Das Mallorca Kartell (German Edition)
schon anstrengend genug, das gestrige Verhör durchzustehen. Noch mal schaffe ich das vielleicht nicht. Ich will von hier weg. Wenn du mir noch etwas Geld gibst, dann verschwinde ich für eine Weile.«
»Tranquilo, immer mit der Ruhe. Keiner kann dir etwas anhängen. Du kannst natürlich jederzeit aussteigen. Wie viel Geld brauchst du?«
»Zehntausend würden für den Anfang reichen. Wenn sich hier alles beruhigt hat, komme ich zurück und kann dir vielleicht erneut Informationen verschaffen. Mein Cousin wird mich wieder einstellen. Ihm bleibt keine andere Wahl. Ich weiß zu viel und könnte ihn jederzeit in die Pfanne hauen.« Guillem klang sehr erleichtert.
»Wo willst du dich denn verstecken?« Mit zehntausend konnte sich diese Niete nirgendwo lange über Wasser halten. Später würde er mehr Geld verlangen.
»Ich werde mich für einige Wochen in Alaró verkriechen und mir etwas überlegen. Dort gibt es eine kleine, einsam gelegene Hütte in den Bergen.«
»Gut, wir treffen uns heute Abend um sieben Uhr auf dem Parkplatz des Carrefour Supermarktes an der Vía Cintura. Dort ist immer viel los. Und schreib mir die Adresse der Hütte auf. Ich werde meinen Wagen am östlichen Ende parken.« Damit war das Gespräch beendet.
Er ging unter die Dusche und dachte nach. Während das heiße Wasser auf ihn niederprasselte, beschloss er, seinen Freund anzurufen. Der war ihm immer noch Geld schuldig. Das von El Jefe angewiesene Geld war ordnungsgemäß auf dem Notarkonto eingegangen. Dort lag es immer noch. Die tote Carmen Gómez vermisste es kaum und er konnte es gut gebrauchen. Ihr Tod war eine glückliche Fügung des Schicksals gewesen. Carlos sollte seinen Anteil haben, schließlich hatte er den Deal abgewickelt. Gemeinsam hatten sie beschlossen, das Geld weiter in Grundstücke in der Cala Llamp zu investieren. Carlos hatte alle Vollmachten und so war es ein Kinderspiel, die Grundstücke an ihn weiterzuverkaufen. Carlos verkaufte im Namen seiner Kunden günstig an eine seiner Firmen und diese verkaufte das Grundstück zum dreifachen Preis an einen anderen Interessenten.
Carlos pickte sich die richtigen Kunden heraus. Es waren allesamt Engländer oder Deutsche, die schon seit Jahren ihre Grundstücke von der Kanzlei betreuen ließen. Da es ein Investgeschäft war, kamen die Kunden nie nach Mallorca, da sie alles gut verwaltet glaubten. Er selbst hatte zu diesem Zweck inzwischen mehrere Firmen gegründet, die er für die Abwicklung der Verkäufe benötigte. Seine Konten waren auf die stolze Summe von vierunddreißig Millionen angewachsen. Ihr gemeinsamer Plan ging auf. Carlos wollte nicht weiter von seinem Vater bevormundet werden und ein luxuriöses Leben führen; und er selbst musste dafür sorgen, dass er genug Geld auf die Seite brachte, um endlich von El Jefe loszukommen. Er musste nur noch den Besitz von Célia Crespo an sich bringen, dann wäre El Jefe zufrieden. Wenn er sich dann absetzte, wäre dieser zwar wütend, aber er würde ihn nicht bis ans Ende der Welt verfolgen. Bald wäre es soweit. Er träumte sich bereits nach Asien, wo er sich vielleicht eine eigene Insel kaufen und sich dort zur Ruhe setzen würde. Der Gedanke entlockte ihm ein breites Grinsen.
Gut gelaunt nahm er sein Handy und wählte Carlos` Nummer. Der meldete sich nach dem dritten Klingeln.
»Und, wie laufen unsere Geschäfte?«, fragte er.
Carlos lachte herzlich. »Das ist auch das Einzige, was dich interessiert, oder?«
»Also gut, wie geht es dir?«, brummte er.
»Zu beidem kann ich sagen, ganz ausgezeichnet. Ich habe gerade zwei neue Grundstücke auf dem Tisch, die wir verkaufen können. Beide gehören einem deutschen Ehepaar. Wir haben eben telefoniert und ich habe erfahren, dass sie es keinesfalls schaffen werden, in den nächsten beiden Jahren auf die Insel zu kommen. Ihre Tochter hat in Florida geheiratet und sie werden die Ferien jeweils beim Töchterchen verbringen. Ich werde zur Verkaufsabwicklung wieder eine deiner Firmen beauftragen. Du brauchst dich nur für eine Unterschrift hierher bemühen. Den Rest erledige ich dann die nächsten Tage. Einen Käufer habe ich auch schon an der Hand«, erklärte Carlos zufrieden.
»Das hört sich gut an. Nimm aber nicht die Propiedades Baleares, okay? Mit der hat Villalonga große Pläne, da will ich keine Scherereien.«
»Schon klar«, versicherte Carlos. »Übrigens solltest du diese blöde Sekretärin feuern. Sie hat mich entgegen unserer Anweisungen im Büro angerufen! Auf dem
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