Das Mallorca Kartell (German Edition)
sprang breit grinsend aus dem Sessel hoch, um Cristina in ihr Büro zu folgen.
Cristina ging zu ihrem Schreibtisch und sah einige Unterlagen durch. Sie griff einen Stapel Anfragen vom Tisch und reichte sie an Martin weiter. »Die müssen alle beantwortet werden. Ich habe dir nur die deutschen Briefe herausgesucht. Die spanischen Anfragen beantworte ich selbst. Das muss aber alles noch heute raus, okay?«
Martin blätterte die Unterlagen durch und nickte. »Gut, aber zuerst muss ich etwas essen, und du kommst mit!«
***
Pünktlich betraten die Gebrüder Fullana das Büro. Jesús führte sie direkt ins Besprechungszimmer. Da Cristinas Bürotür, wie gewöhnlich, offen stand, winkte er ihr nur kurz zu. Auf sein Zeichen hin folgte sie mit den Unterlagen im Arm dem kleinen Trupp.
Cristina stellte sich vor und kam gleich zur Sache. »Also, was gibt es Neues?«
Der Anwalt blätterte in den Unterlagen. »Es wundert mich nicht, dass sich viele Kanzleien weigerten, diesen Fall zu übernehmen, zumal die Kanzlei Súarez-Alsono auf Immobilienverkauf spezialisiert ist. Es handelt sich um eine illegale Genehmigung, was ziemlich viel Ärger bedeutet. Und da will sich keine Kanzlei eine blutige Nase holen. Wir haben alles überprüft. Die vorliegenden Baugenehmigungen sind offiziell erteilt und abgesegnet. Da werden wir nicht viel ausrichten können. Das Ganze ist auch eine Nummer zu groß für uns. Deswegen haben wir bereits gestern mit der Udyco Kontakt aufgenommen. Das ist eine Spezialeinheit zur Bekämpfung der Drogenkriminalität und des organisierten Verbrechens. Der leitende Beamte wird in einer halben Stunde in Ihr Büro kommen, um die Vorkommnisse direkt von Ihnen zu erfahren. Es scheint um mehrere Korruptionsfälle zu gehen. Die Udyco ermittelt seit geraumer Zeit in Bezug auf illegale Genehmigungen, die in Andratx erteilt wurden. Als Anwälte können wir nicht einfach ins Rathaus marschieren und ohne fundierte Beweise Anschuldigungen in die Welt setzen. Deswegen haben wir Ángel Martínez Ruíz gebeten, zu unserer Besprechung zu kommen. Ich hoffe, das war auch in Ihrem Sinne.« Erwartungsvoll blickte er zu Jesús, dessen Mundwinkel nervös zuckten.
»Damit war zu rechnen. Ich denke, Sie haben richtig gehandelt. Unsere Organisation nimmt man zwar ernst, aber bei Bestechungen von solchem Ausmaß stoßen wir an unsere Grenzen.«
Die Gebrüder Fullana warfen sich einen erleichterten Blick zu.
Cristina sah ihnen an, dass sie nicht sicher gewesen waren, ob ihr eigenmächtiges Handeln erwünscht war. Sie dachte über die Neuigkeiten nach. Schon wieder war der Name von Carlos` Kanzlei gefallen. Warum blieb ihr Chef dabei so ruhig? Er müsste doch bei seinem alten Freund nachfragen, warum das Mandat nicht angenommen worden war. Was steckte dahinter?
Die Sekretärin brachte Kaffee ins Besprechungszimmer und kündigte Ángel Martínez Ruíz an.
Jesús sprang auf, um den Besucher zu begrüßen. Ángel Martínez Ruíz betrat den Raum und sah mit seiner sonnengebräunten Haut aus, als käme er frisch aus dem Urlaub. Seine sportliche Figur steckte in einem beigefarbenen Maßanzug, dessen Farbe seinem dunklen Typ schmeichelte. Cristinas erster Gedanke war, dass ihn bestimmt seine Frau eingekleidet hatte. Die wenigsten Männer wagten es, ein bunt gemustertes Hemd zu solch einem Anzug zu tragen, und die modische Krawatte passte ausgesprochen gut dazu. Selbstsicher stellte er sich den Anwesenden vor. Sein aufmerksamer Blick wanderte von einem zum anderen, blieben kurz bei Cristina hängen und ihr war schnell klar, dass dieser Mann gewohnt war, alle Details auf einmal zu erfassen und zu analysieren. Ein merkwürdiges Flattern in ihrem Magen breitete sich aus. Der Mann machte sie durch seine bloße Anwesenheit nervös.
Die Anwälte baten Cristina, von Herrn Balders Besuch zu berichten. Cristina stellte kurz die Probleme dar, die Herr Balder hatte, und ließ weder das Kaufangebot, noch die Entschädigungszahlung von einer halben Million aus, die ihm telefonisch angeboten worden war. Zum Schluss erwähnte sie auch die Drohanrufe, die er erhalten hatte. Ángel Martínez Ruíz hatte sie während ihrer Ausführungen nicht aus den Augen gelassen, was ihre innere Unruhe nur noch steigerte. Cristina ärgerte sich über sich selbst. Seit wann brachte sie ein gut aussehender Mann aus dem Konzept? Sein Blick hatte etwas an sich, das sie verunsicherte. Sie fühlte sich sehr erleichtert, als Jesús die Führung des Gesprächs wieder
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