Das Mallorca Kartell (German Edition)
nicht bemerken?
Als es Zeit war, zu ihrem Treffen mit Juán Carlos aufzubrechen, traf sie im Flur auf Martin, der am Kopierer stand.
»Hast du heute Abend schon etwas vor?«, fragte sie ihn nach einer kurzen Begrüßung.
»Ein paar Freunde schleppen mich in ein Irish-Pub. Jeder tut so, als sei ich ein rohes Ei. Warum kann man mich nicht einfach in Ruhe lassen?«, jammerte Martin.
»Wie sieht es morgen aus? Abendessen bei Célia? Sie wollte dich heute schon bekochen.«
»Gut. Essen muss ich sowieso«, murmelte Martin, wobei man ihm ansah, dass er sich über die Einladung freute.
»Ich hole dich um acht Uhr ab.« Sie nahm Martin kurz in den Arm und eilte aus dem Büro.
In der Tapas-Bar wartete Juán Carlos vor einem Glas Wein und strahlte sie an. Sofort stand er auf, küsste sie auf die Wange und schob ihr den Stuhl zurecht.
»Charmant wie immer«, lächelte sie ihn an.
»Möchtest du Wein?«
Als Cristina zustimmte, ließ er den Kellner ein zweites Glas bringen.
»Ich hoffe, du hast Hunger. Ich habe uns einige Häppchen bestellt. Nun, worum geht es?«
Nachdem der Wein serviert war, trank sie zur Stärkung einen Schluck. »Also, ich werde mich kurz fassen. Meine Pflegegroßmutter Carmen ist vor knapp zwei Wochen im Schlaf verstorben.« Cristina gab ihm eine knappe Zusammenfassung der merkwürdigen Vorkommnisse. »Damit kommen wir zur meiner Frage: wenn sie das Haus verkauft hat, warum hat sie dann das Testament nicht geändert? Den Verkauf hat das Notariat Súarez-Alonso vorgenommen. Die behaupten, das Geld läge noch auf einem Notaranderkonto. Die Propiedades Baleares S.A. hat angeblich ein Büro im Porto Pí Gebäude, was allerdings nach Aussage der Sekretärin nie besetzt ist, da sie von zu Hause aus arbeitet. Das stinkt zum Himmel. Außerdem liegt mir etwas anderes schwer im Magen. Die Udyco hat sich wegen eines weiteren Falls in der Cala Llamp eingeschaltet. Es geht um illegale Baugenehmigungen. Dabei haben die Ermittler erwähnt, dass es eventuell gefährlich werden könnte, wenn jemand in den Akten wühlen würde. Nun hat Ana für mich etwas nachgesehen und ist wenige Tage darauf nach einem Kinobesuch in ihrem Auto überfallen und ermordet worden.«
Juán Carlos sah sie aufmerksam an. »Ich nehme an, du willst, dass ich mir diese Firma etwas genauer ansehe. Soll ich auch im Todesfall deiner Freundin ermitteln?«
Cristina nickte und leerte ihr Weinglas. Der Wein stieg ihr zu Kopf und sie war froh, als der Kellner die bestellten Tapas brachte. »Wie wirst du vorgehen?«
»Betriebsgeheimnis. Hast du die Unterlagen des Katasteramts dabei? Die werden hoffentlich schon einiges enthüllen. Es ist bestimmt interessant zu sehen, in welchem Zeitraum die Grundstücke aufgekauft wurden.«
»Die Verkäufe fanden alle in den letzten vier Monaten statt. Übrigens hat man Célia auch schon ein Angebot weit über dem Marktwert unterbreitet. Sie hat natürlich abgelehnt.«
»Hast du das Angebot schriftlich?«, fasste er interessiert nach.
Cristina schüttelte den Kopf. »Es kam per Telefon.«
»Was könnte die Firma mit dem Gelände vorhaben?«
»Auf alle Fälle nichts Legales. Die ganze Landzunge ist Naturschutzgebiet. Deswegen war es nicht sonderlich schwer, die Abholzarbeiten zu unterbinden. Aber wie wir wissen, war es mit ausreichend Geld noch nie ein Problem, an eine Baugenehmigung zu kommen.« Cristina bediente sich aus den kleinen Schalen und nahm sich noch von den Oliven.
»Ich werde mal meine Fühler ausstrecken und bei einigen Informanten anklopfen. Sobald ich etwas weiß, bekommst du natürlich Bescheid.« Juán Carlos orderte zwei weitere Gläser Wein. »So, nun kommen wir aber zum privaten Teil. Hast du inzwischen deinen Traummann gefunden?«
»Noch nicht, aber ich habe zurzeit auch anderes im Kopf. Und wie steht´s mit deiner Traumfrau?« Es war bei jedem ihrer Treffen der gleiche Schlagabtausch.
»Nichts in Aussicht. Ich habe dir oft genug gesagt, mein Herz schlägt nur für dich!«, frotzelte Juán Carlos weiter. »Das letzte Mal meintest du, dass wir heiraten werden, wenn du fünfzig wirst. Und ich habe mir vorgenommen, darauf zu warten.«
Cristina lachte lauthals. »Ich halte mein Wort. Wenn du mich in zwanzig Jahren noch willst!«
»Darüber sprechen wir noch. Ich muss los.« Juán Carlos erhob sich, küsste sie auf die Wangen und bedeutete dem Kellner mit der Rechnung an der Bar auf ihn zu warten.
»Ich zahle natürlich«, wandte Cristina ein.
Juán Carlos nahm sie zum Abschied in die
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