Das Mal der Schlange
in dir wirklich nur eine Schwester sehe. Du weißt schon.“ Er wirkte verlegen.
„ In Ordnung. Etwas anderes hätte ich auch gar nicht vermutet.“
„ Dann ist es ja gut. Ich wollte es nur ansprechen, damit klar ist, woran wir sind und damit nichts zwischen uns steht, wo wir doch jetzt zusammen arbeiten werden. Verstehst du?“
„ Dann hätten wir das ja geklärt.“
„ Ja. Gute Nacht Emmaline.“
„ Gute Nacht, Adam, bis morgen.“
Sie sah nicht mehr, wie er zurück zum Taxi ging und sich mit der Hand gegen die Stirn schlug. „Ich Idiot!“, flüsterte er ärgerlich vor sich hin.
46.
Genau wie Adam es vorher gesagt hatte, betrat der Mann die Bar, in der sie saßen. Sie befanden sich in einer anderen Straße als letzte Nacht und aufgrund der zahlreichen Lokale war es ziemlich unwahrscheinlich, ihm zu begegnen, aber dennoch war er da. Der Jäger zog sein Opfer immer an. Heute trug der Mann einen leichten grauen Pullover, der sich über die Muskeln seiner Brust spannte und einige weibliche Gäste drehten sich bewundernd nach ihm um.
Bei Emmaline löste er die gleiche Welle von Abscheu aus, wie am Vorabend und sie musste sich auch dieses Mal beherrschen, um die Fassung zu wahren.
Er war kein Mörder, aber er hatte viele Leben zerstört.
„ Findest du wirklich, dass das notwendig war?“, Adams Blick glitt über Emmalines enges schwarzes Kleid, das mehr Preis gab, als verbarg, „Es sieht nicht gerade sehr stilvoll aus und darin kannst du doch gar nicht kämpfen.“
Sie sah ihn ungeduldig an, „Ich hatte dir doch erklärt, er ist ein Vergewaltiger. Bisher ist er immer ungestraft davon gekommen, denn er spricht seine Opfer in der Öffentlichkeit nicht an. Er sucht sie sich in den Bars nur aus, folgt ihnen dann und schlägt in einem geeigneten Moment zu. Mir wird beinahe schlecht, wenn ich ihn ansehe, er ist so widerlich! Aber ich will sicher gehen, dass er mich als das bestmögliche Beutestück betrachtet. Außerdem kann man mit einem kurzen Rock sehr gut kämpfen.“
„ Wenn du meinst. Also noch einmal. Wir verabschieden uns draußen voneinander, dann gehst du langsam über den Kanal und ich laufe zur Brücke weiter vorne, wir treffen uns auf der anderen Seite, auf halbem Weg.“
„ Richtig, in einer Sackgasse. Du steigst von hinten über die Wand am Ende der Strasse und versteckst dich, während ich schon sichtlich nervös werde, weil er mir folgt und dann irrtümlich in die Gasse biege. Dann hat er mich. Denkt er. Du sicherst den Rückzug und passt auf, dass uns niemand entdeckt, ja?“
„ Hoffen wir, dass alles klappt.“
Sie nickte ihm aufmunternd zu und beide standen auf. Als sie beim Hinausgehen auf Höhe des Mannes waren, sagte Emmaline etwas zu laut, „Kannst du wirklich nicht noch mit zu mir kommen?“
„ Leider nein, Schatz“, war Adams verabredete Antwort, „Du weißt doch, ich muss morgen früh raus.“
Wegen des Lärms in der Bar waren sie sich nicht sicher, ob er es gehört hatte, aber sie konnten nicht riskieren, dass er den Köder nicht schluckte. Deshalb blieb Emmaline vor dem großen Glasfenster neben dem Eingang stehen und verabschiedete sich auffällig von Adam. Sie warf ihre Arme um seinen Hals und drückte ihm einen langen Kuss auf, bis die Leute im Pub auf sie aufmerksam wurden und Pfiffe ertönten.
„ Was soll das denn, bist du verrückt!“, fauchte Adam, als sie ihn endlich wieder los ließ.
„ Lächeln, Schatz, mach ein freundliches Gesicht, jetzt hat er uns sicher bemerkt.“, gab sie sarkastisch zurück.
Tatsächlich hörte Emmaline wenig später seine schweren Schritte auf dem Straßenpflaster hinter sich, als sie über die schmale Kanalbrücke ging. Nach einiger Zeit begann sie sich umzudrehen, aber jedes Mal, wenn sie stehen blieb, blieb auch er stehen. Also gab sie vor, nervös zu werden und lief etwas schneller. Auch seine Schritte wurden beschleunigten sich.
`Du Mistkerl`, dachte sie, `So vielen Mädchen hast du weh getan, aber jetzt ist Schluss damit!` Sie atmete tief durch und Ruhe durchströmte sie, als sie, vermeintlich in Panik, um die Ecke bog und so tat, als merkte sie erst jetzt, dass ihr der Weg abgeschnitten war.
Gerade in dem Moment, als sie sich umdrehen wollte, spürte sie, wie sich von hinten eine Hand auf ihren Mund legte und eine andere ihr die Kehle zu drückte.
Er war wirklich stark. Blitzschnell riss sie einen seiner Finger hoch und brach ihn nach hinten weg. Mit einem schmerzlichen Aufheulen lockerte sich sein Griff und sie
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