Das Manoever
ungläubig.
Lauren wusste nicht, wie der Aufenthaltsraum aussah, aber es gab dort mit Sicherheit irgendwo einen Alarmknopf. Wenn sie hineinstürmten, bestand die Möglichkeit, dass die Frau ihn erreichte, bevor Lauren und Bethany sie packen konnten.
»Danke«, sagte Lauren, als Bethany den Plastikeimer anschleppte. Er war so voll, dass er durch das Gewicht des Wassers schon etwas verbeult aussah.
Lauren begann, das Wasser unter dem Türspalt des Aufenthaltsraums hindurchzugieÃen. Etwas davon lief auch in den Gang und breitete sich um ihre FüÃe aus, aber der gröÃte Teil der bräunlichen SoÃe plätscherte in den Raum hinein.
»Oh verdammt!«, schrie die Frau auf. »Dieses blöde Dach! Jetzt gehört auch noch Aufwischen zu meinen Aufgaben hier!«
Als sie die Tür aufriss, starrte sie Lauren erschrocken an. Lauren holte mit einer Bewegung, die in keinem Trainingslehrbuch stand, aus und schleuderte ihr den leeren Eimer an den Kopf. Er traf sie mit einem dumpfen Aufprall, doch der Plastikeimer war zu leicht, um ernsthaften Schaden anzurichten. Die Frau schrie auf und versuchte, Lauren die Tür ins Gesicht zu schlagen, bevor sie zum Schaltpult lief.
Lauren rannte ihr nach. Sie schlang ihre Arme um die kräftigen Schenkel der Frau und brachte sie mit einem Rugby-Griff zu Fall. Bethany hatte den Eimer aufgehoben und konnte einfach nicht widerstehen, ihn der Angestellten über den Kopf zu stülpen.
Das Bild, das sich den beiden Mädchen bot, riss sie zu einem Lachkrampf hin: Die Wache schlug mit dem Eimer auf dem Kopf wild um sich, und gedämpfte »Oh mein Gott!«-Schreie drangen unter dem Plastik hervor.
»Gib mir das Klebeband, Bethany«, prustete Lauren.
Während Lauren die Frau zu Boden drückte und an Händen und FüÃen fesselte, fiel Bethanys Blick auf einen Folienstift unter einer Tafel, auf der die Schichten der Wachleute eingetragen wurden. Prompt zeichnete sie damit ein Smiley auf den Eimer.
Daraufhin konnte sich Lauren vor Lachen kaum mehr halten.
»Das sieht ja echt irre aus!«, keuchte sie.
Doch als Bethany den Eimer mit einem langen Stück Klebeband auch noch am Körper der Frau fixieren wollte, holte Lauren tief Luft und versuchte, sich zusammenzureiÃen. »Das können wir aber wirklich nicht machen. Sie könnte schwanger sein oder Asthma haben oder so.«
»Spielverderber«, maulte Bethany und schoss erst noch ein Foto mit ihrer Handykamera, bevor sie der Frau den Eimer wieder abnahm.
Ein durchdringender Schrei ertönte, dann legte Bethany ihr einen ähnlichen Knebel an wie vorher bereits Joe.
»Wir sollten über so was wirklich nicht lachen«, sagte Lauren vernünftig, während sie ihr Handy hervorholte, um Rat anzurufen.
Die Wachfrau spuckte einen unverständlichen Kommentar in ihren Knebel. Bestimmt keinen netten Kommentar, dachte Lauren schuldbewusst.
»Was ist denn so lustig?«, fragte Rat, als er im Hintergrund Bethanys Kichern hörte.
»Ach, kümmer dich einfach nicht darum«, befahl Lauren und wischte sich verstohlen eine Lachträne aus dem Auge. »Wie läuftâ²s bei euch?«
»Hier drauÃen ist es eiskalt, deshalb haben wir die Wachen in den Schuppen unter dem Radarturm gezogen. Jetzt warten wir auf euch.«
»Und ich sitze hier auf der letzten Wache«, verkündete Lauren. »Also schiebt eure nichtsnutzigen Hintern hier rein! Es ist Zeit, den Laden auseinanderzunehmen.«
10
»Die Frage ist, kommen wir ins Geschäft?« Rich zog die langen Samtvorhänge am Erkerfenster der Hotelsuite zu und lud Bradford ein, an einem runden Tisch Platz zu nehmen. James nahm eine Flasche Mineralwasser aus der Minibar und reichte sie dem Leibwächter, der immer noch auf dem Boden saÃ. Er nahm sie widerwillig, spülte sich mit einem Schluck Wasser den Mund aus und spuckte Blut auf den Teppich.
»Wo hast du denn diese Tricks gelernt?«, wollte er wissen, als ihm James aufhalf.
»Mein Vater war Champion im Thai-Kickboxen«, log James. »Er hat mir so was schon beigebracht, da konnte ich noch kaum laufen.«
»Ich hätte dich fertiggemacht, Junge«, sagte der Mann mit einem halben Lächeln und starrte auf seinen ausgerenkten Daumen. »Aber so was hab ich nicht erwartet.«
James wollte keinen weiteren Streit vom Zaun brechen, aber es ärgerte ihn, dass genau der Kerl, der ihn eben noch von oben herab
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