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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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sie war erleichtert gewesen, sich auch mit Victor endlich aussprechen zu können.
    Der einzige, der sich nicht hatte sehen lassen, war Nathaniel.
    Kurz vor ihrer Heimreise, als Daniele mit Victor zu einer Whiskeybrennerei hinauf in die Highlands gefahren war, hatte sie schließlich den Mut gefunden, an die Tür des Hauses zu klopfen, in dem auch sie vor so vielen Jahren gelebt hatte.
    Als niemand öffnete, stieg sie einfach über die Gartenmauer und kletterte auf die Terrasse, von der aus man einen spektakulären Blick über die Stadt hatte.
    Die Tür stand offen, sie ging hinein.
    Er saß an seinem Schreibtisch und hob den Kopf, als er ihre Schritte auf dem Parkett hörte.
    „ Ich wusste, dass du zu Hause bist, Georgianna hat es mir gesagt.“
    Wenig erfreut sie zu sehen schob er den Stuhl zurück. „Wieso bist du gekommen?“
    Sie ließ sich nicht von seiner schroffen Miene beeindrucken. „Um dir endlich zu danken, Nathaniel. Für das was du für meinen Mann und mich getan hast. Ich stehe tief in deiner Schuld.“
    „ Du schuldest mir gar nichts.“
    „ Doch, das tue ich. Und ich wollte dir schon viel früher danken, aber du warst unauffindbar und alle meine Briefe kamen ungeöffnet zurück. Deshalb war ich überrascht, als Georgianna mir sagte, du wärst ganze Zeit über hier gewesen.“
    Er stand auf und steckte seine Hände in die Taschen. „Gut. Du hast dich jetzt bedankt.“
    Emmaline verstand sein Verhalten nicht. Sie hatte vieles erwartet, aber nicht diese Feindseligkeit. Dennoch, sie hatte ihm bereits einmal Unrecht getan und wollte nicht wieder vorschnell urteilen, deshalb sagte sie, „Verzeih mir, wenn ich dich gestört habe. Ich werde wieder gehen.“
    Kurz vor der Tür hielt sie inne. „Warum willst du mich nicht sehen, Nathaniel?“
    „ Weil es dafür keinen Grund gibt.“, er drehte den Kopf zum Fenster, um sie nicht ansehen zu müssen.
    „ Ich verstehe.“
    „ Nein! Tust du nicht!“, nun brannten seine Augen auf ihrem Gesicht, „Ich hatte es dir doch in Rom erklärt, aber offenbar hast du mir nicht zugehört! Ich habe dir deinen Mann zurückgebracht, damit er lebt. Denn wie soll ich jemals mit einem Toten konkurrieren! Ich hatte dich gebeten, über alles nachzudenken. Aber du bist sofort wieder zur Tagesordnung übergegangen und lebst seitdem glücklich und zufrieden weiter als Signora di Corvo! Ich habe dir deinen Mann zurück gebracht, damit du dieses Mal eine Wahl hast, ist das so schwer zu verstehen? Aber entweder wolltest du nicht darüber nachdenken, wen du wirklich liebst, oder du hast dich für Daniele entschieden! Was auch immer – mit mir hat das alles nichts mehr zu tun.“
    „ Was sagst du da? Wie hätte ich irgendetwas anders machen können, als ich es getan habe? Daniele war verletzt und krank und er ist mein Mann. Ich liebe ihn. Du hast doch nicht tatsächlich von mir erwartet, dass ich ihn verlasse? Ich habe ihm Treue geschworen bis in den Tod. Das waren nicht einfach nur leere Worte!“
    „ Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. Aber ich hatte gehofft, dass du hierher kommen würdest. Und dass du nicht einfach nur ein paar Briefe schickst. Schließlich wurde mir klar, dass du in jedem Fall bei ihm bleiben würdest. Deshalb verlange bitte nicht von mir, den guten Freund zu spielen, so lange er noch in deinem Leben ist. Ihr beide seid glücklich. Es gibt keinerlei Veranlassung für mich, mit euch in Kontakt zu treten und ich bitte dich, mich nicht mehr zu suchen, solange du nicht vorhast, bei mir zu bleiben - für immer.“ Damit drehte er sich wieder zum Fenster um.
    Emmaline verstand. Und ihre Worte waren ehrlich, als sie sagte, „Es tut mir leid, wenn ich dich enttäuscht habe, Nathaniel. Es sieht so aus, als würde ich das ständig tun. Trotzdem möchte ich dir noch einmal sagen, wie sehr ich dir danke.“
    Sie trat neben ihn und sah hinaus. Unter ihnen lagen die Dächer von Edinburgh und in der Ferne, hinter den breiten Straßen, glitzerte das Meer.
    „ Ich habe dich immer geliebt, Nathaniel, auch als ich dich gehasst habe. Aber ich selbst stand meinem Glück im Weg. Das war es doch, was du an jenem Abend bei Massimo gemeint hast, worüber ich nachdenken sollte. Es ist nicht nur so, dass ich dir deinen Fehler nicht vergeben wollte - noch weniger konnte ich mir meinen eigenen Fehler verzeihen. Ich hätte nur hierher zurück kehren müssen, aber mein Stolz ließ es nicht zu. Ich habe mir immer eingeredet, dass ich durch meine Entscheidung einen Weg eingeschlagen

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