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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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Sie mit Ihrem richtigen Namen ansprechen, Jacob Stringfellow?«
    Ich kehre ihr den Rücken zu. Gehe zur Tür.
    »Wie können Sie es wagen, mich in meinem eigenen Hause zu beleidigen? Es haben Bessere als Sie für geringere Vergehen den Weg zum Galgen angetreten.«
    In den alten Tagen konnte man hingerichtet werden, wenn man einem Orthokraten den Respekt verweigerte. »Die Zeiten haben sich geändert, Madame. Finden Sie sich damit ab.«
    »Kommen Sie auf der Stelle zurück!« Ihrem Geschrei folgt nach einer Sekunde das Krachen und Klirren von Keramik, die an der Wand zerschellt. » Dalit!«
    Ich knalle die Tür hinter mir zu, um diesem Mausoleum zu entfliehen, als der Diener der Dame hinter einem seidenen Azaleenstrauch hervorschießt und sich mir in den Weg stellt. Er winkt mir zu, ihm zur Haupteingangsschleuse zu folgen.
    Der Mann legt einen Finger an die Lippen und lugt um die Ecke. Dann krümmt er den Finger, um jemanden zu uns zu locken.
    »Mimi? Bitte scannen.«
    »Ein weiterer Herzschlag, Cowboy. Es ist Ebi.«
    »Ebi?«, wiederhole ich.
    Das Mädchen, das wir gerettet haben, gab es nicht mehr. An ihre Stelle war eine hoheitsvolle junge Frau getreten. Frisch gewaschen schmücken sich ihre markanten Wangenknochen mit einem warmen, kosmetischen Schein. Sie schickt den Diener fort und zieht mich in eine Nische.
    »Ich wollte dir danken«, sagt sie. »Deine Mannschaft hat sich in Lebensgefahr begeben, um uns zu retten.«
    »Das war nichts Besonderes.«
    Sie ergreift meine Hand. »Hättest du nur mich gerettet, hätte ich dir das abgenommen. Aber du hast auch meinen Bruder gerettet, und ich weiß ... ich weiß, dass sein Leben von dem Vertrag nicht abgedeckt wurde.«
    Ich kratze mich am Kopf. »Das hätte jeder Regulator getan.«
    »Aber Mutter nicht. Du hast meinem Bruder das Leben gerettet.« Ebi verbeugt sich. »Das Haus Bramimonde steht in deiner Schuld, Regulator. Ich schwöre, ich werde es dir eines Tages vergelten – in vollem Umfang.«

KAPITEL 6
    M ARIS V ALLORIS , P ANGEA A NNOS M ARTIS 238. 4. 7. 09:01
    Als Postule die Stufen zum Glockenturm hinter sich hat, der über der Hafenstadt Maris Valloris aufragt, schnauft er nur noch, und sein Gesicht ist so rot wie die Sonne, die am Horizont untergeht. Eine Hand presst er an seine Brust, mit der anderen drückt er das Lösegeld an seinen Busen. Die Königin erwartet ihn. Sie hat bereits eine Stunde und siebzehn Minuten gewartet und ist ... nun ja, gereizt. Und die Königin hasst es, gereizt zu sein.
    »Du kommst spät«, sagt sie zu dem fetten Mann.
    Durch ein hoch angebrachtes Oberlicht dringt Tageslicht in den Raum. Die verblassenden Sonnenstrahlen fallen auf die Robe der Königin, und ihr gefällt, wie sich das Licht in dem wasserzeichenartigen Lilienmuster des Stoffes fängt. Die Wände und der Boden des Raumes sind kahl, Musterbeispiel der klaren Linien, die die Architekten von Maris Valloris überall in der Stadt hinterlassen haben. Licht und Beton. CorpCom-Architektur. Manchen gefällt das. Die meisten tolerieren es nur. Die Königin interessiert es nicht die Bohne.
    »Bitte ... vergeben Sie mir«, sagt Postule schnaufend und keuchend. »Es gibt hier keinen ... Fahrstuhl ... und es sind so viele ... Stufen.«
    »Elftausendsechshundertfünfundsiebzig. Eine Stufe mehr, als die längste Treppe auf der Erde hat. Hätten Sie unterwegs die Plakate gelesen, wüssten Sie das. Allerdings hätten Sie mich dann auch noch länger warten lassen.« Sie zieht einen kleinen Dolch und ein gekochtes Ei aus den Taschen ihrer purpurnen Samtrobe. Mit der Spitze der Klinge entfernt sie die Schale, ohne das Eiweiß auch nur zu berühren. »Habe ich Ihnen nicht im Vorfeld gesagt, wie ungeduldig ich bin?«
    »Ja ... meine Königin. Bitte ... verzeiht mir. Ich habe das ... Lösegeld.« Er versucht, sich auf ein Knie sinken zu lassen, um sich zu verbeugen.
    Leichtfüßig springt sie herbei und tritt ihm das Bein unter dem Körper weg. Postule kippt zur Seite und rollt sich auf den Rücken.
    »Luft holen, Trottel.« Sie nimmt ihm das Geld aus der Hand und zählt es, nur um die Münzen unbekümmert wegzuwerfen. Das Geld prasselt zu Boden und macht dabei einen Lärm, den zu genießen sie sich Zeit nimmt.
    Dann stellt sie sich mit gegrätschten Beinen über den fetten Mann und lässt sich auf seinen Bauch plumpsen.
    »Uff«, keucht er.
    »Uff? Ich bin federleicht. Du bist furchtbar außer Form, Postule. Wären deine Verbindungen nicht so nützlich für mich, würde ich dich ausweiden

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