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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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verrieten ihren Lebensmut, ihren Humor und ihre Güte.
    Sie konnte sie nicht belügen.
    „ Der Preis für die Wahrheit ist der Tod“, sagte sie, „Aus diesem Grund habe ich euch damals verlassen, Louise, und aus demselben Grund habe ich dir nie erzählt, warum ich nicht älter werde, Daniele. Von allen Menschen, liebe ich euch beide am meisten.“
    Louise machte eine wegwerfende Handbewegung, „Ich bin siebenundsiebzig Jahre alt, Robert ist tot, wir haben keine Kinder und meine beste Freundin hat mich vor sechsundfünfzig Jahren verlassen. Ehrlich gesagt bin ich hierher gekommen, um zu sterben. Für mich macht es keinen Unterschied, ob es heute, morgen, oder in zehn Jahren ist. Also schieß los, damit ich wenigstens nicht gelangweilt von dieser Erde abtrete!“
    In dem Blick, den Louise Emmaline zuwarf, lag so viel von der lebenslustigen jungen Frau, dass Emmaline keinen Zweifel an ihren Worten hatte.
    Daniele fuhr sich mit der Hand durchs Haar, „Ich bin auch bereit dazu, den Preis für die Wahrheit zu bezahlen.“
    „ Aber ich werde das auf keinen Fall zulassen! Du bist mein Leben!“
    „ Und du das meine. Ich weiß, ich habe dir vor unserer Hochzeit versprochen, keine Fragen zu stellen, aber bitte, schließe mich nicht aus! Wie sollte es sonst weiter gehen, nachdem was ich heute gesehen habe?“
    „ Wenn ich dir die Wahrheit sage, werden sie kommen, um dich zu töten.“
    „ Aber wie sollen sie es erfahren?“
    „ Sie werden es wissen. Und wir werden so lange auf der Flucht sein, bis sie uns finden. Dann müssen wir alle drei uns ihnen stellen.“
    „ Davor habe ich keine Angst“, sagte Louise.
    „ Ich auch nicht“, nickte Daniele, „Und wie ist es mit dir?“
    Emmaline sah ihn an. Vielleicht hatte er Recht. Vielleicht war es ihr Schicksal, gemeinsam zu leben und zu sterben, vielleicht waren sie deshalb hier zusammengeführt worden. Aber vielleicht würden die Zeitjäger es tatsächlich nicht erfahren.
    „ Also gut.“
    Es war eine Erleichterung, ihnen alles zu sagen. Emmaline erzählte und erzählte, sie ließ nichts aus, sie beschönigte nichts und als die Sonne draußen hinter dem Horizont verschwand, rieb sie sich die Augen und flüsterte, „Nun wisst ihr es also. Wenn ihr mich jetzt hasst, für das was ich bin und was ich tue, kann ich euch deswegen keinen Vorwurf machen. Ich bin das Produkt meiner Entscheidungen und ich kann nicht sagen, dass ich immer gut gewählt habe.“
    „ Ich hätte es genauso gemacht wie du“, warf Louise ein, „Damals gab es keine andere Möglichkeit, der ehelichen Gewalt zu entkommen. Heute ist es viel einfacher sich scheiden zu lassen oder sogar seinen Mann anzuzeigen. Aber damals, undenkbar, schon gar nicht in der guten Gesellschaft.“ Mit ihren großen blauen Augen schien sie bis in Emmalines Seele zu blicken. „Es tut mir schrecklich leid, dass ich damals nicht mehr für dich getan habe.“
    „ Unsinn! Woher hättest du das ganze Ausmaß kennen sollen? Ich war immer vage geblieben, selbst als du meine Verletzungen bemerkt hattest und wie du schon sagtest – es wäre undenkbar gewesen, damals etwas gegen ihn zu unternehmen. Frauen waren chancenlos. Was geschehen ist, ist geschehen. Für mich stellt sich vielmehr die Frage, ob Daniele weiterhin mit mir leben kann, jetzt wo er weiß was ich bin.“ Zwei Augenpaare richteten sich auf ihn.
    „ Es steht mir nicht zu, über dich zu richten und ich liebe dich so, wie du bist. Du bist meine Frau geworden, obwohl du wusstest, dass es gegen den Willen deiner Familie geschah. Du hast dich für mich entschieden, mit allen Konsequenzen und das ist es, was für mich zählt.“ Er stand auf und nahm sie in den Arm. „Egal, was jetzt passieren wird, wir werden zusammen sein, so lange ich lebe.“

    Als sie in dieser Nacht in ihrem Bett lagen, fragte Daniele, „Was tust du, während ich schlafe?“
    Emmaline stützte sich auf einen Ellenbogen, „Ich denke nach, manchmal stehe ich auf, aber meistens versuche ich auch zu schlafen, denn ich will nichts lieber, als einfach nur normal sein.“
    „ Es ist unglaublich, ich hätte nie gedacht, dass es außerhalb unserer normalen Realität noch etwas anderes gibt und es fällt mir zugegeben schwer, mich damit abzufinden.“
    „ Ich weiß. Die Menschen denken, alles entdeckt zu haben, alles erklären zu können und die Wissenschaften sind die neuen Götter. Wenn ich nicht ein Teil des Unerklärbaren wäre, würde ich wahrscheinlich auch meine eigene Existenz anzweifeln“, sie

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