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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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mitgekommen bist.“
    „ Das ist doch selbstverständlich! Du hättest nicht einmal persönlich kommen müssen, um mich zu holen. Ein Anruf hätte genügt. Ich würde alles tun für Nathaniel.“
    „ Das wussten wir nicht.“
    Dieser Satz tat weh. „Was denkt ihr nur alle von mir?“
    „ Wir wissen nicht, was wir von dir denken sollen, ehrlich gesagt.“
    Sie machte eine wegwerfende Handbewegung, „Ist jetzt auch egal. Warum ist Nathaniel verschwunden und seit wann?“
    „ Über das Warum sind wir nicht ganz sicher. Nathaniel ist schwer zu durchschauen. Er hat auf dich gewartet, zehn Jahre lang, nachdem dein Mann gestorben war, aber du bist nicht zu ihm gekommen. Dann ist er verschwunden, von einem Tag auf den anderen.“, Victor nahm den Blick nicht von der Straße.
    „ Aber dann ist er schon seit über dreißig Jahren weg!“
    „ Aye. Und er hat keine Nachricht hinterlassen. Anfangs führte er seine Aufträge noch aus, aber seit einiger Zeit jagt er nicht mehr.“
    Emmaline war nun noch mehr beunruhigt, „Was bedeutet das?“
    „ Das soll Georgianna dir erklären, wenn wir zu Hause sind. Es dauert nicht mehr lange.“

41.

    Es war schon dunkel, als Victor die Kiesauffahrt zu seinem Haus am Rande der Stadt hochfuhr. Bisher hatte Emmaline Victor und Georgianna stets in den Gewölben unter Edinburgh getroffen. Sie wusste, dass die beiden sehr viel Wert auf ihre Privatsphäre legten und nur selten Gäste in ihrem Anwesen empfingen. Umso beunruhigender war die ganze Situation.
    „ Emmaline! Herzlich willkommen!“, Georgianna riss die Tür auf und fiel ihrer Freundin um den Hals, „Komm mit mir, ich habe auf der Terrasse eine schöne Flasche Rotwein. Es ist so ein herrlicher Abend.“
    Das Haus war groß und offen und modern eingerichtet, jedoch auch mit einigen erlesenen antiken Stücken, die aus Familienbesitz stammten, wie Emmaline vermutete. Sie fühlte sich auf Anhieb wohl und folgte Georgianna auf die Terrasse.
    „ Ich freue mich, hier bei euch zu sein“, sagte sie, nachdem sie einen Schluck von dem herrlichen italienischen Wein genommen hatte, den Georgianna eingegossen hatte, „Und ich verspreche, ich werde nicht mehr so viel Zeit vergehen lassen und mich öfter melden. Ich war sehr dumm.“
    „ Das warst du nicht, Darling!“, Georgianna drückte ihre Hand, „Du warst in Trauer. Das ist absolut verständlich. Aber nun ist das tiefe Tal durchschritten, und du solltest nach vorne schauen.“
    Emmaline nickte, „Das will ich auch. Aber erzähle, was ist mit Nathaniel?“
    Georgianna sah unsicher zu Victor, der ihr aufmunternd zunickte.
    „ Nathaniel ist sei vielen Jahren verschwunden. Er hat uns verlassen, von einem Tag auf den anderen. Anfangs fanden wir es nicht allzu ungewöhnlich, denn wir wussten, dass er darunter litt, dass du nicht zu ihm zurückkamst und in der Vergangenheit war er auch immer viel gereist. Also dachten wir, er wäre auf einer längeren Reise, um sich abzulenken. Die Ältesten können sehen, ob ein Krieger jagt und seine Aufgaben erfüllt und das tat Nathaniel. Aber er kam nicht zurück nach Edinburgh. Wir hofften, er wäre bei dir in London, aber dafür gab es keine Hinweise. Und vor einiger Zeit stellten die Ältesten fest, dass er sogar aufgehört hat, zu jagen.“
    „ Das ist schlecht.“
    „ Das ist es wirklich. Wie du weißt, werden wir schwächer, wenn wir unser Zeitkonto nicht aufladen. Wir sterben zwar nicht, aber wir spüren dann so etwas wie schrecklichen Durst, oder Hunger, der nicht gestillt wird, es ist wie körperlicher Schmerz. Leider gilt die Gnade des langsamen Alterns nur für die Ältesten, nicht für uns Jäger. Wir werden nach einiger Zeit unendlich müde und fallen in eine Art Starre. Die einzigen, die mit dem Jagen aufhören können, sind die Ältesten. Sie dürfen ihre Jahre quasi ableben, altern sehr langsam und behalten auch ihre Kraft lange.“
    „ Ich weiß“, unterbrach Emmaline, „Ich habe mit Sisto gesprochen, einem der Ältesten in Rom.“
    „ Wirklich?“, Victor horchte überrascht auf, „Das ist aber außergewöhnlich. Wieso das denn?“
    Emmaline biss sich auf die Zunge. „Ich hatte so viele Fragen und war am Boden zerstört, nach dem Tod meines Mannes, da verwies man mich an Sisto“, das war nicht ganz gelogen.
    „ Ich verstehe. Und ich finde es auch sinnvoll, dass ein Jäger die Ältesten kennenlernt.“
    „ Wenn die Ältesten sich für die Starre entscheiden“, fuhr Georgianna fort, „bringen wir sie an einen geheimen

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