Das Mallorca Kartell (German Edition)
immer noch gut gelaunt und selbstsicher. Nichts ließ darauf schließen, dass sie etwas von der Apartmentanlage oder anderen illegalen Bauvorhaben wusste.
Cristina atmete auf. »Uns ist was auf den Tisch gekommen, das zum Himmel stinkt. Genaueres darf ich nicht sagen. Du weißt ja, wie es läuft.«
»Immer diese Geheimnisse! Ich bekomme immer als Letzte mit, was gespielt wird. Schließ lich mache ich nur die Katastereintragungen. Soll ich mich umhören?«
Cristina hatte die Warnung von Ángel noch deutlich im Ohr. »Nein, halte dich bitte da raus. Ich will nicht, dass du Ärger bekommst, weil sie dich erwischen, wie du den Schreibtisch vom Bürgermeister durchsuchst.« Ihr Scherz war gelungen, denn Ana lachte lauthals los. »Lass dich lieber von Martin verwöhnen.«
»Das werde ich machen. Bis morgen dann!«
Sie beneidete ihre Freundin, weil sie sich mit Martin so gut verstand. Wie lange war sie schon nicht mehr mit einem Mann unverbindlich ausgegangen? Célia drängte sie regelmäßig dazu, doch ihre letzten Erfahrungen hatten sie vorsichtig werden lassen. Selbst wenn sie es schaffen sollte, über ihren Schatten zu springen, so hatte sie seitdem sie auf Mallorca lebte niemanden getroffen, der sie wirklich interessiert hätte. Sie ging in die Küche, schenkte sich ein Glas Rotwein ein und ließ sich in die Hängematte sinken. Gedankenverloren sah sie auf das im Abendrot schimmernde Meer und dachte, es war besser allein zu sein, als in schlechter Gesellschaft.
***
Guillem Salinas saß am späten Vormittag im Katasteramt und starrte ungläubig auf seinen Flachbildschirm. Seine Kollegin Ana hatte also in einigen Akten herumgeschnüffelt. Vor einer Woche hatte sie sich alle Besitzurkunden auf dem Cap des Llamp angesehen. Ausgerechnet diese Akten. Ausgerechnet Ana.
Trotzdem musste er es melden. Schließlich bezahlte man ihn genau dafür. Er kontrollierte regelmäßig den Zugriff auf diese Akten und hatte insgeheim angenommen, sein Kollege Iñaki Valera könnte etwas bemerken. Ihn zu melden, hätte ihm kein Problem bereitet. Er hasste seinen Kollegen, der immer pünktlich war und ihn mit seiner korrekten Art und Weise in den Wahnsinn trieb. Iñaki ließ ihn immer spüren, erst seit fünf Jahren im Katasteramt tätig zu sein, während dieser selbstgefällige Sack mit seinen achtundfünfzig Jahren zeit seines Lebe ns in diesem Amt arbeitete. Iñaki hatte alles, was er gerne gehabt hätte. Vor fünfzehn Jahren hatte er eine junge, reiche Frau geheiratet. Wie er an diesen Goldfisch gekommen war, konnte Guillem sich bis heute nicht erklären. Seither lebte Iñaki auf seiner luxuriösen Finca in Calvia mit seiner hübschen Frau und den beiden Kindern. Er könnte jedes Mal kotzen, wenn er sich anhören musste, wie die ganze Familie am Wochenende mit den Pferden ausgeritten war oder mit dem Segelboot auf dem Meer herumschipperte. In letzter Zeit redete Iñaki immer öfter davon, welche Reisen er unternehmen werde, wenn er in zwei Jahren in Rente ging. Iñakis selbstzufriedenes Gesicht verursachte ihm Brechreiz. Wenn er es gar nicht mehr ertrug, machte er sich einen Spaß daraus, ihn und seine Geschichten zu ignorieren. Iñakis beleidigter Gesichtsausdruck verschaffte ihm wenigstens für Minuten kurze Genugtuung. Er fand es einfach nicht gerecht, wie manche Menschen nur auf der Sonnenseite des Lebens tanzten. Er selbst hatte keine Freundin und bekäme mit seinem Aussehen auch keine Frau ab. Er wusste sehr wohl, wie sein teigiges Gesicht und sein dünnes Haar auf Frauen wirkte. Er war auch nicht der Schlauste. Zumindest behaupteten das seine Eltern. Denen zufolge musste er froh sein, den Job im Katasteramt bekommen zu haben. Aber auch den hatte er nur, weil sein Cousin der Bürgermeister höchstpersönlich war. Er war aber nicht halb so dumm, wie sie alle glaubten, und bald hätte er genug Geld beisammen, um endlich von seinen Eltern loszukommen. Schon lange hatte er keine Lust mehr, in S´Arraco, diesem langweiligen Kaff, zu leben. Bald könnte er sich ein schickes Apartment am Meer leisten. Mit Geld konnten sogar die hässlichsten Männer eine attraktive Frau heiraten. Er würde es allen zeigen! Dafür musste er nun aber Ana verraten. Ihr würde nichts passieren, so weit ginge sein Geldgeber nicht. Schließlich hatte dieser auch alle Grundstücke auf dem Cap des Llamp ohne bösartige Übergriffe übernommen. Trotzdem wäre es ihm lieber gewesen, er hätte Iñakis Namen nennen können.
Guillem stand von seinem
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