Das Mallorca Kartell (German Edition)
übernahm. Er erklärte die weiteren Beschwerden, die von Anwohnern vorlagen und alle mit Baugenehmigungen im Naturschutzgebiet zusammenhingen.
»Wir ermitteln seit einiger Zeit in diese Richtung. Doch bisher haben wir noch keinen Fall mit diesen Ausmaßen auf den Tisch bekommen. Das könnte eventuell ein Durchbruch sein.« Der Udyco-Chef schien sehr zufrieden. »Dass in der Gemeinde Andratx oftmals Häuser und Wohnungen ohne Genehmigungen aus dem Boden gestampft werden, ist nicht neu. Dass jedoch auf Sa Mola Apartmentanlagen mit offizieller Genehmigung gebaut werden, ist so offenkundig illegal, dass es einem wirklich die Sprache verschlägt. Das wird auf alle Fälle ein Nachspiel haben und weitere Untersuchungen rechtfertigen.«
Cristina vermutete den Grund zu kennen, warum sie nervös geworden war. Bei Ermittlungen gegen das Bürgermeisteramt musste ihr unbewusst Ana eingefallen sein. Könnte Ana tatsächlich darin verwickelt sein? Sie konnte es sich zwar nicht vorstellen, aber ein erster Zweifel nagte an ihr.
»Cristina?« Sie blickte verwirrt auf und sah Ángel direkt in die Augen.
»Verzeihung, ich war in Gedanken.« Offensichtlich war sie etwas gefragt worden. Sie sah in die Runde und registrierte den tadelnden Blick ihres Chefs.
»Ich fragte, ob Sie zufällig wissen, durch wen das neu bebaute Grundstück umgeschrieben wurde? Damit könnten wir gleich noch das Notariat überprüfen«, wiederholte Ángel.
Cristina schüttelte verneinend den Kopf. »Tut mir leid. Dieselbe Frage habe ich Herrn Balder auch gestellt. Leider war ihm weder der Vorbesitzer noch das Notariat bekannt.«
»Könntest du nicht deine Freundin Ana fragen? Sie arbeitet doch im Katasteramt in Andratx«, schlug ihr Chef vor.
Cristina fühlte, wie ihr Gesicht zu glühen begann. Sie kritzelte Muster auf die vor ihr liegenden Papiere. Das tat sie immer, wenn sie nervös war oder konzentriert über etwas nachdachte. Sie malte kleine Vierecke auf den Notizblock und überlegte, ob sie erzählen sollte, dass sie Ana erst letzte Woche um solch einen Gefallen gebeten hatte. Die Kanzlei Súarez-Alonso war auch bei der Umschreibung von Carmens Besitz auf diese Firma das zuständige Notariat gewesen. Sie grübelte ebenfalls darüber nach, ob sie ihren Verdacht erwähnen sollte, dass auch am Cap des Llamp, der östlichen Landzunge der Cala Llamp, etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Um diese Anschuldigungen vorzubringen, fehlten ihr jedoch stichhaltige Beweise. Außerdem hatte diese Sache nichts mit dem vorliegenden Fall zu tun. Wenn sie ihren Verdacht gegen Carlos vorbrachte, ohne mit ihrem Chef vorher darüber gesprochen zu haben, würde Jesús schlecht vor den anwesenden Herren dastehen. Das würde er ihr mit Sicherheit übel nehmen. Daher entschied sie, vorerst den Mund zu halten.
»Cristina! Hörst du überhaupt zu?«, unterbrach Jesús ihre Gedanken.
Sie sah auf und blickte in Ángels Gesicht, dessen Augen sie aufmerksam musterten. »Natürlich höre ich zu. Ich habe nur über deinen Vorschlag nachgedacht.« Sie sah zurück auf ihre Kritzeleien. »Ich kann Ana nicht bitten, etwas Illegales zu tun. Und die Weiterleitung von internen Informationen ist nun mal nicht legal. Dafür gibt es schließlich die offiziellen Katasterauszüge.« Die Hitze in ihrem Gesicht verstärkte sich noch, da sich ihr schlechtes Gewissen Bahn brach. Sie hatte Ana schon ein Mal darum gebeten. Doch ein zweites Mal? Das konnte sie ihrer Freundin nicht zumuten. Es tat ihr bereits leid, Ana schon ein Mal dazu gedrängt zu haben.
Glücklicherweise teilte Ángel ihre Meinung. »Bei einem offiziellen Auszug ist allerdings klar, dass sich jemand dafür interessiert. Die Leute wären vorgewarnt. Selbst wenn die Daten für Ihre Freundin zugänglich wären, könnte immer noch aufkommen, wer sich Zugang dazu verschafft hat. Das könnte gewisse Leute unruhig werden lassen. Es wäre einfach zu gefährlich.«
Auch wenn er ihr zustimmte, machte sein Einwand Cristina schwer zu schaffen. Wenn sie Ana nun bereits in Gefahr gebracht hatte? Eilig verwarf sie den erschreckenden Gedanken.
»Ich werde die Angelegenheit und das weitere Vorgehen mit meinem Team besprechen. Es muss jedoch absolutes Stillschweigen herrschen! Wenn nur ein Wort nach außen dringt, kann das die gesamte Ermittlung gefährden. Ich melde mich wieder bei Ihnen.« Mit diesen Worten erhob sich Ángel von seinem Drehsessel. Die Besprechung war beendet.
Martin wartete bereits in Cristinas Büro. Genervt über seine
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