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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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habe.
    »Nicht die passende Gegend für Regulatoren«, sagt er.
    Das Licht meiner Helmlampe fällt auf sein Gesicht. In dem schmalen Lichtkegel vermitteln die Narbe und das fehlende Auge mir den Eindruck, als würde er eine groteske Maske tragen.
    »Ich habe nachgedacht«, sagt er. »Wie bist du zum Chief dieses kleinen Davos geworden?«
    »Eine Folge der Umstände.«
    »Sind diese Umstände auch dafür verantwortlich, dass du nur einen Regulator hast?«
    »Sie kämpft für fünf.«
    »Ein Davos sollte aus zehn Regulatoren bestehen.« Er schnäuzt sich in seine Hand. »Die Orthokraten wussten, wie man einen Regulator ausbilden muss. Das war nicht so eine Versammlung massenproduzierter, jämmerlich billiger Kopien. Ist nicht böse gemeint.«
    »Schon gut.«
    »Lügner«, sagt Mimi. »Du findest das überhaupt nicht gut.«
    »Daher kommt auch der Begriff Davos «, fährt Ockham fort. »Ein Meister versammelt neun Gefolgsleute zugleich um sich. Die Akolythen wurden ausgebildet, sich allein durchzusetzen, haben aber auch gelernt, als Gruppe zu kämpfen und ihre Kameraden zu verteidigen. Sie haben zusammen gelebt, gegessen und gekämpft, und wenn es sein musste, sind sie zusammen gestorben.«
    »Aufgeblasener Schwätzer«, sagt Mimi. »Jeder Regulator weiß das.«
    »Pssst. Lass ihn reden. Warten wir ab, worauf er hinauswill.«
    »Wenn ein Meister gestorben ist«, fährt Ockham fort, »sind die Akolythen ihm in den Tod gefolgt – der Schöne Tod –, oder sie wurden Dalit . So lauteten die Richtlinien. Das alles hat sich geändert, als die Orthokratie den Bach runtergegangen ist. Regulatoren, die einst die Bewahrer des Friedens waren, wurden zu Söldnern.«
    »Das ist allgemein bekannt, Ockham«, sage ich und denke an Vienne. Sie hat ihr Leben den Richtlinien, ihrem Davos und ihrem Chief unterworfen. Ihr höchstes Ziel ist es, einen Schönen Tod zu sterben. Mein Ziel ist es, sie am Leben zu erhalten.
    Ockham fegt mir Staub von der Schulter und legt das doppelte Chevron frei, das Rangabzeichen eines Chief Sergeant. »Die alten Meister brauchten keine Streifen, um gute Anführer zu sein.«
    »Die alten Meister sind tot«, sage ich. »Die Zeiten ändern sich.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Stimmt’s?« Ockham reckt den Kopf hoch und offenbart die Bartstoppeln unter seinem Kinn und an seinen Hängebacken. Für einen winzigen Augenblick ist er kein abgehalfterter, ausgebrannter Söldner mehr, sondern ein junger Kämpfer, stark und voller Selbstvertrauen. »Da ist noch was, das ich loswerden will. Du und diese Vienne ...«
    »Was ist mit uns?«
    »Ich habe bemerkt, wie du sie anschaust. Du glaubst, du liebst dieses Mädchen. Aber deine Gefühle haben dich in einem Punkt blind gemacht. Willst du wissen, in welchem?«
    »Nein«, sage ich und unterdrücke den Wunsch, ihn auf der Stelle zu erwürgen. »Mich interessiert nicht, was du mir zu sagen hast.«
    Das hindert ihn nicht. »Sie hat etwas an sich, das dir den Kopf verdreht, aber genau das wird zugleich immer zwischen euch stehen.«
    »Du bist ja richtig poetisch«, sage ich, »für einen verkrusteten alten Knacker.«
    »Was meinst du wohl, wo ich die Kruste herhabe, Söhnchen?« Er lacht herzhaft, ehe sich der ermattete Ausdruck wieder über sein Gesicht legt. »Ich habe meine Kämpfe nicht nur im Krieg ausgetragen. Es gibt schlimmere Wunden als die, die eine Kugel dir schlägt.«
    Lassen wir es dabei bewenden, sage ich mir, als Ockham davonschlendert, um zu Jean-Paul aufzuschließen. Ihm die Ohrfeige zu verpassen, die er verdient hätte, ist den Ärger nicht wert.
    »Tu es trotzdem«, sagt Mimi.
    »Hör mit der Kiebitzerei auf!«
    »Kiebitzen ist mein Job.«
    »Ich dachte, es wäre dein Job, mich am Leben zu halten.«
    »Ich bin eine vielseitig begabte KI«, sagt sie. »Außerdem gibt es weniger offenkundige Möglichkeiten, dich am Leben zu halten.«
    Vor uns knipst Spiner eine Lampe an, und die Gruppe biegt nach links ab. Vienne winkt uns zu, uns zu beeilen.
    »Laufschritt«, sage ich.
    Wir laufen gebückt, um einer Begegnung mit der niedrigen Decke aus dem Weg zu gehen, und holen die anderen am Ende des Tunnels ein. Vor einer Luftschleuse bleiben wir stehen. In der Mitte der kreisrunden Eisentür befindet sich ein Bullauge.
    Hier ist auch der Tunnel beinahe vollkommen rund. Die Oberfläche ist so glatt wie Glas. »Ihr Minenarbeiter habt gute Arbeit geleistet«, sage ich und streiche mit einer Hand über die Wand.
    Jenkins verzieht verächtlich das Gesicht. »Das

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