsichtig und sie musste mit den Entscheidungen, die sie getroffen hatte leben. Genauso wie Nathaniel Emmalines Zurückweisung akzeptieren musste, musste auch sie selbst begreifen lernen, was sie getan hatte - sie hatte ihn verlassen und wenn sie sich auch noch so sehr nach ihm

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