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Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou

Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou

Titel: Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Wickert
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ein französischer Richter in offizieller Mission. Wenn’s haarig wird, wende ich mich sofort an unser Generalkonsulat, und gut ist es!«
    Jil legte den Arm um seinen Hals und zog sein Gesicht zu sich herunter. Als sie eine Weile später aufstand und ihn an der Hand nahm, goss er sich das Whiskyglas noch einmal voll und folgte ihr in ihr Zimmer, in dessen Mitte ein ungewöhnlich breites Bett stand.
    Mitten in der Nacht fiel Jacques ein, dass Jil ihm nicht auf die Frage geantwortet hatte, ob sie ihm zu einem Treffen mit Hariri verhelfen könnte. Sie lag mit ihrem Kopf auf seiner rechten Schulter und atmete ruhig.
    Weshalb war sie auf seine Frage nicht eingegangen? Kannte sie Hariri? Wollte sie ihm etwas verschweigen?
    Kommissar Jean Mahon vertraute ihr.
    Aber hatte Margaux nicht gesagt: Trau niemandem?

Besuch in der Folterkammer
    I rgendein Lärm musste Jacques geweckt haben. Es war noch dunkel draußen. Allahu akbar. Der Muezzin rief zum Morgengebet. Vielleicht war es das.
    Er wollte nachschauen, wie früh es war, aber er erinnerte sich nicht, wo er seine Uhr abgelegt hatte.
    Jemand klopfte an der Tür.
    Jil schlief fest.
    Jacques überlegte kurz, entschied sich dann aber dagegen, selbst zur Tür zu gehen, wie hätte das denn ausgesehen vor den Dienstboten. Stattdessen schüttelte er Jil an der Schulter.
    »Was ist?«
    »Es klopft jemand an der Tür.«
    »Hmmm. Muss das sein?«
    Verschlafen stand sie auf, warf sich einen leichten Kaftan über und fragte durch die Tür, was los sei. Nach einem kurzen Wortwechsel setzte sie sich neben Jacques auf die Bettkante, seufzte tief, versuchte mit gespreizten Fingern ihre Haare zu bändigen und sagte: »Sie sind früher da, als ich es erwartet habe. Die Polizei will dich sprechen.«
    »Und was machen wir?«
    »Die werden dich erst einmal mitnehmen. Da können wir gar nichts machen. Ich hätte dich gestern Abend noch ausfiltern sollen. Ich gehe jetzt runter und halte sie auf. Du schleichst schnell in dein Zimmer, gehst ins Bad und machst dich frisch. Du weißt nie, wann du wieder dazu kommst.«
    »Wie kann ich das Generalkonsulat informieren?«
    »Das mache ich. Aber das geht erst morgen früh. Nimm deine Ausweise mit. Hast du irgendetwas Offizielles, das dich als Richter aus Paris ausweist?«
    »Habe ich.«
    Brahim stand mit einem Tablett, auf dem eine Tasse Kaffee dampfte, an der Treppe des Patio, als Jacques im Anzug mit Krawatte eine halbe Stunde später aus seinem Zimmer kam.
    Es wurde langsam hell.
    Drei Polizisten in Uniform standen mit umgeschnallten Waffen neben einem Zivilisten. Der schien das Kommando zu haben. Als Jacques die Tasse vom Tablett nahm, ahnend, dass die Polizisten sich provoziert fühlen würden, gab der Chef einen Befehl, und zwei Polizisten durchquerten den Innenhof, machten eine Bewegung, die bedeutete, Jacques solle die Tasse abstellen, und als er nicht schnell genug folgte und die Tasse an den Mund führte, um einen Schluck zu nehmen, packten sie ihn an den Schultern.
    Er ließ die Tasse bewusst fallen, sie zerbrach auf dem Boden.
    Brahim bückte sich schweigend und las die Scherben auf.
    Der Zivilist drehte sich um, als habe er nichts bemerkt und ging zur Haustür. Draußen standen mehrere Polizisten mit Maschinenpistolen neben zwei Jeeps und einer Limousine.
    Der Zivilist setzte sich auf den Rücksitz der Limousine und schlug die Tür zu. Die beiden Polizisten, die Jacques aus dem Haus geführt hatten, zerrten ihn hoch auf den Rücksitz eines Jeeps und nahmen rechts und links von ihm Platz. Jacques fühlte sich unwohl. Nicht nur wegen des ruppigen Verhaltens der Polizisten, sondern auch weil auf dem Rücksitz so wenig Platz war, dass die warmen Körper der Marrokaner ihm allzu nah kamen. Er fühlte sich regelrecht zwischen zwei nach Schweiß riechenden Männerkörpern eingeklemmt. Es ekelte ihn.
    Die Luft war warm und duftete nach Kümmel und Koriander.
    Die Fahrt durch die leeren Straßen zum Kommissariat dauerte keine zehn Minuten.
    Jacques hatte nach dem Rasieren eine SMS an Jean Mahon geschickt. Doch der würde jetzt noch schlafen.
    Die Polizisten zerrten ihn vom Jeep ins Kommissariat, und immer wenn Jacques versuchte, mit ihnen zu reden, schrien sie ihn an, wohl ahnend, dass er nichts verstand. Sie zerrten ihn in den Keller, wo die Zellen waren. Jacques wollte aus seiner Jacke den Dienstausweis hervorholen, weil er hoffte, der würde mit den französischen Nationalfarben und einem beeindruckenden Stempel wichtig und offiziell wirken, doch

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