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Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Kusnezow
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weder die Kraft, sich zu widersetzen, noch sich zu ärgern, umso mehr als er sah, dass auch sein Vater keinerlei Einwände erhob und ihn offenbar bei dem bevorstehenden Gespräch ebenfalls nicht dabei haben wollte.
    Tatsächlich war Sergej der Auffassung, dass das Gesprächsthema für seinen Sohn alles andere als passend war.
    Nachdem die Frau den Jungen zu seiner Liege geführt hatte, setzte sie sich noch für eine Weile zu ihm und versuchte, ihm etwas vorzusingen. Aber sie konnte sich nur schlecht erinnern und war nicht in der Lage, auch nur ein einziges Wiegenlied zu Ende zu bringen. Als sie das Gefühl hatte, der Junge schliefe, erhob sie sich und verließ die Gästehütte.
    Denis schlief nicht, aber er spürte, dass er jeden Augenblick wegsinken würde. Nach dem Bad war sein Körper leicht, fast schwerelos, seine Gedanken waren ganz transparent. Er versuchte, in Gedanken eine Brücke zu Weras Haus zu schlagen, aber selbst die geringste Anstrengung erschien ihm auf einmal überflüssig und völlig sinnlos … Er entspannte sich und schlief ein, schlief einen tiefen und traumlosen Schlaf.
    Das Gespräch dagegen erwies sich als schwierig.
    »Wir haben keine Männer«, sagte Wera. »Niemand ist in der Lage, Kinder zu zeugen. Unser Dorf stirbt langsam aus. Ganz gleich, wie hoch wir unsere Häuser bauen, die Hintergrundstrahlung ist auf Dauer zu stark und bringt uns nach und nach alle um. Kaum eine von uns wird älter als vierzig – wir sterben an Krebs –, und wir haben keinen Nachwuchs. Auf Ljonetschka hatten wir große Hoffnungen gesetzt. Aber das war ein Missverständnis. Wir haben es mit ihm versucht, wir dachten, seine Besonderheit stört nicht, da physisch ja alles in Ordnung ist. Aber es ist nichts dabei herausgekommen …«
    Ljonetschka saß mit hängendem Kopf in der Ecke und traute sich nicht, auch nur ein einziges Wort zu äußern. Wera warf ihm hin und wieder einen verächtlichen Blick zu.
    »Ich kenne die Einzelheiten eures Vorhabens nicht, und sie sind mir ehrlich gesagt auch egal. Es hat sich mehr zufällig ergeben, dass ich das Oberhaupt dieses Dorfes wurde, und diese Tatsache ist für mich mehr eine Strafe als eine Freude oder Ehre. Mein Mann und mein Sohn gingen als Letzte von hier fort, um nach einem der verschollenen Expeditionstrupps zu suchen. Sie versprachen, nach drei Tagen
zurückzukehren, unabhängig davon, ob sie fündig geworden wären oder nicht. Morgen ist es genau fünf Jahre her, seit die letzten Männer das Dorf verließen und ich die zwei Menschen verlor, die mir am nächsten stehen.
    Es gibt mehr als genug Mädchen und Frauen, die im … entsprechenden Alter sind. Sie sollten schwanger werden und Kinder gebären, nicht nur Mädchen, sondern auch – was sage ich da, vor allem Jungs! Alles ist vorherbestimmt. Ich bin gezwungen, meine Gefangenen für einige Monate hier festzuhalten. Vielleicht bis zum Herbst … Bis wir Gewissheit haben, dass eine gewisse Anzahl von Frauen schwanger ist und – wie es ein russischer Politiker vor langer Zeit mal formuliert hat – der Prozess in Gang gekommen Ref. 24 ist.«
    Die Männer saßen stumm da, während Wera fortfuhr, die Lage zu erklären. Für die Arbeiten im Dorf würden sie nur minimal herangezogen werden. Hauptsächlich wären sie für eine einzige Sache zuständig, nämlich für die, wegen der man sie eigentlich dabehielt. Darüber hinaus würden sie gut versorgt und könnten sich ausruhen.
    »Bisher sind alle Gäste, die es hierher verschlagen hat, ungeeignet gewesen.« Wera schüttelte den Kopf. »Als ob Männer einfach ausgestorben wären.«
    »Was für Gäste?«, fragte Max.
    »Ach, ganz verschiedene, aber das ist jetzt nicht von Belang. Und, was sagt ihr?«
    »Ich bin krank.« Mühsam und mit heiserer Stimme brachte Sergej die drei Worte über die Lippen.
    »Jetzt geht es los mit den Ausreden …«, entgegnete Wera müde.
    »Wollt ihr lauter Missgeburten zur Welt bringen?«, fragte Sergej unnachgiebig. »Bitte schön. Ich habe noch einen Monat, vielleicht weniger. Und was ist mit meinem Sohn … Soll der auch mit für eure Pläne herangezogen werden?«
    »Hier ist keiner pervers oder abartig.« Weras Stimme klang schneidend, und sie warf einen grimmigen Blick in Ljonetschkas Richtung, der augenblicklich rot anlief und den Kopf noch tiefer hängen ließ. »Denkt darüber nach«, sagte Wera jetzt etwas milder. »Geht hinüber ins Gästehaus, ruht euch aus, und überlegt euch alles genau. Und glaubt bitte nicht, dass es mir Spaß

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