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Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou

Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou

Titel: Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Wickert
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als er seine Hand in die Jackentasche steckte, riss ein Polizist sie heraus, fuhr ihn an und stieß ihn in eine der Zellen mit so viel Schwung, dass Jacques stolperte und stürzte. Und zwar so unglücklich, dass er mit dem Kopf auf die Kante einer Liege aufschlug und kurz die Besinnung verlor.
    Die Eisentür fiel hinter ihm ins Schloss. Er lag noch immer auf dem Boden. Als er zu sich kam, stand er wütend auf und trommelte gegen die geschlossene Tür.
    »Ich bin ein französischer Untersuchungsrichter«, schrie Jacques. »Ich will sofort mit dem Kommissar sprechen. Öffnet die Tür.«
    Er schrie, tobte, trat gegen die Tür, bis er merkte, wie vergeblich sein Zornesausbruch war.
    Plötzlich öffnete jemand, aber als er auf den sich weitenden Spalt zustürmte, schlugen Holzknüppel auf ihn ein. Auf den Kopf, auf die Arme, auf die Schultern.
    Es tat höllisch weh. Aber Jacques spürte es kaum. Er sprang durch die Tür, doch sofort warfen sich drei Mann auf ihn.
    Der Zivilist stand rauchend einige Meter entfernt. Als Jacques sich nicht mehr rühren konnte, trat er einige Schritte vor, beugte sich hinunter und drückte die glühende Zigarrette in den Nacken des Richters aus Paris. Er gab einen Befehl. Daraufhin warfen die Polizisten Jacques auf den Rücken und drückten Arme und Beine fest auf den Zementboden, damit er sich nicht rühren könnte. Der Zivilist durchsuchte die Taschen, zog die Brieftasche, das Telefon und den Dienstausweis heraus und ging, ohne einen Blick auf seine Beute zu werfen, zur Treppe.
    Jacques wurde wieder mit solcher Gewalt in die Zelle geworfen, dass er sich nicht auf den Beinen halten konnte und auf dem Boden landete. Einen Moment blieb er liegen. Ein wenig verzweifelt. Ein wenig? Ziemlich verzweifelt. Dann setzte er sich auf das Bett. Die Brandwunde im Nacken schmerzte. Jacques stecke den rechten Zeigefinger in den Mund, sammelte Speichel und fuhr damit über die schmerzende Stelle. Es tat weh.
    Durch die Eisentür hörte er lautes Rumoren. Plötzlich ein markdurchdringendes Wehgeschrei. Stille. Und wieder der gleiche Ton. Unmenschlich, dachte er. Aber unmenschlich stimmt ja nicht. Da quälen Menschen einen Menschen, der wie ein gefolterter Mensch schreit. Dann ein drittes Mal der Ton, der diesmal länger anhielt und dann immer leiser werdend abschwoll.
    Jacques hielt es nicht aus.
    Wieder schlug er gegen die Tür.
    Stille draußen.
    Er legte sich auf das Bett und versuchte sich zu entspannen.
    Eine Stunde, vielleicht mehr oder weniger mochte vergangen sein, da öffnete sich die Tür wieder. Diesmal zog Jacques sich zurück. Drei Mann standen draußen.
    Der Zivilist schob sich an ihnen vorbei und sagte: »Folgen Sie mir.«
    Ohne auf eine Reaktion von Jacques zu warten, drehte er sich um und ging die Treppe hoch. Zwei Uniformierte packten Jacques an den Armen, er versuchte sich loszureißen, aber der dritte gab ihm von hinten einen Schlag mit dem Holzstock auf die Schultern.
    In dem Raum, in den sie ihn brachten, hing ein Foto des Königs in einem billigen Rahmen. Auf der einen Seite des Tisches stand ein Hocker, auf der anderen waren mehrere Stühle. Jacques wurde der Schemel zugewiesen.
    Der Zivilist breitete auf dem Tisch die Papiere von Jacques aus.
    »Was machen Sie in Marrakesch?«, fragte er.
    »Ich bin in offizieller Mission als französischer Untersuchungsrichter eingereist. Ihre Botschaft in Paris ist darüber informiert worden. Und ich protestiere gegen meine Festnahme und die Gewalt …«
    »Ruhig!«, brüllte der Zivilist. Und als Jacques trotzdem laut weiterredete, gab sein Gegenüber mit dem Kinn ein Zeichen und einer der beiden Polizisten, die immer noch dicht neben Jacques standen, hielt ihm mit seiner kräftigen Hand den Mund zu, während der andere Jacques’ Arme an seinen Körper drückte.
    »Sie haben hier gar nichts zu protestieren!«, sagte der Zivilist. »Sie waren gestern an dem Ort, an dem elf Ihrer Landsleute mit einer Bombe getötet wurden. Und Sie sind sofort nach der Explosion geflohen. Das macht Sie verdächtig. Warum sind Sie nicht geblieben?«
    Jacques überlegte einen Moment. Jetzt galt es, eine Antwort zu finden, die seinem Peiniger keine Angriffsfläche bieten würde.
    »Genau diese Frage habe ich mir auch gestellt«, sagte Jacques, »als Richter sollte ich bei der Untersuchung helfen. Aber ich bin ein französischer und kein marrokanischer Justizbeamter. Ich habe hier also keine Aufgabe. Und noch etwas: Normalerweise kommen Polizei und Richter erst eine

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