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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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werden, der zu sein ich dich entworfen habe!«
    Ich schüttele bedächtig den Kopf. Reibe mir die große, wulstige Narbe an meiner Schläfe. Jedes Mal das gleiche Gerede. Ja, er hat jede denkbare Variable einkalkuliert und jede Zutat genutzt, derer er habhaft werden konnte. Vielleicht hätte ich mehr werden sollen, als ich bin. Vielleicht hätte er daran denken sollen, ehe er die tödlichsten Bestien des Mars auf seine eigenen Truppen losgelassen hatte. Truppen, zu denen auch ich gehört habe.
    »Antworte mir!«, blafft er mich an.
    Über uns erklingt ein Geräusch. Ein Wärter taucht hinter Vater auf. Ich erhebe mich. Lege die Faust zum Regulatorengruß in die Handfläche und verbeuge mich tief, um meinen Respekt zu bekunden.
    Mein Vater ist ein gefallener Engel, sage ich mir im Stillen, doch als ich mich aufrichte, ist er schon fort.

***
    Als ich das Gefängnis verlasse, sehe ich zwei Schatten zu beiden Seiten des Stegs und weiß sofort, dass etwas nicht stimmt.
    »Mimi«, sage ich, nachdem ich mir an die Schläfe gepocht habe. »Du kannst dir den Scan sparen. Ich erkenne den Gestank von Kollektoren, wenn er mir in die Nase steigt.«
    »Zu spät«, erwidert sie. »Ich habe sie bereits lokalisiert, als du noch im Wachhäuschen warst.«
    »Ich muss mich bedanken«, sage ich. »Dafür, dass du mich ein paar Minuten mit meinem Vater allein gelassen hast.«
    »Es war mir eine Freude, Cowboy. Ehrlich.«
    Mimi hasst Vater. Ich kann es ihr nicht zum Vorwurf machen. Schließlich ist er derjenige, der für ihren Tod verantwortlich ist.
    Es dauert noch ein paar Sekunden, bis die Kollektoren in Erscheinung treten. Männlich, Zehner. Als ich zur Ampel gehe, schleichen sie sich an. Beide tragen hellgraue Anzüge mit hoch schließenden, schwarzen Kragen über einem Kollar. Geben sich als Geistliche aus. Die Tarnung ist gut, und die meisten Bürger New Edens halten Abstand zu ihnen. In der Zeit der Orthokratie waren Priester gefährliche Männer. Das hat bis heute niemand vergessen.
    »He, Durango«, sagt der Größere zu mir. »Hab gehört, du hättest da ein dolles Ding abgezogen. Nur, dass der Kidnapper, dem du in die Quere gekommen bist, Verbindungen hat. Unerfreuliche Verbindungen, falls du weißt, was ich meine.«
    »Mimi?«, sage ich, als wir die andere Straßenseite erreicht haben und ich mich dem Eingang zur TransPort-Station zuwende. »Die sind bewaffnet, stimmt’s?«
    »Dienstrevolver«, antwortet sie. »CorpCom-Standardausrüstung für Stoßtruppangehörige. Sei vorsichtig.«
    »Bin ich das nicht immer?«
    »Nein.«
    »He!«, sagt der Große und versetzt mir einen Hieb auf den Rücken, den die Panzerung wirkungsvoll abfängt. Hoffentlich hat er sich dabei die Haut aufgerissen.
    Ich drehe mich zu ihm um. Packe seine Faust, die gerade zum nächsten Schlag ausholen will, und drücke sie kräftig genug, dass er es durch seinen Handschuh deutlich spüren kann. »Spar dir das Gequatsche, Botenjunge. Was will Mr Lyme?«
    Der zweite Knabe – der Schläger in dem Team – macht Anstalten, einzugreifen. Ich ziehe mit der freien Hand meine Armalite und ziele auf seinen Genitalbereich. »Denk nicht mal daran. Nicht mal blinzeln solltest du.«
    Er erstarrt.
    »Guter Mann«, sage ich. »Nun wieder zu dir, Botenjunge. Weshalb hat Mr Lyme dich geschickt?«
    Er kneift die Augen zu. Versucht, so zu tun, als würden die Knochen, die ich ihm zusammendrücke, nicht schmerzen. »Deine letzte Zahlung war nicht ausreichend. Es kostet Mr Lyme immer mehr, deinen armen Papa so zu schützen wie bisher.«
    »Ich halte mich an die Bedingungen unserer Abmachung«, sage ich dem Kollektor und lasse seine Hand los. Die Armalite halte ich weiterhin schussbereit. Es sind immer die stillen Typen, auf die man am meisten aufpassen muss. »Mr Lyme bekommt die Hälfte meiner Einnahmen von jedem Auftrag im Gegenzug dafür, dass er meinem Vater die Räuber und Unbelehrbaren vom Hals hält. Euer Boss hat einen gerechten Handel mit mir geschlossen.«
    »Was bedeutet das für mich?« Der Kerl spannt und entspannt seine Faust. Grinst. Hält mein Entgegenkommen für ein Zeichen von Schwäche. Selbstgefälliger Schleimer.
    »Nicht viel«, sage ich. »Aber als ich diesen Handel mit Mr Lyme abgeschlossen habe, gab ich ihm ein Versprechen.«
    »Was für ein Versprechen, Durango?«
    »Dass ich ihm eine Kugel durch den Kopf jage, wenn er vertragsbrüchig wird.«
    Der Kollektor lacht. Sein Kamerad ebenfalls. »Der ist gut. Du bist ein echter Witzbold.«
    »Nicht, wenn

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