Das Mal der Schlange
konnte sich umdrehen und ihm gegen den Unterleib treten. Er sackte zusammen.
Jetzt wäre der Augenblick, in dem sie ihn normalerweise töten würde.
„ Deshalb konnte dich niemand beschreiben“, ihre Stimme war ruhig als sie auf den Mann hinunter sah, „Aber eine Maske hilft dir jetzt auch nicht mehr.“ Damit zog sie den schwarzen Stumpf von seinem Kopf.
„ Wie praktisch“, sie ließ den Seidenstrumpf durch ihre Finger gleiten, „Den kann man ganz einfach in die Tasche stecken und überall hin mitnehmen. Allzeit bereit, nicht wahr?“
Er hatte sich wieder von ihrem Schlag erholt und hielt sich die Hand als er aufstand, den Weg aus der Straße versperrend. „Du dreckige Schlampe!“, spie er, „Für dich brauche ich keine Maske. Ich werde dich fertig machen!“
„ Oh, bitte“, sie lachte ihn aus, „Wie oft habe ich diesen Satz schon gehört! Auch von einem großen Mann, der dachte, er wäre stark. Dabei war er genauso dumm, wie du!“
Wütend schnellte er nach vorne, aber sie wich geschickt aus und tänzelte um ihn herum.
Sie hatte ihn genau da, wo sie ihn haben wollte. Blind vor Wut und bereit, sie zu töten, würde er ihr einen guten Kampf liefern.
Nach einem heftigen Schlagabtausch wurde ihm jedoch langsam klar, dass er der Verlierer sein würde, denn sie hatte jeden seiner Angriffe pariert und ihm mittlerweile neben dem Finger auch noch einen Arm und ein paar Rippen gebrochen. Er war schwer verwundet und blutete am Kopf. Sein Hass schlug in Verzweiflung um, als er versuchte nun an ihr vorbei und nach vorne zur Hauptstraße zu gelangen.
Mit einem gezielten Tritt sprang sie gegen sein Knie, das mit einem schnappenden Geräusch nachgab. Ihm wurde übel vor Schmerz, er knickte ein und blieb am Boden liegen, unfähig wieder aufzustehen. Mit seinem unverletzten Arm versuchte er von ihr weg zu kriechen, aber sofort spürte er ihren Fuß in seinem Rücken, der ihn auf das Pflaster drückte.
„ Du wirst nie wieder einer Frau weh tun.“
„ Nein, nie wieder, ich schwöre es“, wimmerte er, „Ich werde mich der Polizei stellen, sie werden mich einsperren, ich tue alles, was du sagst, wenn du mich gehen lässt.“
„ Betteln? Du fängst jetzt wirklich an zu betteln? Wie viele deiner Opfer haben dich angefleht, sie zu verschonen? Und bei wie vielen hattest du Erbarmen?“
Jetzt war sie dicht über ihm und er spürte, wie sie den Strumpf um seinen Hals legte.
„ Ich weiß, ich habe Schreckliches getan, aber ich werde dafür bezahlen! Bitte, töte mich nicht!“
„ Natürlich wirst du dafür bezahlen, dafür bin ich ja hier“, sie begann die Schlinge enger zu ziehen, „Aber dein Gericht steht nicht mehr in dieser Welt.“
„ Das kannst du nicht machen! Hab Erbarmen, ich flehe dich an!“, seine Worte wurden immer schwächer. Das letzte, was er hörte, war Emmalines sanfte Stimme, die ihm zuflüsterte, „Auge um Auge – nur wer barmherzig war, dem wird auch Erbarmen gewährt!“
Adam löste sich aus dem Schatten und schlenderte auf sie zu, die Hände in den Taschen. „Das Ende war etwas theatralisch, aber er hat durchaus brauchbar gekämpft.“ Damit zog er sie mit sich hinter einen Müllcontainer und drehte ihr den Rücken zu, um die Straße im Blick zu haben, während die Energiewelle Emmaline erreichte.
„ Wie viel“, fragte er schließlich.
„ Einundsechzig Jahre.“
Er pfiff anerkennend durch die Zähne, „Das hat sich wirklich gelohnt.“, er zog ein Handy aus seiner Tasche, „Ich werde Victor Bescheid sagen, dass er die Aufräumer schicken kann.“
„ Wer wird kommen?“
„ Ich weiß nicht, wer heute dran ist.“
„ Müssen wir warten, oder können wir gehen?“
Adam steckte das Telefon wieder weg, „Er sagt, sie sind in zwei Minuten da. Wir müssen nicht auf sie warten. Sollen wir ein Taxi nehmen?“
„ Macht es dir etwas aus, wenn wir ein Stück zu Fuß gehen? Ich fühle mich nicht so gut. Es ist viel einfacher sie zu töten, wenn man nicht mit ihnen spricht. Reden verringert die Distanz, so dass einem sogar dieser Abschaum nahe geht. Töten alleine ist schon Belastung genug, dieses Theater macht es nicht leichter.“
Er streckte eine Hand nach ihr aus und sie merkte erst jetzt, dass sie noch auf dem Boden kauerte. Sie ergriff sie und er half ihr auf, dann gingen sie zusammen zurück über die Brücke und in Richtung Innenstadt.
„ Das mit dem Kuss...“, begann er nach einer Weile.
„ Es tut mir leid. Ich hätte dich vorher fragen müssen, aber es ist mir
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