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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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verschließen. »Bin schon schdill.«
    »Dem Bischof sei Dank!« Ich stapele die Münzen auf dem Tisch. Die Hälfte gebe ich Vienne, die andere Hälfte Fuse als Lohn dafür, dass er sich in das System des Weltraumfahrstuhls gehackt hat. Der Bursche mag nervtötend sein, aber wenn es um Technik geht, ist er ein wirklich schlaues Kerlchen. Außerdem ist er, soweit ich gehört habe, ein großartiger Sprengmeister.
    »Wo sind denn deine Kröten, Chief?«, fragt Fuse, als ich ihm seinen Anteil über den Tisch schiebe.
    »Hab ich ausgegeben.« Mein Anteil an dem Geld ist längst verplant.
    »Locker im Umgang mit den Finanzen, was?«, sagt Fuse. »Ich wette, du hast alles für Weiber verbraten. Ein Mann mit deinem Aussehen. Man sollte glauben, die umschwirren dich wie Motten das Licht. Liegt bestimmt an dem kleinen Finger. Nicht viele Frauen haben Interesse an einem Dalit ... au! Mein Ohr!«
    Vienne hat es zwischen Daumen und Zeigefinger zusammengefaltet. Ich zähle bis sechzig, ehe ich sie anweise, ihn loszulassen. Als Zugabe verdreht sie ihm das Ohr noch kurz und versetzt ihm einen Schlag auf die Frisur.
    Ich lege noch eine weitere Münze auf den Tisch. »Vienne, besorg diesen beiden hart arbeitenden Regulatoren einen Liter Aqua pura . Ich zahle.«
    »Hurra!«, brüllt Jenkins. »Ab in die Kneipe!«
    »Treibt es nicht zu bunt«, rufe ich, als er die Stufen zum Eingang des Pubs hinunterstürmt.
    Vienne weist Fuse an, Jenkins zu folgen. »Du auch. Los!« Er rennt ebenfalls die Treppe hinunter, und seine schweren Stiefel dröhnen auf den Metallstufen. Als er außer Hörweite ist, beugt Vienne sich näher zu mir und legt die Hände auf den Tisch. Aus irgendeinem Grund werden meine Handflächen feucht.
    » Ich weiß, warum sie feucht werden«, verkündet Mimi ungefragt.
    »Halt’s Maul.« Ich lasse eine Münze auf dem Tisch kreisen, um meinen Händen etwas zu tun zu geben. »Ruhe auf den billigen Plätzen.«
    Vienne legt den Kopf schief und schaut mich an, die Stirn gerunzelt, während sie gedankenverloren die Lippen aneinanderreibt. Dann schnappt sie sich die Münze. »Du leistest mir keine Gesellschaft? Ich würde mich freuen ...«
    »Über meine Gesellschaft?«
    »... wenn ich diesen beiden Idioten nicht allein zuhören müsste.«
    »Nicht ganz die Antwort, die du dir gewünscht hast«, kommentiert Mimi.
    »Ruhe!«, zische ich hörbar, nur um mir sofort die Hand vor den Mund zu schlagen, als mir mein Fehler bewusst wird. Vienne weicht zurück. Verdammt. »Sorry, dich habe ich nicht gemeint. Ich habe nur ... laut gedacht.«
    »Ich gehe schon.« Sie schiebt den Stuhl zurück und will aufstehen.
    »Nein!« Ich packe ihr Handgelenk. »Ich meine ... äh, tut mir leid, wenn ich dich gekränkt habe. Das wollte ich nicht. Es ist nicht so, dass ich nicht gern ...« Du vermasselst es, Durango. »Es ist einfach so.« Aufhören! »Schätze, ich bleibe hier und genieße den Sonnenschein.«
    Der Himmel ist wolkenverhangen. Keine Sonne in Sicht. »Sonnenschein. Verstanden. Hör mal, wenn du allein sein willst, dann sag es einfach.« Sie zerrt ihren Arm weg, und mir wird bewusst, dass ich sie immer noch festhalte. Meine Finger drücken sich in ihr Handgelenk. Dann bemerke ich, dass ich ihren Puls spüre. Ihr Herz schlägt schnell.
    »Einhundertundzwei Schläge in der Minute«, sagt Mimi. »Ihr Ruhepuls liegt gewöhnlich bei neunundvierzig.«
    »Klappe halten.« Dieses Mal habe ich es nicht laut ausgesprochen, und ich beweise sogar Verstand genug, Viennes Handgelenk loszulassen. »Vienne, es ist nicht so, dass ich ...«
    »Du musst mich nicht anlügen, Chief.«
    »Ich habe nicht ...«
    »Ich weiß, was du tust.« Sie knallt die Münze auf den Tisch. »Wie lange willst du noch hungern? Du hast seit Wochen keine vollständige Mahlzeit mehr zu dir genommen.«
    »Vielleicht genug, um nicht mehr hungrig zu sein?« Puh, das war knapp. Erleichtert seufze ich auf und reibe mir die schmerzende Schläfe. Seit der Operation, bei der die KI eingepflanzt wurde, schmerzt sie ständig.
    »Mach, was du willst«, sagt Vienne. Ein frustrierter Beiklang hat sich in ihre Stimme geschlichen. »Aber Chief zu sein bedeutet nicht, dass du alles allein machen musst.«
    Da mir keine Antwort auf diese Worte einfällt, beobachte ich stumm, wie sie die Stufen hinuntersteigt und in Ares’ Pub verschwindet. Wieder lasse ich die Münze kreisen. Was habe ich mir nur dabei gedacht, Vienne so anzufassen? Du bist ein Idiot, schelte ich mich – und auch wenn Mimi sich nicht

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