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Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Kusnezow
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auf den Fersen ist?«
    »Und wer hat bei Tichon die Tür zu unserem Kellergefängnis geöffnet? Hast du dich das nie gefragt? Scheinbar ist er auf unserer Seite, oder? Hat uns rausgelassen, der Gute. Aber dann hat er dem Talmenschen Pfeile in den Rücken gejagt. Zack! Obwohl uns der Mann nichts Böses getan hat. Im Gegenteil, er hat uns geholfen. Mit diesen … Lesbierinnen hätte er sich einigen können. Vor den Anglern
hätte er uns geschützt … Du weißt ja wohl, wie er dafür bezahlt hätte, dass man uns hier durchlässt? Ich weiß es jedenfalls. Und wer wird jetzt bezahlen …« Max fuhr fort, laut vor sich hinzudenken. »Jetzt sitzen wir hier fest. Es gibt was zu besprechen, hat sie gesagt. Ist das gut? Nein, ist es nicht. Hörst du, Sergej? Serjoscha! Wie geht es dir eigentlich?«
    »Ich sterbe«, sagte Sergej schlicht.
    Es war nicht so, dass er sich jetzt sofort für immer verabschieden musste. Aber die Sanduhr in seinem Kopf war zum letzten Mal umgedreht worden, und der feine Strahl rieselte abwärts. Er kannte noch nicht die Größe der beiden Glaskolben an dieser Uhr, aber er begriff dass der letzte Durchgang begonnen hatte. Der Sand rieselte. Würde er es schaffen, Wosnizyn zu finden, ehe das letzte Sandkorn im unteren Kolben auftraf?
    Er musste sich beeilen. Es war ein Wettlauf mit dem Tod.
    Max redete noch auf ihn ein, beruhigend, mit vernünftigen Argumenten … Aber Sergej hörte ihn fast nicht. Er konzentrierte sich auf den Wettlauf.
    »Schlaf jetzt, Max«, sagte er noch. »Morgen wird ein schwerer Tag.«
    »Gab es denn schon mal einen leichten?«, entgegnete der andere.
     
    Sergej wachte von einer gewaltigen Hektik um ihn herum auf. Frauen schrien, Bogensehnen schnalzten, Pfeile pfiffen. Hinter den Wänden des kleinen Hauses tobten und kreischten Angler.
    Max erhob sich von der benachbarten Liege.
    »Was geht da vor sich?«, fragte er verschlafen.
    Sergej lief zur einzigen noch freien Schießscharte hinüber. Alle anderen waren von bewaffneten Amazonen besetzt.
    Im morgendlichen grauen Himmel kreiste eine unvorstellbar große Schar fliegender Echsen. Sergej hätte nie gedacht, dass es so viele davon gab. Wieder erinnerte er sich grimmig, ja voller Hass daran, wie Tichon, der Mistkerl, behauptet hatte, die Höhlenmenschen hätten sie alle erschlagen.
    Aber diesmal interessierten sich die Tiere nicht für die Dorfbewohner. Über die Brachfläche lief, von der Stadt her kommend, bis zum Hals im Schnee, eine große Herde von Plorgen, an die hundert Stück. Warum verlassen sie die Stadt?, fragte sich Sergej. Wegen der Hummeln? Vielleicht … Diese Welt verfügt über ein merkwürdiges Ökosystem … Jeder frisst jeden, genau wie vor einer Million Jahren. So ist die Welt nun mal eingerichtet.
    Die Wolfsratten bewegten sich in strenger Formation und so schnell, wie es die Schneeverwehungen zuließen. Wahrscheinlich hätten sie eine Chance gehabt, wenn nicht der Aufklärungstrupp der Angler gewesen wäre. Gestern hatten sie die Menschen ausgespäht und angegriffen, heute waren sie auf eine leichter zugängliche Beute gestoßen und hatte augenblicklich Verstärkung angefordert.
    Für die Plorge wurde es schwer. Sie hatten versucht, sich zum Wald durchzuschlagen, aber jetzt blieb ihnen nichts anderes übrig, als in den Kampf mit diesen schrecklichen geflügelten Feinden einzutreten, die ihnen zahlenmäßig haushoch überlegen waren.
    Sergej hätte nie im Leben geglaubt, Zeuge eines derart merkwürdigen, surrealen Kampfes zu werden. Die Angler stießen jeweils zu dritt im Sturzflug auf einen Plorg hinunter, packten ihn mit ihren starken Krallen und hoben ihn in die Luft. Der rasende Plorg wand und krümmte sich, heulte auf, biss und schlug mit aller Kraft seiner vier Pfoten um sich, versuchte, sich entweder freizustrampeln oder den Feind mit seinen Krallen zu erwischen, ihm die Flügel abzureißen oder den Bauch aufzuschlitzen. Einigen glücklichen Bestien gelang es freizukommen, sie fielen auf die Erde, in den Schnee und suchten so schnell wie möglich das Weite. Aber die meisten hatten keine Chance. Sie wurden noch in der Luft in Stücke zerfetzt und gefressen. Von den abgerissenen Körperteilen stieg Dampf auf; Blut ergoss sich auf die Köpfe der noch kämpfenden Artgenossen, dampfende Innereien fielen herab. Hin und wieder flog ein Vogel schreiend mit einem Stück frischen Fleisches in Richtung der abgelegenen Strommasten und des Waldes – offenbar, um seine Brut damit zu füttern.
    Wenn die Plorge zum

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