Das Manoever
ihm auf, dass der Typ auf dem Display dunkle Haut hatte.
»Verdammt noch mal!«, stieà er hervor. »Deshalb hast du so lange gebraucht, bis du endlich beim Steinschleuder-Training warst!«
Er riss Kevin das Handy aus der Hand und begann darauf herumzutippen.
»Was machst du denn da?«
»Ich verschicke das Bild«, erklärte Jake. »Ich will eine Kopie auf meinem Handy haben.«
»Das darfst du nicht verbreiten«, warnte Kevin ihn nervös. »Michael Hendry weià sofort, dass ich das Bild gemacht hab. Hast du schon mal die Muskeln von dem Kerl gesehen? Der rupft mich wie ein Hühnchen!«
»Ich will es ja nur auf meinem Handy haben«, versicherte ihm Jake. Jingle Bells ging zu Ende und Dennis King bat sie, das nächste Lied mit Rücksicht auf seine Nerven lieber nicht mitzusingen. »Ich schicke es schon nicht weiter.«
Kevin war davon zwar nicht überzeugt, aber Jake
sah ihn an, als wolle er sagen: Willst du jetzt cool sein oder nicht?
»Aber sei vorsichtig«, mahnte Kevin. Da tauchte Ronans Kopf zwischen ihnen auf.
»Was habt ihr zwei Mädels da zu flüstern?«, fragte er.
Mit Ronan war nicht leicht auszukommen. Zwar konnte er an einem Tag an die Tür klopfen, Sachen verschenken und verzweifelt auf besten Freund machen. Doch das hielt ihn nicht davon ab, einen am nächsten Tag die Treppe hinunterzuschubsen oder einem in der Umkleidekabine die Sporttasche unter die Dusche zu stellen, um einen billigen Lacher abzustauben. Er war genauso schlau wie die anderen Cherbus, aber er kapierte einfach nicht, was Freundschaft bedeutete.
»Kümmer dich um deinen Kram, Ronan«, verlangte Jake. »Du bist so ein Idiot!«
»Leere Worteâ¦Â«, höhnte Ronan. Er tat so, als interessiere es ihn gar nicht mehr. Doch dann, gerade als Jake das Handy zurückgeben wollte, schnappte er es vor Kevins Nase weg.
»Gib das her!«, schrie Kevin und griff nach Ronans Arm.
»Ronan!«, stöhnte Jake. Dann wurde er plötzlich ernst und verkündete mit der Stimme eines Nachrichtensprechers: »Die heutige Schlagzeile: Eine Umfrage auf dem Campus hat ergeben, dass sechsundneunzig Prozent der CHERUB-Agenten einen akuten
Durchfall-Anfall der Fahrt in einem Mini-Van mit dem Schwachkopf Ronan Walsh vorziehen würden.«
Kevin löste seinen Sicherheitsgurt und sprang auf. Er packte Ronan um die Taille und schob ihn bis zum Ende des Vans.
»Gib mir mein verdammtes Handy!«, schrie er.
»Lasst das!«, rief Maureen ärgerlich nach hinten. »Setzt euch gefälligst auf eure Hintern, sonst setzt es Strafrunden!«
Der kräftige Ronan verpasste Kevin einen StoÃ, der ihn zwischen die Sitze plumpsen lieÃ. Dann sah er kurz auf das Handy-Display und warf es dann Lauren zu.
»Hier, Miss Schwarzhemd«, schnaubte er. »Ein Weihnachtsgeschenk für deinen Bruder. Vielleicht kannst du es ihm ja ausdrucken und rahmen lassen.«
Lauren mochte Ronan nicht, und das Letzte, was sie wollte, war, ihm die Befriedigung zu verschaffen, ihr eine unangenehme Ãberraschung zu bereiten. Doch als sie Kevins Handy auffing und das Bild auf dem Display sah, klappte ihr der Kiefer herunter.
7
»Bist du sicher, dass dir niemand gefolgt ist?«, fragte Chris Bradford, als James sich auf den Beifahrersitz eines VW Scirocco setzte und die Tür zuschlug. Der
zweisitzige Sportwagen näherte sich seinem zwanzigsten Geburtstag, hatte über 200 000 Kilometer drauf und roch leicht nach Schimmel. Es war Viertel vor sieben, es war kalt und es nieselte.
»Ich habe zwei verschiedene Busse genommen und auf der StraÃe ein Taxi angehalten«, log James. »Mir ist niemand gefolgt.«
»Guter Junge«, lobte Bradford. »Wir haben ein paar echt gute Jungs, aber du bist der Einzige, den ich als Rückendeckung haben will. Und auÃerdem kann ich mir bei deinem Alter sicher sein, dass du kein Undercover-Cop bist.«
James nickte, und der Motor sprang an. Das Getriebe knirschte heftig, als Bradford den Gang einlegte und losfuhr.
»Wem gehört die Schrottlaube?«
»Einer Freundin«, antwortete Bradford.
Er schaltete die Scheibenwischer ein, wobei nur der auf der Fahrerseite funktionierte. Die perfekte Einladung zu einer Verkehrskontrolle, dachte James angesichts des heruntergekommenen Wagens, aber er konnte Bradford natürlich nicht warnen, ohne verdächtig gut informiert zu erscheinen.
»Wie bist du
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