Das Mal der Schlange
küsste sie kurz und fest auf den Mund, „Es ist schön, dass du meinen Geburtstag mit mir feierst.“
Emmaline hatte Schmetterlinge im Bauch. „Es gibt nichts, was ich heute lieber täte.“
Dann liefen sie die wenigen Stufen zur Eingangstür hinauf, die bereits aufgerissen wurde.
„ Das Essen ist gerade fertig geworden“, begrüßte Danieles Großvater sie mit tiefer Bassstimme.
„ Das ist Emmaline“, stellte Daniele sie vor.
„ Ihr Garten ist wunderschön, Signor di Corvo“, sie lächelte ihn an.
„ Ich heiße Carlo“, er war nur wenig kleiner als Daniele und hatte weißes Haar und einen weißen, kurz geschnittenen Bart, „Und Daniele hat nicht untertrieben, als er meinte, er bringt das schönste Mädchen Roms mit zum Essen.“
Daniele stieß seinen Großvater mit dem Ellenbogen an und wurde rot.
„ Was steht ihr da im Eingang!“, rief eine Stimme aus der Küche, „Kommt herein und setzt euch, sonst wird das Essen kalt“.
„ Gott bewahre“, kicherte Carlo und schloss die Haustür hinter ihnen.
Der Esstisch war groß, oval und aus dunklem Holz, eine riesige Schale mit Zitronen und Orangen aus dem Garten stand darauf und gerade trug Danieles Großmutter eine Schüssel mit dampfender Pasta herein. „Ich bin Eleonora“, rief sie, bereits wieder auf dem Weg in die Küche um Brot und Salat zu holen, „Ich hoffe, du hast Hunger mitgebracht, Emmaline!“
Das Essen war köstlich. Nach der Pasta gab es frische Muscheln in Weißweinsosse und zum Nachtisch einen herrlichen Apfelkuchen, dazu Wein und Kaffee. Emmaline konnte sich nicht erinnern, jemals so viel und so gut gegessen zu haben, besonders nicht in Kriegszeiten. Als sie Eleonora das sagte, wurde sie mit einem strahlenden Lächeln von der zierlichen grauhaarigen Frau belohnt. „Du bist jederzeit wieder herzlich willkommen“, versicherte sie.
Inmitten dieser warmherzigen Menschen, fühlte Emmaline sich wie in einer anderen Welt.
Die Zeit war wie im Flug vergangen, als Daniele schließlich aufstand, „Emmaline und ich werden noch einen Spaziergang machen“, kündigte er an.
„ Ah, die jungen Leute“, Carlo verdrehte schwärmerisch die Augen, „Weißt du noch, wie es bei uns damals war, Eleonora, als wir noch zusammen spazieren gegangen sind?“
Sie drückte seine Hand, „Natürlich, mein Lieber, wir waren auch einmal ein so schönes Paar.“
„ Ich weiß gar nicht, wie ich euch für diesen wundervollen Abend danken kann“, Emmaline fehlten die Worte.
„ Indem du uns bald wieder besuchen kommst, nicht wahr Carlo?“, Eleonora drückte sie, „Und nun los mit euch“, sie gab Daniele einen Kuss auf die Stirn, „Bring sie mir ja gut nach Hause, hörst du?“
Daniele nahm sich auf dem Weg nach draußen zwei Gläser und einen Korkenzieher und hob die Rotweinflasche hinter dem Orangenbaum auf, dann bedeutete er Emmaline, das Gartentor hinter ihnen zu schließen.
Auf der anderen Straßenseite lag der Eingang zu einem kleinen Park.
„ Ich möchte dir etwas zeigen“, er führte sie einen Kiesweg entlang bis zu einer niedrigen Steinmauer.
„ Das ist die hintere Begrenzung des Parks“, sagte er, „Die meisten Leute gehen immer nur in den vorderen Teil, wo die hohen Bäume stehen, denn in den Ästen wohnen lauter bunte Papageien. Hierher kommt kaum jemand.“ Er setzte sich auf eine Bank und stellte die Gläser vor sich auf die Mauer, öffnete die Flasche und goss ein.
„ Schon als Kind stand ich immer genau an dieser Stelle und stellte mir vor, ich wäre ein römischer Kaiser, dies wäre mein Garten und das dort meine Stadt.“
In der sternenklaren Nacht lag Rom zu ihren Füßen. Der Fluss schlängelte sich als glitzerndes schwarzes Band durch das dunkle Häusermeer, dazwischen ragten hohe schlanke Zypressen und Pinien in den Himmel.
Emmaline setzte sich neben ihn.
„ Wundervoll“, sagte sie, „Ich war noch nie hier. Bei Tag ist es sicher auch sehr schön.“
Er sah sie stumm an.
Sie nahm die beiden Gläser und gab ihm eines davon, „Alles Gute zum Geburtstag, Daniele.“
„ Ich werde morgen erfahren ob ich sofort zurück muss, oder ob man meinem Antrag auf eine weitere Woche Fronturlaub stattgegeben hat.“
„ Morgen?“
Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter vor dem ihren. „Morgen früh muss ich mich zurückmelden. Mir steht allerdings theoretisch noch eine Woche Urlaub zu. Aber wenn die Lage es erfordert, muss ich sofort wieder einrücken.“
„ Wohin?“
„ Frankreich.“
Er küsste sie zart und
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