Das Mallorca Kartell (German Edition)
Arme. »Das wirst du, wenn du meine Rechnung bekommst.«
Sie wusste, die Rechnung fiele sehr viel niedriger aus, als bei seinen anderen Kunden und auch das Essen wäre nicht darauf zu finden. Sie hatte diesen großen Teddybären gerne. Auf ihn konnte sie sich verlassen. Das hatte sich bereits in der Vergangenheit gezeigt.
Umsichtig und diskret hatte er ihren damaligen Lebensgefährten, Salvador Martí überprüft. Sie hatte ihn in Barcelona auf einer Vernissage kennengelernt und war mit ihm ausgegangen. Er hatte sie verwöhnt und umschmeichelt. Nach kurzer Zeit war sie über beide Ohren in ihn verliebt gewesen. Von seiner Vergangenheit und auch seinen Geschäftsreisen gab er selten etwas preis. Auch nach einem Jahr hatte sie immer noch das Gefühl gehabt, ihn kaum zu kennen. Als er ihr einen Heiratsantrag machte, war sie erst glücklich gewesen, doch anschließend war dieses Gefühl großer Ratlosigkeit gewichen. Wie konnte sie jemanden heiraten, von dem sie kaum etwas wusste? Damals hatte sie sich bei Célia und Carmen darüber beklagt, und Carmen hatte ihr zu einer Überprüfung durch einen Detektiv geraten. So ließ sie sich während eines Aufenthalts auf Mallorca dazu überreden und beauftragte Juán Carlos Muñar. Keinesfalls hätte sie es über sich gebracht, sich in Barcelona nach einer Detektei umzusehen.
Carmen und Célia wiederholten immer wieder, dass sie keine schlechte Partie sei und er vielleicht nur an ihr Vermögen wolle. Er konnte nichts von ihrem Vermögen wissen. Sie hatte es nie erwähnt und ließ auch ihre Kontoauszüge nicht offen herumliegen. Trotzdem konnte sie der Versuchung nicht widerstehen, mehr über ihren zukünftigen Mann zu erfahren. Sie ließ ihren Verlobten in der Gewissheit überprüfen, es käme nichts dabei heraus. Doch sie hatte sich gründlich getäuscht.
Salvador stand unter Verdacht, ein Betrüger zu sein. Seine Geschäfte waren nur halb so erfolgreich, wie er behauptete, und er lebte eindeutig über seine Verhältnisse. Bisher hatte man ihm nichts Konkretes nachweisen können, doch es hieß, er hätte geschäftliche Kontakte mit Unterweltgrößen. Das hätte sie vielleicht noch verzeihen können. Einen Schock bekam sie jedoch, als der Detektiv herausfand, dass ihr Zukünftiger in Madrid mit einer anderen Frau eine Beziehung führte und mit ihr ein Kind hatte. Sie durchsuchte ihre Wohnung nach seinen Sachen, packte alles zusammen und verbrannte sie auf offener Straße, was ihr eine saftige Geldstrafe und den grenzenlosen Zorn ihres Exfreundes einbrachte.
Die Stelle beim GOB erwies sich zu diesem Zeitpunkt als Geschenk des Himmels und sie freute sich darauf, für den Umweltschutz zu arbeiten. Das war nun knapp vier Jahre her.
Warum dachte sie ausgerechnet heute an Salvador? Sie hatte angenommen, damit längst abgeschlossen zu haben. Gut, sie hatte seither keine Beziehung mehr geführt und auch nicht bewusst nach einem anderen Mann Ausschau gehalten, aber den Hauptgrund sah sie darin, dass sie niemand kennengelernt hatte, der sie wahrhaftig interessierte. Im Grunde wusste sie, dass sie jeder Mann irgendwann enttäuschen und im Stich lassen würde. Sie sah es bereits mit ihrem schwindenden Vertrauen zu Jesús. Würde er sie menschlich auch enttäuschen? Vermutlich. Sie schüttelte über ihre eigenen Gedanken den Kopf. Du siehst Gespenster und wärmst alte Geschichten auf, sagte sie sich.
Sie stand auf und verließ das Lokal. Die Sonne schien ihr ins Gesicht und sie beschloss, eine Runde zu skaten.
Eine halbe Stunde später glitt sie auf ihren Rollen in Richtung Palma. Die Strecke am Meer entlang genoss sie jedes Mal aufs Neue. Die alten maurischen Gebäude lagen rechts vor ihr, als sie auf dem Radweg die würzige Seeluft einatmete. Sie überholte einige Radfahrer und fuhr an der Kathedrale vorbei, rollte weiter auf dem Passeig Marítim, ließ das Regierungsgebäude und die Seehandelsbörse hinter sich und folgte in flottem Tempo dem Radweg in Richtung Porto Pí. Auf der Höhe des Real Club Náutic verlangsamte sie das Tempo und fuhr gemächlich an den majestätischen Yachten vorbei, deren Wert sie nicht annähernd schätzen konnte. Sie setzte sich auf eine der kleinen Bänke und streckte die Beine von sich. Wenn sie ehrlich war, würde sie gerne auf einer solchen Yacht durch die Karibik fahren und ihre Sorgen vergessen. Doch davonlaufen nutzte nichts. Sie käme zurück und die Probleme wären immer noch da.
Als sie ihre Blicke in Gedanken wandern ließ, entdeckte sie in
Weitere Kostenlose Bücher