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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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waren nicht die Rostköpfe.«
    »Gut beobachtet«, sagt Spiner. »Das waren die Big Daddys. Beim Tunnelbau macht den Sandflöhen keiner was vor. Nicht mal die besten Struvitminenarbeiter auf dem Planeten.«
    »Die wären?«, frage ich.
    »Wir natürlich.«
    »Arm, aber stolz«, sagt Vienne leise.
    Im Licht der Lampen erkenne ich eine Ziegelmauer auf der linken Seite und eine breite Stahltür auf der rechten, breit genug, sie mit einem Motorschlitten zu passieren.
    »Keine Multivid-Überwachung?«, frage ich Mimi. »Keine Netzhauterkennung?«
    »Nichts«, sagt sie.
    »Überhaupt keine Überwachungsanlage? Ich fasse es nicht.« Fisher Four ist im Vergleich zum Rest des Mars glatte hundert Jahre zurück.
    »Übertreib nicht immer«, sagt Mimi. »Du bist hypermoderne Technik gewohnt, das ist alles.«
    »Sprichst du von dir?«
    »Das auszusprechen ist wohl kaum notwendig.«
    »Du hast es aber ausgesprochen.«
    »Au contraire« , sagt sie. »Du hast es ausgesprochen.«
    Ein paar Sekunden später flutet weißes Licht den Tunnel, als Spiner die Luftschleuse öffnet. »Trautes Heim, Glück allein«, sagt er und tritt hinein.

KAPITEL 15
    H ÖLLENKREUZ , A USSENPOSTEN F ISHER F OUR A NNOS M ARTIS 238. 4. 0. 00:00
    »Was ist so toll an dieser Müllhalde?«, grollt Jenkins.
    Nach einem kurzen Blick auf meine Umgebung stelle ich mir die gleiche Frage. Wir bahnen uns einen Weg durch ein Gebiet, das mit Gerümpel übersät ist, ehe wir eine Reihe Bogengewölbe in Zwiebelform erreichen. Zerfetzte, verblasste Fahnen hängen an den Gewölben, doch man kann das rote Kreuz und den Kreis der Orthokratie noch immer erkennen. Sämtliche Torbögen sind mit verrostetem Stacheldraht versperrt, bis auf einen, durch den wir zu einem kreisrunden, gepflasterten Platz gelangen. Ventilatoren sorgen für Wind, der Struvitstaub über den Platz treibt. Der Staub sammelt sich an den Überresten eines Minenlasters, ein paar Abfallmulden und einem Durcheinander verrotteter Körbe.
    Aus einiger Entfernung höre ich mahlende Maschinengeräusche und das Echo eines Hammers. Irgendetwas Nebulöses geht hier vor. Halten die Minenarbeiter das Bergwerk immer noch in Betrieb?
    Vor uns befindet sich ein viereckiges, zweistöckiges Gebäude, maisgelb und mit zwei oktagonalen Türmen. In den Türmen gibt es Schießscharten, die sich bis auf eine Höhe von dreißig Metern hinziehen. Ich denke ständig an Himmel, statt an Luft, aber wenn ich aufblicke, ist da nur eine vernebelte Schwärze, die mich daran erinnert, dass wir einen halben, vielleicht sogar einen ganzen Kilometer unterhalb der Planetenoberfläche sind.
    Die beiden Türme lassen erkennen, dass das viereckige Gebäude zu Verteidigungszwecken erbaut wurde. Endlich etwas, worin wir uns mit unseren Regulatorenzähnen verbeißen können. Es gibt drei Türen – je eine schmale, mit eisernen Riegeln gesicherte auf beiden Seiten und eine doppelt so breite Haupteingangstür in der Mitte, deren Türblätter aus schweren, zusammengegurteten Stahlplatten bestehen. Derzeit stehen sie weit offen und geben den Weg hinunter zu einem Gang mit flachem Dach frei, in dem etliche kleine Kisten stehen.
    »Willkommen im Kreuz«, sagt Spiner.
    Der Boden ist mit Girih-Kacheln ausgelegt, die ein kompliziertes Muster bilden, das an Kristalle erinnert. Die Kacheln lenken den Blick geradewegs zur Mitte eines Wohnhofes und zur Statue von Bischof Lyme, dem ersten Regenten der Orthokratie. Der Große Oberschwanz höchstpersönlich. Er trägt eine Kutte und hält in der einen Hand eine Spitzhacke, in der anderen ein Gebetbuch. Die Statue ist mir schon an einem Dutzend verschiedener Orte begegnet. Sie sieht immer gleich aus, abgesehen von der Spitzhacke. In New Eden hält sie stattdessen eine Rohrzange in der Hand. In den Gewächshausanlagen in Tan Hauser Gates ist es eine Kelle. Und in der Kampfschule hat er ein Armalite in der Hand.
    »Der alte Eiferer kommt ganz schön rum«, stelle ich fest.
    »›Seht meine Werke, Ihr Mächtigen‹«, sagt Mimi, »›und verzweifelt.‹«
    »Byron?«
    »Shelley.«
    »Die beiden bringe ich immer durcheinander.«
    »Byron war der mit dem Klumpfuß.«
    »Ich dachte, das wäre Ödipus gewesen.«
    »Du treibst mich zur Verzweiflung, Cowboy.« Mimi gibt einen Laut von sich, der wie ein Seufzer klingt. »Nur gut, dass du wenigstens geradeausschießen kannst.«
    Hinter der Statue mache ich neben einem großen Kran zwei Minarette aus, hoch aufragende Zwiebeltürme, deren Gestalten denen der Bogengewölbe

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