Das Mallorca Kartell (German Edition)
der Pizzeria neben dem Lokal Made in Brazil ihren Chef, der sich angeregt mit Diego und Carlos unterhielt. Sie schienen sie nicht bemerkt zu haben, was ihr sehr entgegenkam. Immerhin vermutete Jesús, dass sie noch einen geschäftlichen Termin wahrnahm. Gerade, als sie sich verdrücken wollte, sah sie einen weiteren Mann auf den Tisch zusteuern. Der Typ kam ihr bekannt vor.
Sie versuchte, einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen. Er drehte sich tatsächlich nochmals zur Straßenseite hin. Es war dieser Xisco, der Mitarbeiter von Ángel Martínez Ruíz, dem Chef der Udyco. Was hatte dieses Treffen zu bedeuten? Gerne wäre sie hinübergegangen, um zu erfahren, worum es ging. Sie zog ihr Handy aus der Tasche und wählte Jesús` Nummer. Überrascht stellte sie fest, dass ihr Chef auf das Display seines Telefons sah, ihren Anruf ignorierte und sein Handy ausschaltete.
***
Ángel öffnete schwungvoll die Eingangstür zum Andratxer Rathaus. In seiner Begleitung waren seine rechte Hand Xisco und weitere dreißig Männer der Udyco. Die Sekretärin riss entsetzt die Augen auf und griff nach dem Telefonhörer. Ángel stürmte auf die sie zu. »Auflegen! Sofort. Und Finger weg vom Keyboard Ihres Computers!«
Die Rezeptionistin wich erschrocken einen Meter zurück, wobei ihr der Telefonhörer aus der Hand glitt. Keine zwanzig Sekunden später hörte man auch aus den oberen Stockwerken seine Männer die gleichen Befehle geben. Jeder, der telefoniert hatte, musste umgehend das Gespräch beenden und auf den Gang hinaustreten, wo Beamte die Mitarbeiter des Rathauses überwachten.
Die Räumung des Büros des Bürgermeisters nahm Ángel persönlich vor.
Juán Pérez de Barall war dermaßen überrascht, dass er sich an seinem Kaffee verschluckte und hustend nach seiner Sekretärin brüllte. »Juána, zum Teufel, schaffen Sie es nicht einmal, mich in Ruhe frühstücken zu lassen?«
»Ihre Sekretärin hat versucht, mich aufzuhalten. Machen Sie ihr keine Vorwürfe. Darf ich mich vorstellen? Ángel Martínez Ruiz, Einsatzleiter der Udyco. Ich muss Sie bitten, Ihr Büro zu verlassen und nichts mitzunehmen.«
Ein zufriedenes Grinsen umspielte Ángels Lippen. Er hatte den Bürgermeister eiskalt erwischt.
»Was fällt Ihnen ein? Was glauben Sie, wen Sie vor sich haben?«, ereiferte sich der Bürgermeister. »Verschwinden Sie augenblicklich aus meinem Büro!«
»Sie verstehen wohl immer noch nicht, was hier vorgeht? Dann will ich es Ihnen erklären. Wir werden das ganze Rathaus auf den Kopf stellen. Und Ihr Büro besonders gründlich!« Ángel griff in seine Anzugtasche, zog den Durchsuchungsbefehl heraus und drückte dem Bürgermeister das Dokument in die Hand. »Wenn Sie nun so freundlich wären, Ihren Platz zu räumen.« Ángel blickte in das hochrote Gesicht des Politikers und stellte befriedigt fest, dass sich darin neben Ärger auch eine gewisse Beunruhigung spiegelte. Die Augen des Bürgermeisters schweiften unruhig durch den Raum. Hier würde er belastende Dokumente finden, da war sich Ángel sicher.
Pérez de Barall warf einen Blick auf das vorgelegte Dokument. »Das wird Sie teuer zu stehen kommen! Ich werde dafür sorgen, dass Sie Ihren Job verlieren. Verlassen Sie sich darauf!« Angriffslustig schnellte der Bürgermeister von seinem Bürosessel hoch.
»Da wäre ich mir an Ihrer Stelle nicht so sicher«, murmelte Ángel und begleitete den vor Wut schnaubenden Bürgermeister aus dessen Büro.
Die Mitarbeiter des Rathauses schickten sie bis auf Weiteres nach Hause. Ángel überprüfte die einzelnen Büros, wo sich seine Mitarbeiter eifrig über die Computerdateien und die Akten hermachten. Alles, was wichtig erschien, packten sie in Kartons, um sie später abzuholen. Die Überprüfung von Pérez de Baralls Büros wollte Ángel persönlich mit Xisco vornehmen, der gerade auf ihn zueilte. »Das Katasteramt packen wir komplett ein. Bis wir da überall durch sind, werden Wochen vergehen. Ein gewisser Iñaki, ein netter älterer Herr, erzählte mir, er hätte gestern Abend eine Kurznachricht von seinem Arbeitskollegen Guillem Salinas auf seinem Handy erhalten. Der hat wohl Lunte gerochen, denn er teilte ihm mit, er nähme kurzfristig Urlaub. Er war heute auch tatsächlich nicht hier. Ich werde unsere Leute auf ihn ansetzen. Wir sollten ihn zu einem freundlichen Gespräch in unser Büro einladen.«
»Vielleicht finden wir etwas über ihn in den Unterlagen. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass er wichtige
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