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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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ziemlich schmale Schultern. Ein Jahr älter ist er auch. Nicht, dass das etwas ausgemacht hätte. Regulatoren scheren sich wenig um ihr Alter. »Wenn der richtige Kerl auftaucht, dann wäre sie ... wäre sie ...«
    Er spitzt die Ohren. »Offen für den Gedanken?«
    »Nicht ganz so wild darauf, den Typen umzulegen, wie normalerweise.«
    »Das hört sich nicht sehr beruhigend an.«
    »Na ja ...«
    »Aber ich gehe keiner Gefahr aus dem Weg.« Er knufft mich kumpelhaft in den Magen. »Ich bin bereit, einen Versuch zu wagen. Wann geht’s los?«
    »Morgen früh. Wenn es uns gelingt, noch ein paar weitere Regulatoren aufzutreiben. Ich hätte gern wenigstens sechs, also fehlen uns noch mindestens drei.«
    »Wieso? Ich, Jenkins und ihr beide, das sind schon mal vier. Fehlen nur noch zwei.«
    »Jenkins hat das Angebot ausgeschlagen.«
    Fuse schnalzt mit der Zunge. »Überlass ihn einfach mir. Und ihr beide zieht los und kümmert euch um alles andere. Wir treffen uns morgen in der Dämmerung bei TransPort. East End Station, richtig?«
    »Richtig.«
    »Wir sehen uns.« Er zwinkert Vienne zu. »In aller Frische, Schätzchen. Du musst dich übrigens nicht schminken. So, wie du bist, siehst du supersexy aus.« Er schlüpft aus dem Zelt, als Vienne zu ihrer Waffe greift.
    »Du kannst ihn jetzt nicht umlegen.« Ich packe ihren Arm. »Die Richtlinien verbieten es, einen Angehörigen des eigenen Davos zu erschießen, umso mehr, wenn du ihn in den Rücken schießen willst.«
    »Chief!« Sie rammt die Armalite in ihr Futteral. »Sag mir, dass du das nicht getan hast.«
    »Ich musste.«
    »Aber dieser Schürfer jagt sich doch nur selbst in die Luft!«
    »Dann lass uns hoffen«, sage ich grinsend, »dass er ein paar Dræu mitnimmt.«

KAPITEL 11
    N ORILSK G ULAG , N ORILSK D ISTRICT A NNOS M ARTIS 238. 4. 8. 06:51
    Mein Vater ist ein gefallener Engel. Dieser Gedanke geht mir durch den Kopf, als Vienne und ich die eisigen Stufen hinaufsteigen, die von der TransPort-Station zur Oberfläche führen. Der Gedanke kommt mir jedes Mal, wenn ich eine Reise nach Norilsk unternehme, einem Gulag, der Gefangene verschluckt wie ein schwarzes Loch das Licht. Es hilft mir, den Zorn zu unterdrücken, der in mir wütet.
    »Ist das der richtige Ort?«, fragt Vienne. Haarsträhnen wirbeln ihr ins Gesicht, als wir die Oberfläche erreichen.
    Dieselabgase erfüllen die Luft und verbreiten einen Dunst aus Verbrennungsrückständen. Lastwagen donnern auf der breiten Straße vorbei, einer nach dem anderen, Stoßstange an Stoßstange. Die Schlange ist endlos und bewegt sich schnell voran. Die Motoren sind laut, die Fahrer noch lauter. Sie liegen offenbar auf ihren Hupen, während sie Schimpfworte in Englisch, Japanisch, Französisch, Spanisch und Farsi ausspucken. Ich spreche drei Sprachen. Schimpfen kann ich in sieben.
    »Es ist der richtige Ort«, brülle ich über den Lärm hinweg.
    Der Ausgang der Station führt uns zwischen zwei mächtige graue Gebäude, die mit Rost und Staub bedeckt sind. Regierungsgebäude, erbaut von CorpCom. Gewaltige, aufeinandergestapelte Betonplatten. Keine architektonische Finesse. Keine liebvollen Ausschmückungen. Kein Herz. Keine Seele. Sie erinnern mich an meinen Vater.
    »Wir gehen da rüber.« Ich zeige auf eine Leuchtsignalanlage an einer riesigen Straßenkreuzung. Die Lichter müssten jeden Moment umspringen.
    Im Gleichschritt laufen wir zu einem etwa fünfzig Meter entfernten Kontrollpunkt. Es ist der Besuchereingang des Norilsk Gulag. Vater erwartet mich.
    »Er ist ein gefallener Engel«, wiederhole ich tonlos.
    »Ist das ein neues Mantra?«, fragt Mimi. »Oder versuchst du nur, dafür zu sorgen, dass du nicht noch einmal dein Mittagessen erbrichst?«
    »Ich hatte kein Mittagessen«, kläre ich sie auf.
    Vienne geht schweigend neben mir her. Ich mag es, zu schweigen. Besonders bei ständigen Begleitern.
    »Geht das gegen mich?«, fragt Mimi.
    »Ja.« Verstohlen werfe ich einen Blick auf Vienne. Die Schultern durchgedrückt. Das Kinn hochgereckt. Der Blick unbeirrt nach vorn gerichtet. Ein Körper, der sich mit einer solchen Anmut bewegt, dass ich sie instinktiv in die Arme ziehen und an mich pressen möchte und ... und ... auf Ideen komme. Ideen, die einem Chief gegenüber einem anderen Regulator verboten sind. Besonders gegenüber seiner Nummer zwei.
    Am Kontrollpunkt versperrt uns ein Tor den Weg. Zwei Posten in einem Wachhäuschen, ein weiblicher Sergeant und ihr Partner. Sie blicken gelangweilt drein. Bis sie unsere

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