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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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Panzerung sehen.
    Ich bleibe stehen. Kehre dem Wachhäuschen den Rücken zu. »Hier hast du genug Geld, um bei TransPort die Weiterfahrt nach Fisher Four zu bezahlen.« Ich drücke Vienne ein paar Münzen in die Hand.
    »Und wofür ist der Rest?«
    »Um die Wachen zu bezahlen.«
    »Bleibt dir denn genug für ein Abendessen?«
    »Ja«, antworte ich, auch wenn es eine Lüge ist. Jedes bisschen Geld, das ich besitze, wird dafür draufgehen, irgendjemanden zu bezahlen.
    Vienne legt die Faust in die offene Handfläche und verbeugt sich leicht. Der Gruß der Regulatoren. Ich erwidere ihn. Als sie sich wieder aufrichtet, treffen sich unsere Blicke. Ihre Augen sind haselnussbraun. Seit wann?
    »Schon immer«, geht Mimi dazwischen. »Bist du eigentlich der unaufmerksamste Regulator aller Zeiten? Ja, haselnussbraune Augen, blondes Haar. Größe: eins Komma neun Meter. Gewicht ...«
    »Schon verstanden«, knurre ich sie tonlos an. »Kein Grund, darauf herumzureiten.«
    »Offensichtlich doch, oh achtsamer Einer. Ein Regulator sieht alles, Cowboy. Ich tue es bestimmt.«
    »Was soll das heißen?«
    Mimi antwortet nicht.
    »Chief«, sagt Vienne. »Mach bitte schnell. Wenn du den TransPort verpasst, muss ich allein mit den beiden zur Hölle fahren.«
    »Komm schon, Vienne, so schlimm ist es auch wieder nicht.«
    »Doch«, sagt sie. »Ist es.«
    Als wir uns getrennt haben, gehe ich zu dem Wachhäuschen. Der Wachmann starrt mich durch ein Drahtgitter an. »Dr. Jacob Smith«, stelle ich mich vor. »Ich möchte einen Gefangenen besuchen. Medizinische Berechtigung liegt vor.« Ich nenne ihm die Gefangenennummer meines Vaters.
    »’tschuldigung«, sagt er. »Ich hab die Nummer nicht verstanden.«
    Ich lege ein paar Münzen auf den Schalter und schiebe sie durch die kleine Öffnung im Gitter. Dann wiederhole ich Vaters Nummer.
    »Ah, der Gefangene. Kommen Sie ins Wachhäuschen zur Durchsuchung.« Er zwinkert. »Doc.«
    Bestechung und Korruption. Markenzeichen der CorpCom-Ära. Drinnen schiebt der Wachmann eine Geldkassette über den Schreibtisch, während seine Partnerin mich mit einem Scanner überprüft.
    »Komisch«, sagt der weibliche Sarge, bewundert meine Symbipanzerung und schnippst mit dem Finger dagegen. »Ist nicht mal als Rüstung erkennbar. Sie hatten ein Update. Ist es das neueste Modell?«
    Den anderen Wachmann interessiert das keine Spur. Er kümmert sich nur um das Naheliegende. »Legen Sie Ihre Waffen in die Kiste.«
    Ich ziehe das Armalite aus dem Futteral und lasse es sacht in der Kiste verschwinden.
    »Von hier an mache ich weiter, Regulator«, sagt der Mann und streckt die Hand nach dem Deckel aus, um die Kiste zu schließen.
    »Nein!« Ich packe sein Handgelenk. Fühle, wie das weiche Fleisch nachgibt, als ich zudrücke und einen Nerv erwische.
    Er grunzt, und seine Augen weiten sich. Mit der freien Hand tastet er nach seiner Faustfeuerwaffe. Ich knalle den Deckel zu, ehe ich den Mann loslasse.
    »Auf den Boden!« Er hat seine Pistole gefunden und hält sie nun in den zitternden Händen. »Auf die Knie!«
    Die Frau lacht. »Schneller Bursche, was? Wie eine verdammte Schlange. Schlägt zu, ehe du auch nur mit deinen Knopfäuglein blinzeln kannst.«
    »Sarge!«, empört sich der Wachmann. »Er hat mich angegriffen!«
    »Eigentlich hat er dir dein wertloses bisschen Leben gerettet.« Die Frau nimmt ihm die Pistole ab. Sie ist immer noch gesichert. »Du wolltest gerade nach seinem Armalite greifen. Weißt du nicht, was dann passiert wäre? Das Ding ist mit Sprengfallen ausgestattet. Hättest du es angerührt, wären wir jetzt beide tot.«
    »Wirklich?«, fragt er mich.
    »Wirklich«, antworte ich. »Das Armalite ist auf meine biorhythmische Signatur kodiert. Standard-Regulatoren-Zeugs. Kann ich jetzt rein?«
    »Fünf Minuten, nicht mehr.« Die Frau öffnet eine Tür, die zu einem langen Gang führt. Kaum habe ich ihn betreten, fällt hinter mir krachend die Tür ins Schloss.
    Am Ende des Gangs gibt es einen Stuhl und ein Fenster, sonst nichts.
    »Mimi, kannst du mir ein paar Minuten Funkstille gönnen?«
    »Alles, was du willst, Cowboy. Klopf einfach an, wenn du meine Aufmerksamkeit wünschst.«
    Ich setze mich. Eine Plexiglasscheibe trennt mich von einem Mann, der auf einem Stuhl wie meinem sitzt. Sein Kinn ruht auf seiner Brust, seine Augen sind geschlossen. Ich poche an das Fenster, und er blickt auf.
    Er hat Gewicht verloren. Seine Wangen sind eingefallen, die Falten auf seiner Stirn sind schlaff, und auf seiner Haut

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