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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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worden wäre.
    Nun war es so weit, dass auch Amelias Urenkelin Stella einen Job in der Stadt gefunden hatte und in einer Woche würde sie zu Lilian in eine großzügige Wohnung nach Battersea ziehen. So lange dauerte es noch, bis ihr Zimmer fertig renoviert war. In der Zwischenzeit gönnten ihre Eltern ihr ein paar Tage im Luxus des Dorchester Hotels.
    Nachdem Emmaline damals ausgezogen war, hatte sie das Dorchester für einige Jahrzehnte gemieden, damit keiner der Angestellten sich mehr an sie erinnern konnte, aber mittlerweile bestand deswegen sicherlich keine Gefahr mehr.
    Über den Rand ihrer Zeitung hinweg sah sie Stella in einem puderfarbenen Kleid aus dem Aufzug treten. Ihr dunkles Haar fiel lang und wild hinab über ihre Schultern und ihre Beine steckten in hohen silbernen Sandaletten. Stellas Haut war von der Sonne so gebräunt, dass die blassblauen Augen in ihrem Gesicht blitzten. Gut gelaunt spazierte sie an einen Tisch und ließ sich auf einen weich gepolsterten Stuhl fallen.
    Sofort war ein Ober zur Stelle, der sie nach ihren Wünschen für das Frühstück fragte. Nachdem sie bestellt hatte, nahm sie einen kleinen Spiegel aus ihrer Handtasche und begann sich zu schminken. Gerade war sie dabei Lipgloss aufzutragen, als ein livrierter Page einen Flügel der gläsernen Eingangstüren aufhielt, eine junge Frau herein spazierte und sich suchend umsah.
    Stella warf das Lipgloss zurück in die Tasche und sprang auf. „Hier drüben, Lily!“
    Lady Lilian Hope umarmte ihre Freundin strahlend, „Wie schön, dich zu sehen! Und du hast schon Frühstück bestellt, herrlich!“
    Die beiden nahmen Platz und augenblicklich begann eine angeregte Unterhaltung, die auch dann nicht abriss, als sie sich schließlich zum Gehen bereit machten.
    „ Lass uns noch kurz an der Wohnung vorbei fahren“, schlug Lily vor, „Ich habe dein Zimmer neu streichen lassen und möchte sehen, was du von der Farbe hältst. Außerdem lasse ich auch noch einen anderen Teppich verlegen. Die Muster sind zu Hause.“
    Stella nickte begeistert.
    „ Ich bin so froh, dass du nächste Woche einziehst!“, strahlte Lily, „Dann sind wir endlich wieder zusammen!“
    „ Oh ja! Es war schrecklich öde ohne dich auf dem Land.“
    Lachend verließen sie das Dorchester und es schien Emmaline, als würden Freude und Unbeschwertheit mit ihnen gehen. Wehmütig stellte sie sich vor, wie es wohl wäre, wenn auch sie mit den beiden befreundet wäre.
    Dann schüttelte sie energisch den Kopf. `Sie sind es nicht. Es sind ihre Urenkelinnen. Sie sind sich zwar ähnlich, aber es sind nicht Amelia und Charlotte! Beobachte aus der Distanz! Wie immer! Und nun konzentriere dich!´, denn schließlich war sie auch noch aus einem anderen Grund hier.
    Eine elegante ältere Dame war vorgefahren und der Porter lud ihre zahlreichen Koffer auf einen großen Kofferwagen.
    Emmaline wartete, bis sie eingecheckt hatte und sich auf den Weg zu den Aufzügen machte.
    Kurz bevor die automatische Tür sich schloss, schlüpfte sie zu der Dame in die Kabine. Wie immer, wenn sie dicht neben einem Auftrag stand, wunderte sie sich, wie abstoßend die Haut aussah wenn sie ohne Farbe war, wie viele Schattierungen von Grau es gab.
    An diesem Abend würden die russischen Geschäftspartner der Dame umsonst auf ihre Landsmännin warten. Sie würden sich jemand anderen suchen müssen, der den Handel mit blutjungen Mädchen organisierte.
    Emmaline hatte keinerlei Zweifel daran, dass die Frau umgehend und leicht zu ersetzen sein würde, aber diese Sünderin würde hier und jetzt für ihr grausames Tun bezahlen. Es war erstaunlich, wie leicht die Menschen ihre verdorbene Seele hinter Skrupellosigkeit, teurer Kleidung und gepflegtem Auftreten verstecken konnten. Erst wenn sie ihre Farbe verloren, sah man ihre wahre Hässlichkeit.

Nachdem sie ihre Pflicht getan hatte, fuhr Emmaline in den Hyde Park. Sie setzte sich ins Gras neben die Statue von Peter Pan und sah den zahlreichen Spaziergängern zu. Es war ein warmer Sonntag, kurz nach Mittag und viele Eltern spielten mit ihren Kindern. Junge Menschen lagen lesend oder schlafend auf der Wiese. Alte Damen und Herren unterhielten sich auf den Parkbänken, vereinzelt lief ein Jogger vorbei.
    Emmaline dachte darüber nach, wie die Leute wohl reagieren würden, wenn sie wüssten, was sie gerade getan hatte. Sie lehnte sich zurück und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen, als plötzlich ein Schatten über sie fiel. Blinzelnd öffnete sie die

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