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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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Emmaline.
    „ Wie lange bleibst du?“
    „ Solange du möchtest.“
    „ Es tut mir leid.“
    „ Was tut dir leid?“
    „ Es tut mir leid, was ich damals in Edinburgh gesagt habe. Das war nicht richtig. Ich hätte mich nicht so in meine Wut steigern dürfen. Und es tut mir leid, dass ich von euch weggegangen bin. Du bist eine wahre Freundin, Schwester, das habe ich damals in meiner Wut nicht sehen wollen.“
    Georgianna drückte Emmalines Arm, „Denk nicht mehr darüber nach. Gute Freunde können sich auch einmal streiten. Ich habe dich damals sehr gut verstanden, du fühltest dich verraten.“
    „ Aber es war falsch. Das sehe ich jetzt. Es war auch falsch, wie ich Nathaniel behandelt habe. Er hat getan, was er für richtig hielt. Wer bin ich, dass ich über andere urteile? Ich habe so viele Fehler gemacht.“
    „ Emmaline - du bist nur ein Mensch - und als solcher macht man eben Fehler. Auch wenn viele von uns oft abfällig darüber sprechen, sind wir doch alle gleich. Sterblich oder unsterblich – wir alle lieben und hassen und können verletzt werden.“
    „ Aber ich habe nicht auf mein Herz gehört, sondern nur auf meine Wut. Und habe denen weh getan, die mich liebten.“
    „ Und dich immer noch lieben. Sei nicht so hart zu dir selbst. Du bist in wenigen Jahrzehnten viel weiser geworden, als so manch einer in Jahrhunderten.“, sie strich eine nasse Haarsträhne von Emmalines Wange, „Und jetzt musst du hoffen und zuversichtlich sein. Dann wird alles gut.“
    „ Glaubst du, er wird überleben?“
    Sie nickte, „Ja das glaube ich. Nathaniel wird ihn dir zurück bringen.“
    „ Ich mache mir aber nicht nur Sorgen um Daniele, sondern auch um Nathaniel. Meinetwegen riskiert er sein Leben und begibt sich in Gefahr, das hätte ich nie zulassen dürfen.“
    „ Du liebst ihn immer noch, nicht wahr?“
    „ Ja. Ich denke jeden Tag an ihn. Mit der Zeit sind die schlechten Erinnerungen verblasst und nur noch die guten übrig geblieben. Ich bereue es, ihn verlassen zu haben. Gleichzeitig schäme ich mich für diesen Gedanken, denn ich bin verheiratet und liebe meinen Mann! Wie kann da trotzdem noch Platz in meinem Herzen für Nathaniel sein?“
    Georgianna spürte Emmalines Zerrissenheit, „Ich weiß es nicht, Liebes, aber du wirst sicher das Richtige tun.“

32.

    Die Weihnachtstage gingen still vorüber. Georgianna hatte sich erstaunlicherweise gewünscht, Danieles Großeltern kennenzulernen und so waren sie über die Feiertage zu viert. Sie hatten beschlossen, Eleonora und Carlo nichts über Danieles Krankheit zu sagen, um sie nicht unnötig zu beunruhigen. Die beiden freuten sich, dass Georgianna Emmaline Gesellschaft leistete und auch Georgianna schien sich wohl zu fühlen.
    Sie hatte ein Zimmer in Emmalines Haus bezogen und zusammen machten sie lange Spaziergänge durch Rom, trafen sich gelegentlich mit Ilaria und verbrachten die Abende mit Danieles Großeltern.
    Im Februar erreichte sie endlich der erlösende Brief von Nathaniel. Daniele ging es besser, er hatte kein Fieber mehr und seine Lungenentzündung war im Abklingen, aber er war noch sehr schwach.
    Emmaline war glücklich und erleichtert.
    In den folgenden Monaten bekam sie auch wieder Post von ihrem Mann. Er schrieb ihr, dass er sehr krank gewesen war, aber sicher bald wieder fliegen könnte.
    An einem herrlichen Morgen war sie mit Georgianna und Ilaria hinaus nach Ostia gefahren um den Sonnenschein am Strand zu genießen. Der Frühling war schnell in eine frühsommerliche Hitze übergegangen und vielleicht konnte man sogar schon im Meer baden.
    Sie schlenderten auf das breite hölzerne Pier hinaus und blickten über den Strand.
    Georgianna sagte mit einem bedauernden Unterton in ihrer Stimme, „Der Mann dort drüben, im Schatten unter dem Holzsteg, er hat keine Farbe.“
    Die Gesichter der drei Frauen wurden ernst. Sie konzentrierten sich sofort auf die Aufgabe.
    „ Es sind keine Aufräumer hier und selbst wenn wir sie sofort verständigen könnten, würde es ewig dauern, bis sie in Ostia sind, also müssen wir uns selber überlegen, was wir mit der Leiche machen. Dort drüben, das Boot mit der Abdeckung. Darunter könnten wir ihn verschwinden lassen.“, sagte Ilaria.
    „ Aber ich habe dann keine Rückzugsmöglichkeit.“
    „ Warum tust du nicht so, als ob du stolpern würdest und Ilaria und ich fangen dich auf? Niemand wird etwas merken.“
    „ So machen wir es“, Georgianna überlegte kurz, dann zog sie ein kleines Nadeletui aus

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