Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Manoever

Das Manoever

Titel: Das Manoever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
Vom Netzwerk:
Sicherheitsaspekten abbrechen, dann wäre ich …«
    Während sich der General am Telefon wand, schätzte Kevin die Breite der Belüftungsschlitze ab. Gerade breit genug für eine Farbgranate. Das Problem war nur, dass der General und sein Stab sie fallen hören würden und daraufhin acht oder neun Sekunden Zeit hatten, in Deckung zu gehen.
    Kevin nahm eine Granate  – seine letzte  – aus dem Rucksack. Er zog den Stift heraus, zählte acht Sekunden
auf seiner Uhr und warf sie durch den Schlitz. Da die Gefahr bestand, dass die Explosion die Scheiben splittern ließ, rollte er sich weg und suchte hinter der Aluminiumkuppel Schutz.
    Im nächsten Moment hörte er den Explosionslärm und als Kevin wieder einen Blick hinunter in den Raum wagte, stellte er fest, dass die Granate über dem Tisch kaum einen Meter von General Shirley entfernt detoniert war. Auch die beiden anderen Offiziere waren getroffen worden.
    Â»Verdammt!«, schrie der General. »Dieser russische Scheißkerl!«
    Da der General es nicht gewohnt war, an seinem Schreibtisch in die Luft gejagt zu werden, hatte er keine Schutzbrille getragen und nun mit Farbe in den Augen zu kämpfen. Von seinem Erfolg ermutigt, legte sich Kevin auf den Rücken und trat mehrmals gegen das gehärtete Glas des Oberlichts, bis es aus dem Rahmen krachte. Dann ließ er sich durch das Loch gleiten und landete mit den Füßen voran auf dem Kartentisch.
    General Shirley hatte es nicht für möglich gehalten, noch wütender werden zu können  – bis ihm seine brennenden Augen verrieten, dass er gerade von einem elfjährigen Jungen getötet worden war.
    Â»Er setzt sogar Kinder ein!«, brüllte er außer sich vor Wut, fegte einen Stapel Papiere von seinem Tisch und donnerte mehrmals den Telefonhörer dagegen. »Kennt die Verdorbenheit dieses Mannes denn gar keine Grenzen?«

    Â»Nun raufen Sie sich mal nicht die Haare«, meinte Kevin fröhlich, als er vom Tisch sprang. »Oh Augenblick, Sie haben ja gar keine …«

33
    Die Opfer der letzten Schlacht  – es waren weitere siebzig  – mussten sich alle im Verwaltungsgebäude in der Nähe des Stadions für tot erklären lassen, bevor sie in die Reinigungsstation nebenan gehen konnten.
    Die meisten von ihnen hatten nur oberflächliche Treffer auf der Kleidung und ein paar Farbspritzer auf der bloßen Haut abbekommen. Da die Farbe bei Kontakt mit Wasser aufschäumte und sich ausbreitete, wurden die Opfer mit einer süß duftenden Lösung eingesprüht, bevor sie die einzelnen Duschkabinen aufsuchen konnten. Stark verschmutzte Kleidung wurde durch billige Baumwollhosen und T-Shirts ersetzt und danach gewaschen und getrocknet. Währenddessen verbrachten die Toten vierundzwanzig Stunden in einem Schlafsaal, bevor sie wieder ins Manöver einrücken durften.
    Bei Treffern aus nächster Nähe oder Farbe in den Augen war der Reinigungsprozess jedoch nicht ganz so einfach. Die Farbe war zwar nicht giftig, konnte aber zu Reizungen führen, wenn sie zu einer kalkigen
Kruste eintrocknete, und musste daher sorgfältig entfernt werden.
    James war nackt und stand mit den Handflächen an einer gefliesten Wand, während ihn ein schlaksiger Soldat mit lauwarmem Wasser abspritzte. Eine Kollegin im Gummianzug übernahm die weitere Arbeit, besprühte ihn mit einem Anti-Schaum-Gel und rubbelte ihn mit einer Bürste an einem langen Stiel von oben bis unten ab. Eine würdelose Prozedur.
    Â»Backen auseinander«, befahl sie und James lief ein Schauer über den Rücken, als sie ihm einen Sprühstoß eisigen Gels verpasste.
    Â»Umdrehen.«
    Gerade in diesem Moment erklang eine Ankündigung über den Lautsprecher.
    Â»Hier spricht General Sean O′Halloran, der Kommandant des Hauptquartiers. Aufgrund der erfolgreichen Aktion der Aufständischen wird diese Übung jetzt ausgesetzt . Das Zivilpersonal kehrt in die Unterkünfte zurück, das militärische Personal ins Lager. Bitte achten Sie auf weitere Meldungen. Ende der Durchsage.«
    James hörte ein paar Jubelrufe von den Aufständischen, die hinter einer Trennwand aus Sperrholz in der Schlange zur Dusche standen.
    Â»Alles fertig, Süßer«, sagte die Frau in Gummi und warf James ein Handtuch zu. »Setz dich da drüben hin und warte auf die Untersuchung.«
    James trocknete sich

Weitere Kostenlose Bücher