Das Mal der Schlange
anderen töten will. Ist das überhaupt möglich?“
Sie dachte an Massimo und nur für den Bruchteil einer Sekunde trat ein grausames Glitzern in ihre Augen, „Klar, wieso nicht? Wir bezeichnen uns zwar gerne als unsterblich, aber das sind wir nicht einmal annähernd.“
„ Auf alle Fälle sind wir zäher als die Sterblichen. Was mir etwas Sorge macht, sind Victors neue Anweisungen. Erst heißt es, man spielt nicht mit dem Essen und nun sollen wir genau das tun.“
„ Adam!“, Emmaline schüttelte strafend den Kopf, musste aber dabei lachen, „Diese Ausdrucksweise! So spricht man doch nicht darüber! – Aber ich weiß, was du meinst. Mir ist nicht ganz klar, wie wir das machen sollen. Immerhin müssen wir die Zielpersonen dazu bringen, dass sie sich wehren. Das macht alles viel unberechenbarer und auffälliger. Wir müssen vorsichtig sein. Mit Ilaria hat es in Rom immer sehr gut geklappt, wir haben uns perfekt ergänzt. Diejenige, die jagte, gab die Anweisungen, die andere hielt ihr den Rücken frei und beobachtete alles.“
„ Dann werden wir das auch so machen. Es wird schon funktionieren. Noch einen?“ Er sah fragend auf ihr leeres Glas.
Nach dem dritten Longdrink wagte Emmaline es, Adam endlich die Frage zu stellen, die sie am meisten interessierte, „Was ist zwischen dir und Nathaniel vorgefallen, dass du ihn so hasst?“
„ Ich hasse ihn doch nicht!“, er schien ehrlich betroffen zu sein, „Hat er das gesagt?“
„ Natürlich nicht! Das ist nur der Eindruck, den ich hatte.“
Er sah sie einen Moment lang ernst an, bevor er antwortete, „Wahrscheinlich konnte man das auch denken, so wie ich mich verhalten habe. Die Wahrheit ist, Nathaniel war von Geburt an immer privilegierter als ich, obwohl wir aus den gleichen gesellschaftlichen Kreisen stammten. Wir kannten uns schon in unserem wirklichen Leben, vor vielen Jahren. Ihm fiel alles in den Schoß, er war überall beliebt, alles gelang ihm – es flog ihm einfach zu. Dann wurden wir beide zur gleichen Zeit Jäger. Von da an schien er noch besser, stärker und erfolgreicher zu werden und ich war zerfressen von Neid. Als er dich schließlich als seine Braut mit nach Hause brachte, war für mich das Maß voll. Er hatte alles und ich hatte nichts. Ich wollte sein Glück zerstören.“ Er stand auf und holte zwei neue Getränke von der Bar.
„ Und weiter?“
„ Nichts weiter“, er lächelte bitter, „Das ist die ganze Geschichte. Ein kleiner verwöhnter Junge, der eifersüchtig ist auf einen anderen, noch verwöhnteren Jungen.“
„ Und jetzt? Ist das noch immer so?“
Adam schüttelte nachdenklich den Kopf, „Nein. Irgendwann hat auch bei mir die Weisheit des Alters eingesetzt und mir ist klar geworden, dass es völlig unwichtig ist, was Nathaniel hat, kann oder tut. Was für mich zählt ist mein eigener Weg, den ich alleine gehen muss. Ich habe meinen Frieden mit mir geschlossen, Emmaline. Und ich hoffe, dass auch du mir diese Gunst irgendwann erweisen kannst.“
„ Mach dir keine Sorgen, Bruder, ich bin nicht böse auf dich. Wir haben alle Fehler gemacht für die wir bezahlen mussten. Da bin ich weiß Gott keine Ausnahme. Ich freue mich mit dir, wenn du erkannt hast, was richtig und was falsch ist.“
Der Blick, mit dem er sie ansah, war überrascht, „Scheint so, als ob nicht nur ich mich verändert hätte. Du bist auch nicht mehr dieselbe wie früher.“
„ Natürlich nicht.“
„ Wie war deine Zeit in Rom?“
Emmaline zögerte, wie viel sollte sie von sich Preis geben? Wahrscheinlich wusste er von Daniele, immerhin hatte Georgianna ihn damals kennen gelernt. „Es war wunderschön dort“, antwortete sie etwas wehmütig, „Ich war zum ersten Mal in meinem Leben richtig frei – und das in einer der schönsten Städte der Welt. In Ilaria hatte ich eine gute Freundin gefunden, das Jagen war einfach und es lohnte sich. Und dann habe ich meinen Mann kennen gelernt und geheiratet. Das…“
„ Moment, bitte“, unterbrach er sie, „Hast du gerade gesagt, du warst verheiratet? Mit wem? Wann? Das ist ja unglaublich!“
„ Ich dachte, du hättest davon gehört. Georgianna wusste es.“ Emmaline biss sich auf die Zunge.
Er lachte, „Victor und Georgianna sind sehr diskret, sobald es um Freunde oder Privates geht. Sie würden nie etwas ausplaudern, wenn es nicht absolut notwendig ist.“
„ Oh.“
Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück, „Also bitte, ich höre.“
„ Sein Name war Daniele,
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