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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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Tränen in ihren Augen.
    „ Nein, nein, nein“, flüsterte sie vor sich hin, „Bitte, noch nicht, ich bin noch nicht so weit. Noch ein paar Jahre, bitte!“
    Sie sprang auf und lief zum Spiegel. Ihr ewig junges Gesicht starrte ihr entgegen.
    „ Ich werde mich älter schminken und älter kleiden“, sagte sie zu ihrem Spiegelbild. „Wenn man sich jünger machen kann, kann man sich genauso gut auch älter machen.“ Sie nickte sich selbst aufmunternd zu, schnappte sich ihr Badetuch und lief die Treppe hinunter.
    Das Hausmädchen stellte gerade gekühlte Getränke auf den schattigen Tisch am Rand des Pools.
    „ Mr. Daniele ist hinüber ins Gästehaus gegangen, um seine Großtante zu begrüßen“, meinte sie zu Emmaline, „Er hat gesagt, sie möchten bitte nachkommen.“
    „ Ist gut, mache ich. Dankeschön.“, sie schnappte sich einen Apfel aus der Früchteschale und spazierte barfuß auf dem warmen Steinboden in Richtung Gästehaus.
    Ihr weißes Sonnenkleid wippte um ihre gebräunten Beine als sie das breite Fenster neben der Eingangstür erreichte. Daniele und seine Großtante standen mit dem Rücken zu ihr, über etwas gebeugt, das auf dem Kaminsims des Wohnzimmers stand, wahrscheinlich ein Foto.
    Sie klopfte an und trat in das kühle Zimmer, „Hallo. Das Hausmädchen sagte mir, dass ihr hier seid.“
    Daniele drehte sich zu ihr um, während die alte Frau unbewegt stehen blieb und Emmaline sah, dass er eine gerahmte Schwarz-Weiß-Fotografie in den Händen hielt. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck, den sie nicht sofort verstand. Zuerst dachte sie, es wäre Angst, dann aber erkannte sie, dass es Ungläubigkeit und Schock war.
    „ Was ist mit dir? Stimmt etwas nicht?“, fragte sie besorgt.
    Stumm hielt er ihr den schweren silbernen Rahmen hin.
    Zwei junge Frauen waren auf der verblichenen Fotografie zu sehen, beide in langen, hellen Sommerkleidern, mit Hüten auf dem Kopf und Sonnenschirmen in der Hand. Sie lachten glücklich in die Kamera, die Arme eingehakt und Emmaline erinnerte sich an diesen Tag, als wäre es erst gestern gewesen.
    Sie spürte, wie eine einzelne Träne langsam über ihre Wange lief und es war, als würde eine Mauer in ihrem Herzen brechen. Die Anspannung der letzten Jahre, die Angst, Daniele zu verlieren, die Furcht, er könnte hinter ihr schreckliches Geheimnis kommen, trafen sie wie ein Schlag, für eine Sekunde, dann machte sich Erleichterung in ihr breit.
    Es war vorbei.
    Sie fuhr mit dem Finger über die kühle Glasscheibe, die das Foto bedeckte, „Was für ein herrlicher Sommertag, perfekt für ein Gartenfest. Wir aßen Erdbeerkuchen, tranken Champagner und saßen im Gras. Der Fotograf war eine Überraschung…“
    „ Er sollte alles festhalten, deshalb hatte ich ihn eingeladen. Keine steifen Bilder, sondern Momentaufnahmen unserer Jugend sollten es werden und in meiner Erinnerung sehen wir beide immer noch so aus, wie auf diesem Bild“, Danieles Großtante drehte sich zu ihr um und streckte eine Hand nach Emmaline aus, „Aber in Wirklichkeit sind wir alt, Emmaline, zumindest sollten wir es beide sein. Was ist mit dir geschehen?“
    „ Louise!“, Emmaline ergriff zitternd die dargebotene Hand, vorsichtig, wie um Louise nicht zu erschrecken, „Hast du meinen Ring bekommen?“
    Sie nickte und zog eine goldene Kette aus ihrem Ausschnitt hervor, an der der Ring hing, „Ich habe ihn immer getragen, heimlich. Er hat mich daran erinnert, dass du lebst und dich nicht umgebracht hast.“
    Daniele schüttelte ungläubig den Kopf. „Was ist hier los? Wieso bist du auf dem Bild? Warum kennt ihr euch?“
    „ Können wir uns vielleicht setzen?“, fragte Emmaline. „Mir ist nicht gut.“
    Was sollte sie ihnen sagen? Was durfte sie ihnen sagen, ohne sie in Gefahr zu bringen? Nach all den Jahren in der Verborgenheit, hatte ihr Schicksal sie nun doch eingeholt. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass der Mann den sie in Rom lieben gelernt hatte, verwandt war mit ihrer besten Freundin und dass sie sich alle an diesem Ort treffen würden? Fassungslos lehnte sie sich zurück und beobachtete, wie Daniele und Louise ihr gegenüber Platz nahmen.
    Dann war also Robert der kürzlich verstorbene Mann, dachte sie, und Louise war nach Amerika gekommen, um hier ihre letzten Jahre zu verbringen.
    Ihr Blick glitt über Louises zierliche Gestalt. Trotz ihres Alters trug sie Make-Up, das blond gefärbte Haar war gut frisiert und ließ sie jünger aussehen, als sie war. Ihre strahlenden blauen Augen

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