Das Mallorca Kartell (German Edition)
Schlosses Bendinat durchzuführen.«
Ángel verstand. »Er hat Ihnen Geld geboten, wenn Sie sich wegen einer Baugenehmigung umhören?«
»Ja, er hat mir Geld für diese Information gegeben. Für mich war es nicht schwer, die Baukonditionen über meine Freundin Ana herauszubekommen. Sie hatte einen guten Draht zum Bürgermeisteramt in Calvià.«
»Warum hat er sich die Informationen nicht einfach selbst besorgt? Es wäre eine normale Anfrage gewesen.«
»Er wollte seinen Namen nicht ins Spiel bringen. Das hätte den Preis hochtreiben können, wenn jemand Wind davon bekommen hätte. So war zumindest seine Aussage. Darum geht es auch gar nicht. Zeitgleich starb Carmen Gómez. Kurz darauf fanden Baumfällarbeiten auf deren Besitz statt, die Cristina stoppen konnte. Da sie sich sicher war, dass Carmen Gómez ihren Besitz nicht verkauft hatte, wie behauptet, bat sie Ana um Akteneinsicht. Eine Woche später war Ana tot.«
»Was kam bei dieser Akteneinsicht heraus?« Ángel war sich sicher, dass Ana die gleichen Informationen weitergegeben hatte, die er nun selbst vorliegen hatte.
»Der Besitz ist eingetragen auf die Firma Propiedades Baleares S.A. Den Verkauf hat die Kanzlei Alonso-Súarez abgewickelt. Das kam Cristina verdächtig vor, und sie forschte weiter. Über die Firma Propiedades Baleares S.A. ist nichts herauszufinden. Sie hat ein Büro im Gebäudekomplex Porto Pi, wo jedoch nie jemand anzutreffen ist. Die eingehenden Telefonate landen bei einer Sekretärin, die angeblich von zu Hause aus arbeitet.«
Ángel ließ sich die neuen Informationen durch den Kopf gehen. Er würde seine Leute auf diese Firma ansetzen. »Wie geht es weiter?«
»Cristina vermutete irgendwelche krummen Sachen. Darum hat sie vor Kurzem einen Privatdetektiv eingeschaltet. Sie verdächtigt auch unseren Chef, da er sehr gut mit Carlos und Diego befreundet ist. Und sie gibt sich die Schuld an Anas Tod. Sie glaubt nicht an einen Überfall und meint, irgendjemand hat sie wegen dieser Akteneinsicht umgebracht.«
Ich wusste doch, dass sie irgendetwas vor mir verheimlicht, dachte Ángel. Das war es also! »Doch was hat das mit dem Unfall zu tun?«
»Mein altes Auto war kaputt, und Cristina bot mir an, ihren Wagen zu nehmen. Anas Eltern hatten mich eingeladen. Da ich den Besuch hinauszögern wollte, fuhr ich die Passstraße über die Berge. Von hinten tauchte ein Fahrzeug auf, das ich vorbeilassen wollte, doch anstatt mich zu überholen, rammte mich der Wagen. Ich geriet ins Schleudern. Es hätte alles gut ausgehen können, hätte mich der Jeep nicht noch mal gerammt. Bevor ich den Abhang hinunter stürtzte, habe ich aber den Fahrer erkannt.«
Ángel sprang von seinem Stuhl auf. »Wer war es?«
»Diego Torres. Dieser Dreckskerl hat beinahe noch überraschter ausgesehen als ich. Wir haben uns direkt ins Gesicht geblickt. Ich glaube, er hatte Cristina im Fahrzeug vermutet. Es war ja auch ihr Wagen. Ich weiß nicht, warum er sie töten wollte, aber ich bin mir sicher, er wird es wieder versuchen. Sie müssen sie unbedingt warnen und diesen Mörder festnehmen. Ich bin sicher, dass er Ana auf dem Gewissen hat.«
Wahrscheinlich nicht nur Ana. Ángel nahm an, dass dieser Torres auch beim Tod von Guillem Salinas seine Finger im Spiel hatte. Er hatte den merkwürdigen Bluterguss an dessen Hals nicht vergessen. Martin hatte recht, Cristina war in Gefahr. Doch wo steckte sie? Und warum hatte sie ihn nicht angerufen?
***
Cristina verbrachte eine unruhige Nacht. Die Schlafmittel bescherten ihr wirre Träume, aus denen sie schweißgebadet aufwachte. Ihre Glieder schmerzten vom harten Fliesenboden, auf dem sie lag. Sie versuchte, sich zu beruhigen und ihre Gedanken zu ordnen. Ihre einzige Hoffnung war, sich zu befreien, sonst würden sie beide nicht überleben. Die Fesseln schnitten tief in ihre Haut. Trotz intensiver Versuche hatten sie sich dieses Mal nicht gelockert. Vom Sofa drangen gleichmäßige Atemzüge herüber, die verrieten, dass Célia tief und fest schlief. Sie ging die Personen durch, die ihr helfen könnten. Martin schied aus. Er lag im Krankenhaus und niemand konnte sagen, wann er zu sich käme.
Vielleicht käme Juán Carlos vorbei. Hatte Célia nicht gesagt, er hätte zwei Mal angerufen? Er wusste, dass sie auf Nachrichten von ihm brannte. Doch würde er rechtzeitig hier eintreffen? Ángel war gestern Abend hier gewesen. So schnell käme er nicht wieder. Er hatte keine Ahnung, in welcher Lage sie sich befanden. Ihre einzige
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