Das Mallorca Kartell (German Edition)
Hoffnung blieb Juán Carlos.
Sie drehte den Kopf und spannte die Muskeln an, um die Verhärtungen zu lockern. Die Schmerzen verdrängte sie. Aufgeben kam nicht infrage. Noch war sie nicht am Ende.
Aus der Eingangshalle vernahm sie Geräusche. Das hereinfallende Sonnenlicht warf trotz der geschlossenen Fensterläden helle Streifen in den Raum. Sie musste nochmals eingeschlafen sein. Vorher war es noch nicht so hell gewesen.
Durch den Knebel drang nur ein gedämpftes Krächzen, als sie versuchte, Célias Namen auszusprechen.
»Ich bin wach, mein Schatz. Wie geht es dir?«
Um Célia zu bedeuten, dass es ihr gut ging, krächzte sie einen zustimmenden Laut.
»Was denkst du, wie es hier weitergeht? Es hört sich an, als räumten sie das Haus leer. Glaubst du, sie bringen uns wirklich nur in ein anderes Haus?« Célias Stimme zitterte vor Angst.
Cristina wollte ihr nicht die Hoffnung nehmen, doch waren sie immer ehrlich miteinander umgegangen. Sie schüttelte leicht den Kopf.
Die alte Standuhr schlug ein Uhr. Schon Mittag und niemand hatte sie vermisst! Schritte kamen näher und entfernten sich wieder. Sie hörte, wie jemand Kisten und Schränke schob. Warum räumten sie das Haus aus? Sie hatten es doch offiziell gekauft. Stimmen drangen zu ihnen ins Büro. Sie versuchte sie zuzuordnen. Marías Stimme klang schrill, eine männliche murmelte leise, schwoll jedoch an. »Ich habe gefragt, wo Doña Célia ist.«
»Sie ist verreist, das habe ich dir schon mehrmals gesagt!«, keifte María.
»Warum hat sie mir nichts gesagt? Sie hätte mir bestimmt Anweisungen wegen des Gartens gegeben!«
Cristina jubilierte innerlich. Gabriel war hier und fragte nach Célia. Warum hatte sie an ihn nicht gedacht? Wahrscheinlich, weil er Marías Bruder war und sie sich von ihm keine Hilfe versprach. Doch nun war er hier und stellte Fragen, die María nicht beantworten wollte.
»Das hat sie wohl vergessen. Außerdem vertraut sie deiner Arbeit. Sie weiß, dass sie sich auf dich verlassen kann!« Marías Stimmlage hatte sich etwas beruhigt und klang nun einschmeichelnd.
»María, warum steht dann dieser Leihwagen herum, wenn Doña Célia verreist und Cristina auch nicht hier ist?«
Gabriel schien sich mit Marías Antwort nicht zufriedenzugeben.
»Was weiß ich? Reiche Leute machen eben manchmal Sachen, die wir nicht verstehen.«
»Und warum stehen im Eingangsbereich Bilder und Kisten?«, frage Gabriel weiter.
»Weil sie die Möbel weggeben will. Das Zeug soll weg sein, bevor sie zurück ist. Jetzt gehe mir endlich aus dem Weg und lass mich meine Arbeit erledigen. Und du solltest dich um den Garten kümmern und mir nicht blöde Fragen stellen!«
Dann verstummten die Stimmen.
»Meinst du, Gabriel könnte uns helfen?«, flüsterte Célia.
Sie wusste es nicht. Selbst wenn er helfen wollte, scheiterte er bestimmt an seiner Schwester. Gegen María käme er nicht an. Sie hörten, wie jemand vor dem Büro Dinge abstellte und draußen der Rasenmäher angeworfen wurde. Gabriel verrichtete seine Arbeit und machte sich keine Gedanken mehr. Die Drohung seiner Schwester hatte ihn verstummen lassen.
Das Geräusch des Rasenmähers wurde lauter. Wenn sie sich doch nur etwas bewegen könnte! Plötzlich verstummte das Rattern und gleißendes Sonnenlicht drang ins Büro. Gabriel hatte von außen die Fensterläden geöffnet.
Célia versuchte, sich aufzurichten. Es gelang ihr nicht.
Cristina lag verschnürt unter dem Fenster und war mit den Armen an den Heizkörper gefesselt. Ihr blieb nur die Möglichkeit, die Beine mit viel Schwung nach oben zu strecken. Ihre Beine schnellten in die Höhe und sie musste sich anstrengen, sie nicht auf den Boden knallen zu lassen. Das Poltern hätte María bestimmt gehört. Dessen war sie sich sicher. Wenn Garbiel noch vor dem Fenster stand, musste er zumindest ihre Füße bemerkt haben. Célia hatte es zwischenzeitlich geschafft, sich so aufzusetzen, dass ihr Kopf über der Sofalehne zu sehen war. Celía musste Gabriel direkt ins Gesicht blicken, denn Cristina konnte ihr die aufsteigende Hoffnung ansehen.
***
Ferran Llull hockte noch immer hinter den Oleanderbüschen. Im Haus rührte sich nichts. Die einzige Abwechslung war bisher der Briefträger gewesen, der die Post in den Kasten gesteckt hatte. Dort lag sie nun seit mehr als zwei Stunden.
Aus dem Augenwinkel bemerkte er eine Bewegung. Er sah genauer hin. Ein bulliger Typ versuchte, sich zwischen den Sträuchern zu verstecken, was ihm bei seiner
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