Das Mallorca Kartell (German Edition)
legte sie auf den Stapel, den sie mit Jesús besprechen wollte. Danach würde sie Herrn Balder benachrichtigen. Sie arbeitete zügig die weiteren Nachrichten ab und hatte bis halb zehn alles Wichtige erledigt. In einer halben Stunde säßen alle Mitarbeiter an ihren Tischen und mit der Ruhe wäre es vorbei. Sie suchte die Telefonnummer der Privatdetektei heraus und wählte sie. Nach dem dritten Klingeln nahm jemand ab.
»Kanzlei Muñar, buenos días«, meldete sich eine freundliche Stimme.
»Buenos días. Ist Juán Carlos zu sprechen?«, fragte sie ohne Umschweife.
»Um was geht es denn?«, wollte die Dame wissen.
»Hier ist Cristina und es handelt sich um eine private Angelegenheit.« Sie hatte keineswegs vor, der Sekretärin irgendwelche Erklärungen zu geben.
»Ich werde nachsehen«, erwiderte die Dame verschnupft. Sie war es wohl nicht gewohnt, ein Gespräch ohne weitere Informationen zu verbinden. Es knackte in der Leitung.
»Hola Cristina. Was kann ich für dich tun?« Juán Carlos` gute Laune war beinahe greifbar.
»Bin ich deiner Sekretärin auf die Füße getreten?«
»Mach dir deswegen keine Gedanken. Wenn sie mir nicht irgendeinen Kommentar zum Anrufer geben kann, bekommt sie schlechte Laune, und meine bessert sich zwangsläufig. Nun aber im Ernst. Was gibt es?«
Cristina schätzte es sehr, wie schnell Juán Carlos auf den Punkt kam. »Ich würde das gerne mit dir persönlich besprechen. Heute noch.«
»Mal sehen.« Sie hörte, wie er in seinem Kalender blätterte. »Wenn ich einen Termin verschiebe, dann könnten wir um zwei Uhr zusammen Mittag essen. Reicht eine Stunde?«
»Völlig. Ich danke dir. Treffen wir uns in der kleinen Tapas-Bar bei dir um die Ecke?«
»Alles klar. Damit bekommt dieser triste Tag doch noch sein Highlight!«
Juán Carlos hatte aufgelegt. Cristina lächelte immer noch. Er war ein gnadenloser Charmeur mit dem Aussehen eines Teddybären. Man musste ihn einfach gern haben.
Die Bürotür schwang auf. »Du bist aber früh dran!«, grüßte Jesús. »Wie geht es dir heute?«
»Besser. Und wie hält sich Martin?«, erkundigte sie sich. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, da sie ihn gestern nicht mehr angerufen hatte.
»Nicht wirklich gut. Ich wollte ihn gestern Mittag nach Hause schicken, doch er meinte, er bliebe lieber im Büro, da sei er unter Menschen.« Jesús betrat ihr Büro und setzte sich auf das kleine Besuchersofa. »Ist bei dir wirklich alles in Ordnung?«
»Solange ich mich beschäftige, ist es auszuhalten. Können wir gleich einige Dinge durchsprechen? Ich bin ab zwei Uhr wieder weg und möchte noch Herrn Balder Bescheid geben. Er hat sich per E-Mail nach dem Ermittlungsstand erkundigt. Außerdem bin ich über das Energieprojekt deines Freundes gar nicht mehr auf dem Laufenden.«
Bei dem Gespräch erfuhr sie nicht sehr viel. Die Udyco ließ sich bei den Ermittlungen nicht in die Karten schauen. Nach Aussage von Ángel Martínez Ruíz seien sie entscheidende Schritte vorangekommen. Spruchreife Ergebnisse lägen noch nicht vor. Das Projekt von Diego Torres ging ebenfalls schleppend voran, da er sich nicht auf den Osten einlassen wollte und der Westen keine großen Flächen bot.
»Die Genehmigung für ein solches Vorhaben kann er im Westen gar nicht bekommen. Warum versteift er sich nur so auf den Westen? Der Osten bietet im Inselinneren riesige Flächen, die sich hervorragend für so ein Projekt eignen. Alles, was hinter dem Flughafen in östliche Richtung liegt, wäre doch perfekt dafür!« Jesús zuckte nur mit den Schultern. Dieser Diego schien es nicht eilig mit seinem Projekt zu haben. »Und was macht deine Haussuche?«
»Bisher habe ich mir nur zwei Villen angesehen.« Jesús erhob sich langsam vom Sofa. »Steht sonst noch etwas an?«, fragte er ausweichend.
»Nein.« Offensichtlich war es Jesús unangenehm, dass sie den geplanten Hauskauf erwähnt hatte. Das Gespräch schien beendet, denn Jesús verließ ihr Büro. Irgendwie hatte sich ihr herzliches Verhältnis verändert. Früher hätte er ihre Meinung zu einem Hauskauf eingeholt. Er hätte sie wegen einer Finanzierung befragt und ihr Fotos von angebotenen Villen gezeigt. Aber vielleicht wollte er sie in ihrer Trauer nicht mit solchen profanen Dingen belasten. Wahrscheinlich war sie in ihrem Kummer ungerecht. Früher war es trotzdem anders gewesen. Früher hätte ich ihm auch von meinen Problemen erzählt, dachte sie wehmütig. Aber ich vertraue ihm nicht mehr. Warum sollte er mein Misstrauen
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