Das Mallorca Kartell (German Edition)
Herrn Balder geführt hatte, präzise formuliert und Fotos als Beweis auf den Tisch gelegt. Die Fotos hatten die Villa und den beschädigten Pool von Herrn Balder gezeigt. Die Sprünge in den Fliesen und die Spalten in der angrenzenden Erde waren klar ersichtlich. Hinter der Poolterrasse, die ebenso mit Rissen übersät war, prangte ein dreistöckiges graues Betonskelett, mit einem Baugerüst verkleidet. Die freie Sicht auf das offene Meer war versperrt.
Das Bauvorhaben umfasste laut der angebrachten Bautafel, die ebenfalls auf den Fotos zu sehen war, zwölf luxuriöse Apartments. In dieser Lage konnte man für eine einzige Wohnung bis zu achthunderttausend Euro verlangen. Kein schlechtes Geschäft für den Bauträger, der sich um den Verkauf der Apartmenteinheiten bestimmt keine Sorgen machen musste. Ángel fragte sich, wie viel Schmiergeld wohl in die Tasche von Pérez de Barall gewandert war, vom Bauauftrag für sein Unternehmen ganz zu schweigen. Das heutige Treffen beim GOB betrachtete er als Glücksfall. Endlich konnte er etwas unternehmen. Mit dem GOB hatte er bisher nichts zu tun gehabt, da Umweltschutz und organisiertes Verbrechen normalerweise nicht viel gemein hatten. Er hatte vom GOB ein vorgefertigtes Bild gehabt und automatisch angenommen, es handele sich bei den Mitarbeitern um einen fanatischen Trupp von grün angehauchten Leuten, die mit extremen Maßnahmen ihre Belange durchsetzen wollten. Als er das Besprechungszimmer betreten hatte, war er mehr als überrascht gewesen, dass neben den anwesenden Anwälten auch Jesús Colón in einem gut sitzenden Anzug an der Besprechung teilnahm. Noch mehr verblüfft hatte ihn jedoch die Erscheinung der attraktiven, jungen Biologin Cristina Díaz. Cristina war ebenfalls auffallend geschmackvoll gekleidet gewesen. Eine figurbetonte weiße Leinenhose mit einer raffiniert geschnittenen bunten Wickelbluse und hochhackige Sandaletten passten nicht zu seiner Vorstellung von einer Umweltaktivistin. Ihr langes Haar hatte sie zu einem modischen Zopf hochgesteckt und ein dezentes Make-up vervollständigte das stilvolle Erscheinungsbild. Er hatte Leuten erwartet, die Jeans, T-Shirt und Gesundheitsschuhe trugen. Ebenso hatte er nicht mit so nützlichen Informationen gerechnet. An diesem Tag hatte er sich gleich zwei Mal geirrt. Doch in einem war er sich sicher, die attraktive Cristina hatte gegen Ende der Besprechung nervös gewirkt. Die Kritzelei auf ihren Unterlagen und der ausweichende Blick waren ihm aufgefallen. Zudem war sie regelrecht erschrocken, als er gesagt hatte, es könne gefährlich werden, wenn Angestellte des Bürgermeisteramtes, wie diese Ana, Ermittlungen anstellten. Er spürte ein Kribbeln, was ihn immer überfiel, sobald er auf eine Spur stieß. Diese Spur war Cristina, die etwas vor ihm verheimlichte. Und er würde es noch herausfinden, dessen war er sich sicher.
Ángel beauftragte seine Mitarbeiter, die gesamte Cala Llamp nach illegal anmutenden Bauprojekten abzusuchen und mit den Anwohnern zu sprechen. Da ein Großteil der Eigentümer deutsche und britische Ausländer waren, wäre die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass das Rathaus Andratx Wind von der ganzen Sache bekäme. Trotzdem wies er seine Leute an, es wie eine offizielle Umfrage aussehen zu lassen.
Sollten einige der Villen illegal erbaut worden sein, dann bestünde die Möglichkeit, dass jemand etwas ausplauderte. Bei einer angeblichen Umfrage durch Mitarbeiter des Rathauses hätte die Befragung einen amtlichen Charakter, die manchem die Zunge lösen würde.
***
Martin Schneider überlegte, ob er Diego Torres wegen der Ermittlungen gegen das Rathaus Andratx informieren sollte. Schaden konnte es nicht. Damit würde er Diego zeigen, dass er sich auf ihn verlassen konnte. Er zückte sein Telefon.
»Hallo Martin! Wie geht es dir?« Diego hatte seine Nummer offenbar abgespeichert und begrüßte ihn entsprechend freundlich.
»Gut. Ich habe heute etwas erfahren, was ich dir sagen wollte. Es hat nichts mit dem Schloss Bendinat zu tun. Die Anfrage ist noch nicht ganz vom Tisch. Es steht zwar fest, dass in einem Großteil der Grünzone nichts gebaut werden darf, aber Solarzellenanlagen sind keine Baukörper im herkömmlichen Sinn. Es ist also noch nichts entschieden. Zwischenzeitlich habe ich einen direkten Ansprechpartner im Rathaus in Calvia. Er kümmert sich darum. Es wird aber dauern. Da lässt sich leider nichts beschleunigen.«
»Das ist doch schon mal etwas. Du sprachst von
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