Das Mal der Schlange
habe, auf dem es kein Zurück gibt. Aber das ist nicht richtig, es gibt immer eine Lösung und alles andere ist besser als mein Starrsinn.“
„ Warum verlässt du ihn dann nicht?“
„ Weil ich ihn wirklich liebe.“, sie ließ ihren Blick über sein perfektes Gesicht gleiten, „Aber dich liebe ich auch, Nathaniel. Gott helfe mir! Wenn mein Mann nachts schläft, liege ich wach und denke an dich und fühle mich entsetzlich deswegen. Du bist in meinem Kopf und in meinem Herzen! Ich hätte dich niemals verlassen dürfen! Aber ich möchte einmal in meinem Leben etwas richtig machen, deshalb werde ich mich an das Versprechen halten, dass ich meinem Mann gegeben habe – ich werde ihn lieben, ehren und achten und ihm die Treue halten, bis dass der Tod uns scheidet.“
Langsam wandte sie sich zum Gehen, da riss er sie plötzlich in seine Arme. Sein Kuss war hart und fordernd und ihre Lippen brannten, als er sie plötzlich wieder frei gab.
„ Ich teile nicht. Ich will dich ganz, alles von dir, ohne Kompromisse – oder gar nichts!“
Das war vor fünf Jahren gewesen.
Sie liebte Daniele von ganzem Herzen und konnte sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen, aber Nathaniel schlich sich jeden Tag in ihre Gedanken. Sie konnte nichts dagegen tun.
„ Lass uns kurz anhalten und das Dach öffnen. Es ist so warm und wenn wir schon ein Cabrio haben, sollten wir es nutzen.“
Daniele fuhr an den Straßenrand und sprang aus dem Auto. „So ist es viel besser“, sagte er. Wenige Minuten später waren sie wieder unterwegs und der Fahrtwind spielte mit seinem Haar.
Emmaline hatte sich einen bunten Schal umgebunden. „Wie weit ist es noch?“, fragte sie.
„ Noch etwa dreißig Meilen.“
Daniele hatte kaum Kontakt zu seinen Eltern, aber vor kurzem hatte seine Mutter angerufen und ihm mitgeteilt, dass die Gesundheit seines Vaters nachließ und dass sie ihn und seine Frau gerne sehen wollten.
Aus diesem Grund waren sie nach Amerika gekommen.
Sie fuhren durch Portland in Maine und bogen etwas außerhalb in einen schmalen Weg ein, der vor einem herrschaftlichen weißen Haus endete.
Es war sicher über hundert Jahre alt und Emmaline fand, dass es genau passend war, für eine vornehme Offiziersfamilie. Das Haus war beeindruckend, aber nicht einladend und der Kies der Einfahrt knirschte dezent, als sie vor dem breiten Portal hielten.
Danieles Mutter war schlank und zierlich, mit perfekt frisiertem blondem Haar und der obligatorischen Perlenkette um den Hals. Ihr Gesicht war einmal sehr schön gewesen, aber die Zeit hatte ihm harte Züge verliehen, die dann entstehen, wenn wenig Lachen und viel Missmut darin liegen. Sein Vater hatte graues Haar und man konnte sehen, dass er Carlos Sohn war, auch wenn er nicht das Charisma und die Lebensfreude besaß, die Carlo auszeichneten.
Nach einer freundlichen, aber distanzierten Begrüßung ging man nach hinten in den Garten, um eine Erfrischung zu trinken. Der weitläufige Rasen wurde von einem großzügigen Swimmingpool unterbrochen und etwas weiter hinten stand noch ein weißes Gebäude.
„ Das ist das Gästehaus“, erklärte Danieles Mutter, „Meine Tante wohnt momentan dort. Sie ist vor ein paar Tagen aus England angereist. Ihr Mann ist überraschend verstorben und sie hatte sich etwas einsam gefühlt. Nun ja, wir haben fürs Erste ausreichend Platz, so dass man sich nicht ständig über den Weg läuft.“
„ Wie nett.“
„ Und dort drüben sind die Tennisplätze“, sie zeigte mit einem manikürten Finger auf eine dichte grüne Hecke, die sich die gesamte Längsseite des Grundstücks entlang zog.
„ Spielst du Tennis, meine Liebe?“
Emmaline schüttelte mit gespieltem Bedauern den Kopf, „Leider nein.“
Nachdem sie ausgepackt hatten, beschlossen Emmaline und Daniele schwimmen zu gehen. Sie schlüpften in ihre Badesachen und Daniele sah seine Frau bewundernd an.
„ Du siehst immer noch genau so aus, wie damals an dem Tag auf der Engelsbrücke.“
Emmaline verzog das Gesicht.
„ Was ist dein Geheimnis?“
„ Feuchtigkeitscreme, Mineralwasser und viel Liebe“, sagte sie leichthin.
Er lachte und küsste sie auf die Nasenspitze, „Ich habe die schönste Frau der Welt!“
„ Geh schon mal voraus, Daniele, ich komme gleich nach“, sie schob ihn augenzwinkernd zur Tür hinaus. Sobald sie diese hinter ihm geschlossen hatte, war ihr Lächeln wie weggewischt. Zitternd setzte sie sich aufs Bett, zog die Beine an und wiegte sich einige Minuten lang hin und her,
Weitere Kostenlose Bücher